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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Hause machen sie gerade Heu …«
    »Gott schütze euch!«
    Trepte sah jedem von ihnen ein letztes Mal in die Augen. Dann rannte er zu seinem Zug, um seinen Platz an der rechten Seite einzunehmen.
    Doch schon nach wenigen Schritten entdeckte er etwas, das ihn mit noch mehr Bitterkeit erfüllte: den Leichnam der Marketenderin Marie. Sie lag gegen einen Baum gelehnt, ein spitzes, eine Elle langes Stück Holz hatte ihr den Hals durchbohrt. Ihr Gesicht war vor Schmerz verzerrt, die Uniformjacke voller Blut.
    Sein letzter Befehl hatte sie nicht schützen können.
    Nun brauchte er ihr die Nachricht vom Tod ihres Mannes nicht mehr überbringen; nun waren beide im Tod vereint. Vielleicht waren sie sogar im gleichen Moment gestorben. Der Kuss, den sie ihrem Heinrich vorhin gegeben hatte, war ihr letzter gewesen.
    Das wird hart für die Männer, dachte Maximilian Trepte. Jeder von ihnen hatte Marie auf seine Art geschätzt und gemocht. Sie war nicht gerade eine zarte Seele, das war bei ihrer Arbeit auch nicht zu erwarten, aber tüchtig, und hatte ihnen allen das Leben im Feld leichter gemacht. Hinter sich hörte er Werslows dunkle Stimme ein Gebet murmeln und den jungen Fred Hansik aufschluchzen.
    Als sie den Hügel hinabmarschiert waren, sah Trepte rechts vom Weg ein Pferd, das sich wälzte und nicht hochkam. Es war ein schönes Tier, ein Schimmel, und wieherte durchdringend vor Qual und Schmerz. Der Premierleutnant war schon kurz davor, hinzurennen und dem Tier den Gnadenstoß zu geben, weil er das nicht länger ansehen und anhören konnte. Doch ein Husar kam ihm zuvor.
    Blitze zuckten vor ihnen zwischen dunklen Wolken. Jetzt erst wurde Maximilian klar, dass das Krachen nicht mehr von den Batterien kam, sondern vom Himmel.
    Der besondere Duft eines beginnenden Gewitterregens – eine Mischung aus Staub, Frische und Gras – erfüllte die Luft. Minuten später fielen die ersten Tropfen, bald goss es wie aus Kannen. Trepte hielt sein Gesicht dem Regen entgegen, um ihn auf der Haut zu spüren. Um zu spüren, dass er noch lebte.
    Es schüttete so heftig, dass die Regentropfen Blasen in den Pfützen schlugen und Schlamm unter den gleichmäßigen Tritten der Männer aufspritzte. Das wird es den Dreckskerlen schwerer machen, diese gottverdammten Hügel hinaufzuklettern, dachte er zornig.
    Während die Korps Blücher und Yorck in straffer Ordnung die letzte verbliebene Straße Richtung Wurschen entlangmarschierten, der Neiße entgegen, sprengten Kosaken an ihnen vorbei Richtung Feind.
    Ihr Anblick erfüllte Maximilian mit Genugtuung. Die Kosaken würden dicht vor den feindlichen Verfolgern herumschwirren, sie in kleine Gefechte locken und ihnen den direkten Kontakt zu den abziehenden Truppen verwehren. Seine Männer und die anderen der Brigade Röder würden in Klein-Bautzen den Rückzug so lange decken, bis sich die Korps Blücher und Yorck neu formiert hatten.
     
    Premierleutnant Maximilian Trepte vom Preußischen Garderegiment zu Fuß konnte nicht wissen, dass Napoleon Bonaparte bereits am Vormittag verkündet hatte, er werde die Schlacht um drei Uhr gewonnen haben.
    Das war, als sein Marschall Oudinot , dem der Ruf anhing, feindliche Kugeln geradezu magisch anzuziehen, ihn dringendst um Verstärkung bat. Und wenn der für seinen Todesmut berüchtigte Draufgänger um Verstärkung bat, musste die Lage schon sehr brenzlig sein. Oudinots Korps war im Süden des Schlachtfeldes in tödliche Bedrängnis durch russische Truppen geraten. Der Kaiser lehnte ab. Sein Marschall erhielt von ihm Order, bis drei Uhr durchzuhalten, und verlor in dieser Zeit die Hälfte seiner Männer.
    Die ersten Boten mit Siegesmeldungen schickte Bonaparte schon los, als sich Trepte und seine Männer mittags gerade wieder von Preititz aus zu den Kreckwitzer Höhen durchschlugen.
    Der Plan des Kaisers war einfach und genial: Elf Uhr sollte Neys Armee von Norden aus auf Preititz vorrücken. Seine beiden vereinten Armeen waren zusammen zweihunderttausend Mann stark und damit dem Feind schlagartig um das Doppelte überlegen. So konnte er ihn in die Zange nehmen und würde spätestens um drei Uhr gewonnen haben, glanzvoll wie immer.
    Ob der alte Haudegen Blücher wusste, dass sein Widersacher Bonaparte den heutigen Sieg exakt für die Stunde angekündigt hatte, als er den Rückzug befahl?
    War das eine zufällige Übereinstimmung?
    Beweis der exakten Planung des genialen Schlachtenlenkers Napoleon?
    Oder das Zeichen dafür, dass die erbitterten Gegner einander gut

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