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1816 - Hüter der Glückseligkeit

Titel: 1816 - Hüter der Glückseligkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und zum Wäldchen hinüberführte.
    Feinkörniger, rabenschwarzer Kies bedeckte den Weg, der unter unseren Füßen leise knirschte und so scharfkantig war, daß ich flugs wieder meine Schuhe anzog.
    Der Pfad beschrieb sanfte Kurven und wirkte sehr einladend. Er führte in das Innere des Wäldchens.
    Was mochte es dort zu entdecken geben?
    Perry nickte und setzte sich in Marsch. Ich folgte ihm in zwei Schritten Abstand. Ganz geheuer war mir nicht; bei so einladenden Szenerien war ich fast immer mißträuisch. Das Schöne und das Schreckliche pflegten bei unseren Abenteuern fast immer dicht nebeneinander zu liegen.
    Es mußte doch einen Grund geben, weshalb in dieser Stadt niemand mehr lebte? Die Galornen waren sie freiwillig abgezogen, überdrüssig der Traumwelt, die sie selbst in Szene gesetzt hatten? Oder waren sie vertrieben worden aus diesem eigentümlichen Paradies?
    „Diese Anlage muß einen Sinn haben", bemerkte Perry nachdenklich. „Oder wenigstens gehabt haben."
    Von unseren Freunden’in den Unterstädten wußten wir, daß es noch einige anderer solcher Stadtanlagen auf Galorn gab, aber diese Siedlungen waren unbewohnt, nichts weiter als Ansammlungen von Schutt und Ruinen. Auch das mußte seine Ursache haben.
    Warum verließ ein Volk seinen Planeten?
    In diesem Fall war es durchaus erklärlich - wenn man unsere eigenen Maßstäbe heranzog. Für Perry und mich war Galorn eine extrem ungemütliche Welt, kalt, feucht, und die Nässe hatte obendrein eine ätzende Wirkung.
    Menschen ohne Zellaktivator konnten hier nicht lange überleben, ihnen wurde nach und nach die Haut vom Leibe geätzt. Die wenigen Pflanzen und Früchte, die wir beim Aufstieg auf die Hochebene hatten entdecken können, waren zwar leidlich genießbar. Was sie aber langfristig mit menschlichen Schleimhäuten und Magenwänden veranstalten würden, wollte ich mir lieber nicht ausmalen.
    Natürlich - den Galornen hatte das wohl nichts ausgemacht. Sie gehörten in diese Umwelt, waren ihren Bedingungen angepaßt gewesen. So jedenfalls lautete unsere Vermutung, aber mehr als Spekulation war das nicht. Plantagoo und Galornenstern hatten ihre Geheimnisse, und es würde ziemlich viel Zeit brauchen, diese Rätsel zu lösen.
    Ich blieb am Waldrand neben Perry stehen. Er streckte die Hand nach den Bäumen aus. Über das vordere Gewächs erstreckte sich ein feines, mit bloßem Auge kaum wahrnehmbares Gespinst. Als Perry es mit den Fingern berührte, wurde auch er von diesem Gespinst überzogen.
    Er lachte leise, behielt die Hand aber ausgestreckt.
    „Es kitzelt", sagte er. „Es muß sich um eine Form von Energie handeln. Erinnerst du dich an die AurenFotografien, die Kirlian-Felder?"
    Das lag weit in der Vergangenheit, aber ich erinnerte mich.
    „So ungefähr fühlt es sich an", konstatierte Perry und schritt langsam weiter.
    Das seltsame Leuchten, blaßgelb und leise knisternd, hüllte ihn weiter ein, während er in den Wald eindrang. Ich folgte ihm und spürte, wie es auf meiner Haut leise prickelteziemlich ähnlich dem Gefühl, das der saure Regen auf unserer Haut hinterließ, nur entschieden angenehmer.
    Hatte Galorn vor Jahrzehntausenden so ausgesehen? Wenn, dann wahrscheinlich vor einer wesentlich längeren Zeitspanne - Änderungen in der Ökologie eines ganzen Planeten vollzogen sich, wenn nicht Lebewesen massiv eingriffen und die Sache vorantrieben, in Zeiträumen von Hunderttausenden, oft auch Millionen von Jahren.
    „Sehr hübsch", murmelte Perry und lächelte.
    Der Pfad führte in einer weit geschwungenen Windung tief in das Wäldchen hinein. Er mündete auf einer Lichtung.
    Fahlblaues Gras bedeckte dort den Boden. Der Pfad endete hier. Gesäumt war die Lichtung von einer großen Zahl von Silberbäumen, die so dicht standen, daß man sich wahrscheinlich nur mit rüder Gewalt hindurchzwängen konnte.
    Wesentlich interessanter aber waren die beiden Kästen, die mitten auf der Lichtung standen.
    Ich schluckte unwillkürlich.
    Die Dinger sahen verdammt nach Särgen aus ...
    Sie bestanden aus einem glassitähnlichen Material, das von goldfarbenen Adern durchzogen war.
    Immerhin waren diese Schreine so transparent, daß man in sie hineinspähen konnte.
    Sie waren leer ...
    Bis zu diesem Augenblick.
     
    *
     
    Perry stieß einen Warnlaut aus, aber er kam zu spät.
    Um uns herum schwoll das Knistern plötzlich an, steigerte sich zu einem lauten Knattern, und das Prickeln auf meiner Haut wurde unangenehm, ja regelrecht schmerzhaft, als würde ich

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