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1816 - Hüter der Glückseligkeit

Titel: 1816 - Hüter der Glückseligkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unseren finanziellen Möglichkeiten. Es gibt Leute, deren Wände vollgestopft sind mit Lesespulen oder mit großformatigen Gemälden. Manche haben kein grünes Blatt in ihren Wohnungen, bei anderen glaubt man, einen Privatdschungel zu betreten. Wahrscheinlich ist es hier genauso. Irgendein Galorne hat hier seine Wünsche und Sehnsüchte ausgelebt - und die hatten mit einer fossilen Form von Seefahrt zu tun."
    Perry lächelte. „Vielleicht hat es auf Galorn nie Seefahrt gegeben. Dann hat dieser Galorne wie einer gehandelt, der sich ein Tipi im Garten aufstellt, sich einen tollen Kopfschmuck mit Adlerfedern aufsetzt, den Tomahawk schwingt und auf diese Weise Indianerromantik heraufbeschwören will ..."
    „Mir macht dieser Spleen die Galornen durchaus sympathisch", sagte ich halblaut. „Laß uns ein anderes Haus aufsuchen. Obwohl ..."
    Ich deutete auf den Niedergang. Auf einem richtigen Schiff hätte man dort unten die Kajüten und Kabinen finden müssen, die Unterkünfte für den Kapitän, die Offiziere und die Mannschaften.
    „Später", sagte Perry und setzte sich in Bewegung.
    Wir brauchten nur ein paar Schritte zu machen, dann standen wir wieder auf der schwarzen Straße. Perry blickte auf den Boden, wo sich unsere Fußspuren schwach abzeichneten.
    „Ziehen wir die Schuhe aus", schlug Perry vor. „Es kann nicht schaden, dem Andro-Hüter die. Arbeit so schwer wie nur möglich zu machen."
    „Worauf willst du eigentlich hinaus?" wollte ich wissen, während ich meine Schuhe abstreifte.
    „Ich hoffe, in dieser Stadt irgendein lebendes Wesen zu finden, mit dem man vernünftig reden kann", antwortete Perry mit einem leisen Seufzer. „Ich weiß nicht, warum, aber der Wächter der Ebene hat sich sofort gegen uns gestellt. Von den Bewohnern der Unterstädte ist nichts zu erfahren, sie haben ihre eigenen, beschränkten Interessen. Der Andro-Hüter versucht beim ersten Kontakt, auf uns zu schießen - mir reicht es so langsam. Irgend jemand hat dieses System wohl eingerichtet und aufgebaut, es erfüllt für ihn einen gewissen Zweck. Und mit diesem Jemand oder seinem Nachfolger will ich reden!"
    „Du glaubst wirklich, daß hier noch jemand lebt, daß diese Stadt noch richtiggehende Einwohner hat?"
    Perry zuckte schwach mit den Achseln.
    „Ich hoffe jedenfalls darauf", antwortete er müde.
     
    8.
     
    Der Lärm war ohrenbetäubend, und vor unseren Augen schien sich alles zu drehen. Das tat es auch.
    Wir hatten ein anderes Haus betreten, und herausgekommen waren wir in etwas, das wie eine riesige vorsintflutliche Maschinenhalle aussah. Überall waren Apparaturen lautstark am Werk. Im Hintergrund zischte und fauchte es, Wellen und Transmissionsriemen waren zu sehen, dichtwolkige Dampfschwaden wehten durch die Luft.
    „So ungefähr muß es in den Fabriken hundert Jahre vor unserer Geburt ausgesehen haben", schrie Perry mich an; anders als mit Brüllen konnten wir uns in diesem Getöse nicht verständigen.
    „Und das soll einem dieser Galornen als Umgebung gefallen?" äußerte ich mich skeptisch.
    Perry winkte mir zu. Wir schlüpften durch eine Tür und erreichten mit diesem einen Schritt eine gänzlich andere Landschaft. Ich stieß die Luft aus und massierte mir die gemarterten Ohren.
    „Vielleicht ist der erste Raum die Visitenkarte des Galornen, der hier lebt oder gelebt hat", vermutete Perry. „Möglich, daß seine Sippe bis in diese Primitivzeit zurückreicht. Vielleicht ist auch der reine Gefühlsausdruck dieser Inszenierung entscheidend. Bei dem Schiff die Weite und Ruhe des Meeres, hier ein Ausdruck von unbändiger Kraft. Dort ein Sich-Treiben-Lassen, hier ein unentwegtes Vorwärtsstürmen."
    „Und diese Umgebung zur Ruhe und Erholung", führte ich den Gedanken zum Abschluß.
    Wir standen auf einer breitgelagerten Ebene und konnten vor uns einen dichten Wald sehen. Die Ebene war mit einem Teppich farbiger und vielgestaltiger Blüten bedeckt, die sich im sanften Wind wiegten und angenehme Düfte verbreiteten - Düfte, die bei mir sofort Hungergefühle wachriefen.
    Die Bäume waren schlank und ragten hoch in den azurnen Himmel auf; silbrige Blätter hingen an den Zweigen und bedeckten den Horizont mit einem faszinierenden Rieseln. Die Äste dieser Bäume schimmerten in einem vollen Kupferton; alles in allem wirklich ein Idyll.
    „Kannst du irgendwelche Tiere entdecken?"
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Bis jetzt nicht. Sollen wir näher herangehen?"
    Ich deutete auf den Weg, der genau unter unseren Füßen begann

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