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1817 - Der Nachtmahr

1817 - Der Nachtmahr

Titel: 1817 - Der Nachtmahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schob mich in einen Hausflur hinein, nachdem ich durch eine offene Tür gegangen war. Unten befand sich eine Schuh- und Lederreinigung, aber weiter oben residierte die Hexe. Und zu ihr gelangte man über eine Holztreppe, die nicht sehr stabil aussah.
    Ich ging sie hoch. Die Stufen waren niedrig und führten hinein in ein Halbdunkel. Es gab noch eine Zwischenstation, danach musste man wieder fünf Stufen gehen und befand sich in der ersten Etage, in der es nach alter Farbe roch.
    Unter der Decke sah es düster aus. Das Licht brannte an den beiden Wänden und beleuchtete den Flur. Vier Türen zählte ich und suchte nach der richtigen.
    Sie war auffällig. Auf ihrer Mitte leuchtete ein rotes Auge. Bin da , so stand es auf einem Schild, das vor der Tür hing.
    »Na bitte«, sagte ich und klopfte.
    Da tat sich nichts.
    Weil ich ein höflicher Mensch bin, klopfte ich noch ein weiteres Mal, aber auch da hörte ich keine Stimme. Dafür ein Summen, sodass ich die Tür aufstoßen konnte und beim Betreten der Wohnung eine Stimme hörte.
    »Komm rein, Sinclair.«
    »Alles klar.«
    Sie hatte mich schon gesehen. Ich brauchte von nun an keine Rücksicht mehr zu nehmen.
    Ich geriet in einen Vorraum. Er war so etwas wie ein Wartezimmer mit drei Stühlen. Die zweite Tür führte zu Uma Stern, der Hexe, die auf mich wartete.
    Ich ging auf die Tür zu, durchschritt sie aber nicht, sondern blieb auf der Schwelle stehen, wobei ich den Kopf ein wenig einziehen musste. Ich nahm den Geruch nach Kerzenwachs und Gewürzen wahr und schaute mich erst mal in ihrem Zimmer um. Es war keines, das mir gefiel, aber ich war auch keine Hexe.
    Das Mobiliar passte wie die berühmte Faust aufs Auge. Alles war dunkel, nicht stumpf, denn das Holz schimmerte, als hätte man es lackiert. Der Schrank, der Sessel in der Ecke, der Schreibtisch, hinter dem Uma saß und mir entgegenschaute.
    Ich nahm nichts mehr von der Einrichtung wahr, weil ich nur Augen für sie hatte. Sie hatte sich umgezogen. Diesmal trag sie eine dunkelrote Kutte, die allerdings mehr einem Kleid glich. Es hatte einen V-förmigen Ausschnitt mit einer langen Spitze.
    Über dem Schreibtisch schwebte eine Deckenleuchte. Ihr Licht fiel senkrecht nach unten und beleuchtete den gesamten Bereich des Tisches und auch die seltsame Frau.
    Auf die Tapete warf ich auch noch einen Blick. Sie sah rau aus, und es war ein Grau in verschiedenen Schattierungen. Ich legte noch einen Schritt zurück, bis ich in der Nähe des Schreibtisches stehen blieb.
    Uma Stern nickte mir zu. »Ich wusste, dass du hier erscheinen würdest. Deshalb habe ich auch alle Termine abgesagt.«
    »Ach ja?«
    »Doch, doch …«
    »Dann kannst du in die Zukunft sehen?«
    Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Ich weiß«, gab sie zu. »Aber ich habe wirklich gewusst, dass du mich besuchen würdest.«
    »Gut, da bin ich. Und jetzt?«
    Sie fasste einen Kugelschreiber an und drehte ihn auf der Unterlage. Dabei kam sie dann auf ihr Thema zu sprechen.
    »Es war mir wichtig, alles so in die Wege zu leiten. Du hast mich finden sollen.«
    »Gut. Das ist ja passiert. Aber warum war dir das wichtig? Warum habe ich dich finden sollen?«
    Sie hob ihr Gesicht an. »Ich brauche einen starken Menschen, und du bist einer.«
    Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Irgendwie kam ich mir ein wenig verarscht vor. Nicht sie hatte mich gefunden, sondern ich sie. Wie kam sie dann auf den Gedanken, so etwas zu sagen? Das wollte nicht in meinen Kopf. Ich ging trotzdem darauf ein. »Warum wolltest du mit mir zusammen sein?«
    »Es kann mein Überleben sichern.«
    Das war der nächste Punkt, der mich stutzen ließ. »Ich soll deine Existenz sichern?«
    »Ja.«
    »Aber warum?«
    »Weil man mich töten will.«
    »Okay, das habe ich gehört. Ich frage mich allerdings, was ich damit zu tun habe. Ich kenne dich nicht, wir haben nie miteinander zu tun gehabt. Warum also sollte ich dir beistehen?«
    »Das will ich dir gern erklären.«
    »Ja, ich bitte darum.«
    »Weil wir beide dieselben Feinde haben. Du hast keine anderen als ich.«
    »Meinst du den Teufel?«
    Uma Stern drückte ihren Kopf zurück und lachte. »Ja, ihn auch, aber du musst nicht gleich bis zum Äußersten gehen. Er ist ein Feind, das stimmt, nur dazwischen gibt es noch einige, die man nicht vergessen darf.«
    »Wer ist es?«
    »Der Alb!«
    Sie hatte den Begriff gezischt. Ich sah, dass sich ihr Gesicht dabei verzog.
    »Ja

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