1817 - Der Nachtmahr
Besonderes zu sein.«
»Das ist sie auch.«
Ich griff in meine Tasche und holte die kleine Lampe hervor. Klein, aber lichtstark. Ich durfte gar nicht daran danken, wie oft sie mir schon den richtigen Weg gewiesen hatte. Jetzt war ich gespannt, wie es diesmal laufen würde.
Es war egal, in welche Richtung ich strahlte. Ich schaltete die Lampe ein und rechnete damit, den Strahl zu sehen, der sich in die Schwärze hineinfraß, aber da war nichts zu sehen. Doch, ein wenig, aber es reichte nicht, um einen Strahl zu bilden, denn direkt nach dem Entstehen wurde das Licht wieder verschluckt.
Dennoch hatte ich einen kleinen Erfolg erzielt. Ich hörte die Stimme der Hexe.
»Ich habe dich gesehen, John. Oder das Licht. Nur für einen Moment, aber das hat gereicht.«
»Dann weißt du ja, wo ich sitze.«
»Genau. Und nicht weit von mir weg.«
»Tatsächlich?«
»Ja, es ist nur ein Katzensprung. Ich könnte zu dir kommen. Die Richtung habe ich mir gemerkt.«
»Dann los.«
»Ohne Boden unter den Füßen?« Sie lachte. »Aber egal, das ziehe ich durch.«
Mut hatte sie, das musste ich ihr lassen. Ich schaltete die Lampe wieder ein, damit sie zumindest den Umriss sah und sich daran orientieren konnte.
Schon bald spürte ich ihre Berührung am Bein. »So, das wäre schon geschafft.«
»Und nun?«
»Warten wir.«
Ich lachte leise. »Worauf?«
»Dass wir wieder in eine Traumwelt gelangen und wir dann einen Ausweg finden.«
»Träume weiter.«
Sie rückte näher an mich heran. »Hast du denn eine bessere Idee, Sinclair?«
»Ideen habe ich viele, aber nur eine bringt uns weiter.«
»Sag sie.«
»Es muss doch jemanden geben, der uns hier zur Seite stehen kann. Oder uns einen Weg zeigt, wie wir hier wieder rauskommen.«
»Und wer sollte das sein?«
»Ich denke da an deine Chefin.«
Uma schaltete schnell. »Assunga?«
»Wer sonst?«
Da lachte sie, und es hallte um mich herum. »Assunga geht ihren eigenen Weg. Vergiss sie. Streich sie aus deinem Schädel. Es ist besser.«
»Warum? Will sie dich vergehen lassen?«
»Nein, weiß ich nicht. Glaube ich nicht …«
»Aber du hast so etwas wie einen Beschützer gebraucht.«
»Ja, dich.«
»Eben. Also hast du dich gefürchtet.«
»Und mir einen Schutz besorgt, der jetzt neben mir sitzt und ebenso viel weiß wie ich.«
»Schlimm?«
»Ich hatte mir das anders vorgestellt, das stimmt. Aber lassen wir das. Wir müssen hier raus.«
Es gab nichts daran zu rütteln. Auch wenn es noch so oft wiederholt wurde, aus eigener Kraft kamen wir hier nicht weg. Wir mussten warten, bis der anderen Seite etwas einfiel.
Die Dunkelheit blieb dicht. Und es blieb auch still in unserer Umgebung. Nichts, gar nichts war zu hören. Man schien uns einfach vergessen zu haben, und das in einer Welt, die irgendwo zwischen den Dimensionen ihren Platz hatte.
Doch das glaubte ich nicht. Ich wollte mir nichts einbilden, aber ich konnte ohne Übertreibung behaupten, dass ich der anderen Seite bekannt war. Mich gefangen zu nehmen und dann zu töten oder was immer mit mir anzustellen, das wäre überhaupt das Größte gewesen.
Noch war niemand von meinen Todfeinden auf die Idee gekommen. Ich hoffte, dass es auch noch lange so blieb.
Wer träumte? Warum träumte denn keiner und schickte mir oder uns seine Welt? Ich war mittlerweile so weit, dass ich auch die schlimmsten Träume akzeptiert hätte. Nicht nur hier herumsitzen und warten, womöglich auf das Ende.
Plötzlich bewegte sich Uma.
»Was hast du?«
»Es passiert gleich was.«
»Sicher?«
»Ja.«
»Und was passiert?«
Sie antwortete zuerst mit einem Zischen. Dann sagte sie: »Woher soll ich das wissen?«
»Okay, aber du bist dir sicher, dass etwas passiert?« Ich hakte nach.
»Ja, wir dringen in einen Traum ein. Jemand schickt ihn uns.«
»Ist es ein Albtraum?«
»Keine Ahnung.«
Ich wollte auch keine Fragen mehr stellen. Sie wären mir ebenfalls auf den Wecker gegangen, hätte ich sie beantworten müssen.
Dafür kam mir der Gedanke, dass der Nachtmahr an Hexen heran wollte. Davon hatte auch Uma gesprochen. Den Grund kannte ich nicht. Ich richtete mich erst mal darauf ein, den einen oder anderen Gegner zu Gesicht zu bekommen, wobei ich nicht vergaß, dass ich einen hatte vernichten können.
Welcher Traum wurde uns geschickt? Wie weit würde die Dunkelheit bleiben? Das war die große Frage. Ich hoffte sehr, dass sie nicht blieb, denn einen Angriff in der Dunkelheit zu erleben, das war nicht eben das, was ich wollte.
Noch tat sich
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