Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1817 - Krieger der Gazkar

Titel: 1817 - Krieger der Gazkar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
rotfunkelnden, wilden Blick aus den fremdartigen, pupillenlosen Facettenaugen.
    Mit ungeheurer Willenskraft richtete der Fremde sich auf, stellte sich schwankend auf die Beine und hob die Arme -drohend, wie es Joseph vorkam. Mit einer schrillen, nichtmenschlichen Stimme stieß er einen Schwall unverständlicher Worte hervor und streckte das obere Armpaar zugleich abwehrend wie drohend gegen die Lafayetter aus, während das untere Armpaar an den Gürteln, die unterschiedlich um den Brustbereich des Körpers geschlungen waren, herumsuchte.
    Joseph hob die Arme und zeigte dem Käferartigen die leeren Handflächen.
    „Wir sind friedlich", sagte er langsam und deutlich.
    Natürlich konnte der Fremde seine Sprache nicht verstehen, aber vielleicht begriff er die Geste.
    Pepe machte es Joseph nach, während Bunnys drei Stielaugen sich so lang herausstreckten, daß man schon befürchten konnte, sie würden jeden Moment abreißen.
    Joseph Broussard wagte einen Schritt nach vorn, hielt weiterhin beschwichtigend die Hände hoch und wiederholte: „Wir sind friedlich. Wir wollen dir helfen."
    Was rede ich da? dachte er erstaunt. Ich diesem Ungeheuer helfen? Dessen Angehörige meine Freunde und Gefährten wie Vieh zusammengetrieben und auf grausamste Weise umgebracht haben? Verrecken soll er doch, wie seine Artgenossen auch, und das ist noch viel zu gut.
    Trotzdem - dieses hilflose, schwache Geschöpf erregte sein Mitleid, wie es sich sterbend zu einer letzten würdevollen Haltung aufraffte und seinem „Feind" noch Schmähungen entgegenschleuderte. Daß das keine Freundschaftsbezeigungen waren, daran zweifelte Joseph keine Sekunde.
    Obwohl er voller Haß gegen die „Stachler" war, so waren sie bisher eine anonyme Masse mit tödlichen Waffen gewesen. Joseph konnte nicht einfach dem Sterben eines anderen zusehen, sein Mitleid überwog den Haß.
    „Soll ich hingehen?" schlug Pepe vor.
    Joseph packte ihn sofort am Arm, um ihn zu hindern. Der Junge zappelte vor Nervosität und bekam fast einen Schluckauf. Brenzlige Situationen konnte er kaum ruhig durchstehen, deshalb hielt Joseph ihn vorsichtshalber fest.
    „Auf keinen Fall! Er könnte das als Angriff werten, und wir wissen nicht, ob er Waffen besitzt!"
    Wieder wandte er sich dem Käferartigen mit beschwichtigender Geste zu.
    „Bitte", sagte er mit dem freundlichsten und sanftesten Tonfall, den er fertigbrachte. Wie aber sollte der Fremde diesen Klang verstehen können?
    Joseph hoffte, durch die ruhige Sprache, die gleichmäßige Tonlage, seine entspannte Körperhaltung.
    Dabei war er innerlich keineswegs so ruhig, seine Gefühle waren durcheinander und gleichzeitig von Angst, Haß und Mitleid erfüllt.
    In diesem Moment hatte der Käferartige an seinen Gürteln anscheinend gefunden, was er gesucht hatte.
    Er stieß erneut einen schrillen Wortschwall hervor, der sehr unangenehm in den menschlichen Ohren nachklang, und richtete mit einem der beiden unteren Arme plötzlich einen etwa dreißig Zentimeter langen Stab auf die Freunde.
    Joseph stieß einen kurzen Fluch aus, riß Pepe mit sich und sprang eilig hinter einen mageren Busch, der kaum Deckung bot. Ein lauter Platscher zeigte an, daß Bunny wieder einmal auf Tauchstation gegangen war.
    Und ich habe nicht einmal eine Waffe! dachte der BASIS-Veteran verzweifelt.
    Der kleine Handstrahler, der sich anfangs noch in seinem Gepäck befunden hatte, war bei einer Kletteraktion über ein Moorloch verlorengegangen.
    Er kann uns abknallen wie auf dem Schießstand. Vielleicht will er uns mit in den Tod nehmen, als verspätete Rache oder Pflichterfüllung.
    Was konnte Joseph tun?
    Nichts.
    Gleich darauf hielt der Käferartige sich den Stab an den Kopf, rief etwas in seiner Sprache und brach zuckend zusammen.
    Er fiel auf den Rücken, zappelte noch ein paar Sekunden mit den Extremitäten und lag dann still.
     
    *
     
    Warum, fragte sich Joseph Broussard später, warum hat er das getan? Auch wenn keine Verständigung möglich war, maß er doch gemerkt haben, daß von uns keine Gefahr drohte. Und er war offensichtlich ohnehin zum Tode verurteilt oder zumindest so schwer verletzt, daß er ohne die Hilfe seiner Artgenossen nicht durchgekommen wäre. Warum also dieser sinnlose Selbstmord?
    „Denkst du, er hatte zuviel Angst vor uns?" erkundigte sich Pepe.
    Joseph hob die Schultern. „Ich weiß es nicht. Nein, ich glaube nicht. Es maß einen anderen Grund haben, warum er das getan hat."
    Bunny hatte den Körper untersucht und eindeutig den

Weitere Kostenlose Bücher