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1818 - Testfall Lafayette

Titel: 1818 - Testfall Lafayette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zeit der ungestümen, wilden Abenteuer war vorbei. Mußte vorbei sein. Vergangenheit. Was zählte, war allein das Intellektuelle.
    „Nun?" fragte Taro Phontes.
    „Drangwäsche!"
    Icho Tolot hatte einen breiten Mund mit schmalen Lippen und ein raubtierartiges Gebiß. Als dieses Wort nun aus ihm hervorbrach, klang es wie eine Explosion, und die Stimme war so laut, daß die Speichereinheiten im Raum klirrend gegeneinanderschlugen und auch noch eine Weile nachvibrierten.
    „Drangwäsche!" bestätigte der Philosoph nüchtern.
    Icho Tolot ballte seine vier Hände zu Fäusten. Er sträubte sich mit jeder Faser seines Herzens gegen die Erkenntnis, daß die Natur ihr Recht forderte.
    Alle Haluter wurden von Zeit zu Zeit von einem unbezähmbaren Drang gepackt, Abenteuer zu erleben und sich auszutoben. Trotz aller Friedfertigkeit. Unaufhaltsam. Es war das wilde Erbe ihrer Vorfahren, der Bestien.
    In 98 Prozent aller Fälle zogen die Betroffenen allein hinaus in die Weiten des Universums, um die aufgestauten Energien irgendwo abzubauen. In den übrigen Fällen duldeten sie einen oder mehr Begleiter neben sich. Solche Gruppen waren auf allen Planeten, die je eine Drangwäsche erlebt hatten, besonders gefürchtet.
    Icho Tolot konnte sich gegen die Natur nicht wehren. Er wußte, daß er Halut verlassen mußte, um besonders schwierige Situationen zu suchen, in denen er sich entfalten konnte. Ergaben sie sich nicht, würde er zur Not auch auf unbewohnten Planeten herumrasen.
    Das aber war unter seinem Niveau!
    „Nein!" weigerte er sich.
    „Ich verstehe Sie", sagte der Philosoph. „In diesem Alter eine Drangwäsche zu erleben, ist nicht leicht.
    Man fühlt sich ‘gedemütigt, weil man glaubt, alle körperlichen Beschwerden längst überwunden zu haben.
    Doch es ist unausweichlich."
    „Ich könnte mich in einen Tiefschlaf versetzen lassen."
    „Aus dem Sie als tobende Bestie erwachen würden. Sie wissen es ebensogut wie ich."
    Icho Tolot ließ sich ächzend in einen der Sessel sinken. Er schlug zwei seiner vier Hände vor das Gesicht.
    „Ich hatte mir die Zukunft anders vorgestellt."
    „Auch ein Haluter ist den Naturgesetzen unterworfen. Er muß sieh ihrer Macht beugen."
    „Überschüssige Kraft führt zur Gewalt", stellte sein Gast fest. „Die Liebe verleiht die Macht."
    „Vielleicht liebt die Natur die Haluter? Wer weiß schon, was die Natur steuert? Die Stärke der Haluter beruht auf der Furcht vor den Halutern."
    „Furcht vor friedfertigen Wesen?"
    „Die mit Drangwäsche ihre Überlegenheit demonstrieren, um anschließend friedlich leben zu können."
    Icho Tolot blickte den Philosophen überrascht an.
    „Drangwäsche als soziale Aufgabe?" fragte er.
    „Vielleicht."
    „Wir kennen kein soziales Zusammenleben."
    „Eben!"
    „Das verstehe ich nicht. Sie müssen es mir erklären."
    „Es ist ein Axiom. Die Form unseres Zusammenlebens als Individualisten, als Eremiten, wenn Sie so wollen, ist nur möglich, wenn wir diese Lebensform durch zeitweilige Demonstrationen verteidigen."
    „Drangwäsche als Warnung, diese Besonderheit zu bedrohen?"
    „Richtig. Einfacher ausgedrückt: Auch im Zusammenleben der galaktischen Völker gibt es rudimentäre Grundzüge wie bei jeder sozialen Gemeinschaft - ob bei den Tieren oder den Intelligenzwesen. Hin und wieder ist es notwendig, die anderen Mitglieder der Gemeinschaft auf die eigene Stärke hinzuweisen, damit man in Ruhe und ungestört leben kann. Wenn Sie so wollen, gibt einer dem anderen mal eins auf die Finger, damit er ihn in Ruhe läßt."
    „So habe ich die Drangwäsche nie gesehen."
    „Es ist meine Überzeugung." ‘ „Drangwäsche als soziale Aufgabe. Ein reizvoller Gedanke. Ich könnte mich damit anfreunden."
    „Versuchen Sie es. Danach wird es Ihnen leichter fallen, sich der Natur zu beugen."
    Icho Tolot erhob sich erneut. Doch dieses Mal sprang er nicht auf, sondern bewegte sich ruhig und kontrolliert.
    „Bei den ersten Anzeigen für das Aufkommen dieses Zwanges habe ich daran gedacht, einfach eine Reise in eine fremde, galaktische Region vorzunehmen und mich dem Zufall zu überlassen", gestand er zögernd ein.
    „Kein guter Gedanke", kritisierte Taro Phontes.
    „Ich gebe es zu."
    „Die Umstände zwingen Sie zum Umdisponieren. Verbinden Sie die Drangwäsche mit einem sinnvollen Einsatz, dann werden Sie Ihrer Aufgabe für Halut gerecht."
    „Richtig. Drei meiner Freunde sind verschwunden. Ich muß sie suchen. Und da sind die Invasoren, die eine Lektion verdient

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