182 - Das Killer-Auto
entging keine Bewegung des Polizisten. Geduldig ließ er Van Bradford näherkommen.
Der Uniformierte wußte, daß man mit dem Wagen sprechen, ihm Befehle geben konnte. Er versuchte es.
»Du bleibst, wo du bist, klar?« sagte er. »Jeder weitere Fluchtversuch wäre sinnlos. Du kannst die Streifenwagenkette nicht durchbrechen.«
Er kam sich plötzlich blöd vor. Wie konnte er mit einem Auto reden und erwarten, daß es ihn verstand? Die Intelligenz dieses Fahrzeugs wurde bestimmt zu hoch gepriesen!
Der graue Schleier, der Buddys Augen bis jetzt verdeckt hatte, hob sich nun, und Van Bradford sah zum erstenmal die blutroten Pupillen.
Ihm war, als würde der Teufel ihn anstarren.
Er schluckte und blieb nervös stehen, obwohl er wußte, daß alle Kollegen ihn beobachteten. Er hatte sich vorgedrängt, und nun drohte ihn der Mut zu verlassen, denn dieses Auto war ihm nicht geheuer.
Sein Herz klopfte aufgeregt.
Ihm war klar, daß er nicht stehenbleiben konnte. Er mußte weitergehen, wenn er die Achtung der Kollegen nicht verlieren wollte.
Ob sie die Augen ebenfalls sahen?
»Was hat er?« fragte einer der Uniformierten. »Wàrum geht er nicht weiter?«
»Keine Ahnung«, antwortete Spencer Tierney, der sich angesprochen fühlte, da Van Bradford sein Partner war.
Bradford gab sich einen Ruck und setzte seinen Weg fort, obwohl er nicht mehr davon überzeugt war, richtig zu handeln. Aber vor so vielen Augen konnte er sich keinen Rückzieher leisten. Wie hätte das denn ausgesehen?
Als sich Buddys Lippen öffneten und Van Bradford das Weiß der großen unregelmäßigen Zähne schimmern sah, stockte sein Schritt erneut.
Er fand, daß Bishop und Barrett mit der »Vermenschlichung« dieses Fahrzeugs etwas übertrieben hatten. Dem Auto einen Mund und Zähne zu machen, war geschmacklos.
Buddy knurrte.
Van Bradford dachte, es wäre der Motor, und ihm kam gleich wieder in den Sinn, daß er die Aufgabe übernommen hatte, die Maschine abzustellen.
Als er sich wieder in Bewegung setzte, riß Buddy unvermittelt das Maul auf.
»Van, paß auf!« schrie Spencer Tierney entsetzt. »Bring dich in Sicherheit!«
Es wäre nicht nötig gewesen, Bradford das zu raten, denn der hatte ohnedies nicht mehr die Courage, weiterzugehen. Verstört starrte er in den schwarzen Rachen des rollenden Ungeheuers, in der nächsten Sekunde schnellte er herum und rannte zu den Streifenwagen zurück.
Der Killer-Wagen folgte Bradford.
»Van!« brüllte Tierney. »Hinter dir!«
Bradford stürmte zur Seite. Das Satans-Auto verfehlte sein Opfer nur knapp, streifte es und brachte es zu Fall.
Van Bradford schlug hart auf. Er spürte einen schmerzhaften Schlag gegen das Gesicht, der ihm Tränen in die Augen preßte, und dann rann ihm warmes Blut aus der Nase.
Buddy beachtete ihn nicht weiter. Jetzt wollte der Horror-Wagen den Polizisten beweisen, daß sie nicht das geringste gegen ihn ausrichten konnten.
»Das… das ist einfach nicht zu fassen!« stammelte Spencer Tierney.
Seine Kollegen flohen nach links und rechts, als klar war, daß Buddy die Wagensperre durchbrechen wollte.
Auch Tierney stürmte zur Seite.
Im nächsten Moment krachte es schon, und zwei Streifenwagen bäumten sich wie aufgescheuchte Wildpferde auf.
Kraftvoll schleuderte Buddy sie zur Seite. Er warf sie auf die benachbarten Fahrzeuge und verschaffte sich Platz für die Durchfahrt.
»Man kann ihn nicht sehen«, stöhnte Tierney überwältigt, »aber in diesem verdammten Wagen sitzt der Teufel!«
Buddy ließ die Trockendocks hinter sich, und die Polizisten stürzten sich auf ihre Funkgeräte. Es herrschte ein unbeschreibliches Chaos.
Spencer Tierney besann sich seines Partners. Er lief zu ihm, und als Van Bradford sein blutverschmiertes Gesicht hob, krampfte sich Tierneys Magen zusammen.
»Großer Gott, du siehst schrecklich aus, Van. Kannst du aufstehen? Ich bring’ dich sofort ins Krankenhaus. Dein Nasenbein scheint was abgekriegt zu haben.«
Die Jagd nach dem Killer-Auto interessierte Tierney nicht mehr. Sein Partner war ihm wichtiger. Es gab genug andere Polizisten, die noch mal versuchen konnten, Buddy zu stellen.
***
Mr. Silver erwartete mich nicht bei Clarissa Penrose, wie wir es vereinbart hatten, sondern auf der Straße.
»Bishop und Barrett waren nicht zu Hause«, berichtete der Ex-Dämon, »deshalb begab ich mich hierher.«
»Sind sie bei Clarissa Penrose?« wollte ich wissen, während ich zu der Mauer hinüberschaute, die das große Grundstück
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