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1823 - Regenten der Träume

Titel: 1823 - Regenten der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fragte mich, ob er noch am Leben war.
    „Kommandant! Mein Name ist ..."
    „Laß das bleiben, Perry Rhodan", meldete sich Demin von außerhalb der Sphäre. „Der Kommandant besitzt keinen Hörsinn mehr. Ich habe doch gesagt, daß ihr ihn berühren müßt."
    „Und dann?" fragte Reginald Bull ärgerlich. „Zeichensprache oder was?"
    „Ihr werdet es sehen."
    Ich gab mir einen innerlichen Ruck, veränderte meine Lage im Gespinst, so daß ich den alten Paradea mit einer Hand betasten konnte. Unter der schrumpeligen Schuppenhaut regte sich Muskulatur. Der Kommandant pulsierte ein bißchen, er war zweifellos am Leben.
    In meinem Geist entstand ein Bild. Drei Arme, die eine wimmelnde Herde hilfloser Schlangen umfaßt hielten. Die Arme spendeten Wärme und Geborgenheit.
    Ich hörte nichts, fühlte nichts, aber ich erfaßte den Kommandanten plötzlich unter der Bezeichnung Loom - das war sein Name. In einer fremden Begriffswelt schien Loom so etwas wie ein „sorgender Vater" zu sein.
    Loom war sich unserer Gegenwart bewußt. Worte wurden nicht gewechselt, er hatte die Fähigkeit der LautSprache verloren. Aber das machte nichts, weil wir mit geistigen Eindrücken kommunizierten.
    Es war derselbe Trick, der es den Paradea gestattete, in anderer Leute Träume einzudringen.
    So ist es, Perry Rhodan.
    Ich nutzte die Gelegenheit, mich und meinen Begleiter Bully vorzustellen. Es braucht einige Disziplin, wenn man seine Vorstellungen in Bilder faßt. Weil es nicht das erste Mal war, daß ich in einer solchen Lage steckte, wußte ich sofort, worauf es ankam.
    Loom schien die „Unterhaltung" zu genießen. Er gab ein brummendes Geräusch von sich.
    Ich erzeugte ein Bild meiner Heimatwelt Terra. Dann die Vision einer unendlichen Leere, die zwischen Terra und Plantagoo lag, als kurzer Gedankenfilm der Wächter und die Ebene aus Basalt, die Stadt Galorn, unsere Flucht an Bord der CHIIZ.
    Ihr seid Gestrandete. Schiffbrüchig und viele Millionen Lichtjahre von zu Hause weg.
    Ja. So ist es.
    Ich kann es mir fast nicht vorstellen. Aber Träume lügen nicht.
    Im Gegenzug berichtete der Kommandant von seinem Volk. Es war eine ungleich komplexere Geschichte, und ich erlebte sie mit großer Spannung mit.
    Die Paradea stammten aus der Southside von Plantagoo. Auf ihrem Heimatplaneten Pittor lebten sie in Großfamilien mit bis zu tausend Individuen, in siloartigen Gebäuden alle unter einem Dach, und berauschten sich gegenseitig an ihren Träumen.
    Arbeit, Forschung und industrielle Produktion fanden auf Pittor außerhalb der Silos statt. Jeder Paradea freute sich, wenn er nach überstandenem Tag in die soziale Gemeinschaft zurückkehren konnte.
    Sie waren zurückgezogene Wesen, die Gemeinschaft von starkem Wir-Gefühl geprägt. Loom vermittelte mir lebendige Bilder einer Großfamilie. Im Prinzip war es dasselbe wie an Bord der CHIIZ: Gewimmel, Kriechen und Schlängeln immer um denselben gemeinsamen Mittelpunkt.
    Paradische Wohnsilos dienten stets als Behältnis für einen Kokon aus Pseudo-Watte. Auch das kannte ich bereits, es war dasselbe wie in unserer feuerroten Rakete.
    Das Grundproblem der Paradea hieß Aggressivität. Seit Ewigkeiten war es nicht mehr gestattet, Angriffslust in ihrer verletzenden Form offen auszuleben. Es gab eine spezifisch paradische Lösungsform: Aggressivität in Träumen. Tod, Qual und Folter als gegenstandslose Illusion.
    Das heißt, die Paradea sperren ihre wahren Triebe ein?
    Ja, Perry Rhodan. Und damit fahren sie gut. Träume sind ein angemessenes Behältnis.
     
    *
     
    Loom machte einen erschöpften Eindruck. Die Qualität seiner Vision ließ ein bißchen nach. Es dauerte ein paar Minuten, dann gab er kein Lebenszeichen mehr von sich. Wir beschlossen, diese Schwächeperiode geduldig abzuwarten; eine Entscheidung, die sich bezahlt machte.
    Loom erholte sich kurze Zeit später. Er fuhr fort in seinem Bericht: Unter den Paradea gab es Entwicklungen, die Anlaß zur Sorge boten. Manche Wissenschaftler betrachten sie bis heute als sterbendes Volk. Nachkommen wurden jedenfalls auf Pittor seltener, ein vollständig gesundes Nest eine Rarität.
    Die Wurzel des Übels lag für jene Wissenschaftler in tiefer Vergangenheit. Damals, vor Tausenden von Jahren ... Als die Paradea sich in einem genetisch gesteuerten Prozeß offene Aggressionen abzüchteten.
    Aus welchem Grund wurde das getan, Loom?
    Ich weiß es nicht, Perry Rhodan. Kauuz ein Paradea zweifelt daran, daß eine Notwendigkeit bestand.
    Wir vertrauen unseren

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