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1823 - Totenland

1823 - Totenland

Titel: 1823 - Totenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieser Richtung standen wir.
    Karina zog die richtigen Schlüsse. »Die hat uns gesehen, John.«
    »Das denke ich auch.«
    »Was machen wir?«
    »Wir lassen sie kommen.«
    Karina nickte heftig. »Genau das habe ich soeben vorschlagen wollen.«
    Dann waren wir still, denn die Nackte kam immer näher. Man konnte bei ihr von einer ziemlich prallen Person sprechen. Breite und fleischige Schenkel, ausladende Hüften und zwei Brüste, die wie schwere Euter nach unten hingen.
    »Himmel, ist das ein Weib«, flüsterte Karina mir zu.
    »Das kann man laut sagen.«
    »Lieber nicht, John. Allerdings frage ich mich, ob wir es hier mit einem Zombie zu tun haben.«
    »Bestimmt.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Würdest du hier leben wollen?«
    »Nein, das nicht.«
    »Eben.«
    Sie ließ sich nicht stören. Ging einfach weiter. Sie vertraute darauf, dass ihr niemand etwas antat, und auch wir dachten nicht im Traum daran. Ich hielt sie nur unter Kontrolle, weil ich keine bösen Überraschungen erleben wollte.
    Sie ging jetzt langsamer. Inzwischen hatte sie uns voll im Visier.
    Sie sagte auch nichts, und wir hörten auch keinen schweren Atemstoß aus ihrem Mund. Sie war da, sie schüttelte den Kopf, und sie schlenkerte beim Gehen ihre Arme.
    Ich schaute auf Karina. Sie holte ihre Waffe hervor, zielte aber nicht auf die Gestalt, sondern richtete die Mündung gegen den Boden.
    Die Nackte kam immer näher. Wenn sie so weiter ging, würde sie uns einfach überrennen, aber das tat sie nicht. Plötzlich blieb sie stehen, als hätte sie einen Befehl erhalten.
    Noch immer sah sie nicht danach aus, als wollte sie uns angreifen. Sie blieb vor uns stehen und nahm eine fast demütige Haltung ein, wobei sie ihren Blick nicht von uns nahm.
    »Die will was von uns, John.«
    »Sicher.«
    Wir hatten beide leise gesprochen. Wir wollten die Gestalt nicht ablenken, denn sie sollte damit herausrücken, was sie von uns wollte.
    Sie bewegte ihren rechten Arm. Zuerst war es nur ein Zucken, dann drückte sie ihn nach vorn, und wir sahen ihre Hand auf uns zukommen, die zur Faust geschlossen war.
    »Was soll das John?«
    »Keine Ahnung.«
    Die Antwort bekamen wir gleich darauf, denn da wurde die Faust geöffnet. Jetzt sahen wir, dass sie etwas zwischen den Fingern hielt. Unser beider Augen weiteten sich, und wir schauten genauer hin.
    Es war ein Zettel.
    Man hatte ihn mehrmals zusammengefaltet, damit er in die Faust hinein passte. Und die Nackte streckte mir ihre Hand entgegen, die sehr breit war und mir zudem schwielig vorkam.
    »Das ist für dich, John.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    »Dann schau mal nach.«
    »Mach ich doch gern.«
    Das war zwar ein wenig übertrieben, aber an ungewöhnliche Dinge war ich ja gewöhnt. Und so zupfte ich das Papier vom Handteller der Nackten und schaute zugleich nach rechts, wo Karina Grischin stand und angespannt wartete. Sicherheitshalber hielt sie ihre Pistole schussbereit.
    Aber die Nackte tat nichts. Sie dachte nicht an einen Angriff, sondern wartete darauf, dass ich etwas tat.
    Ich hielt mich zurück und warf einen Blick in ihre Augen. Ich sah darin kein Gefühl.
    Und dann faltete ich das Papier auf. Es war ein wenig feucht, kein Wunder bei der Witterung, und ich hoffte, dass die Schrift nicht verlaufen oder verschmiert war.
    Das war sie nicht.
    Ich las die Botschaft vor, damit auch Karina sie hörte. »Folgt der Frau. Sie wird euch zum Ziel bringen.«
    »Was soll das?«, fragte Karina Grischin. »Das ist doch Unsinn. Wohin sollen wir ihr folgen?«
    »Das werden wir sehen. Wir tun das, was man von uns verlangt.«
    Karina stöhnte leise auf. »Hast du denn nicht daran gedacht, dass es eine Falle sein könnte?«
    »Doch, habe ich. Aber eine erkannte Falle ist nur eine halbe oder gar keine.«
    »Du mit deinen Sprüchen.«
    »Und was würdest du an meiner Stelle tun?«
    »Das Gleiche, John, immer das Gleiche.«
    »Okay, dann tun wir, was sie will.« Ich sprach sie erst mal an. »Kannst du mich verstehen?«
    Karina mischte sich ein. »Du kannst sie doch nicht in Englisch ansprechen.«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Ich mache es.«
    »Gut.«
    Karina sprach sie in Russisch an, aber auch sie erlebte keine Reaktion, und das wunderte mich schon. Und trotzdem waren wir verstanden worden. Das erkannten wir an der Kopfbewegung der Nackten, denn sie deutete an, dass wir losgehen sollten.
    Die Nackte setzte sich sofort in Bewegung und ging vor.
    Wir blieben weiterhin im Totenland, aber wir hatten die Wasserstellen hinter uns gelassen,

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