1823 - Totenland
denn?«
Er lachte. »Das wirst du noch früh genug zu Gesicht bekommen.«
»Warum hast du hier gehalten?«
»Du wirst es noch erleben.«
Karina war klar, dass er nicht mit der Sprache herausrücken wollte. Er stellte sich stur, aber das konnte sie ebenfalls sein. »Ich will, dass du die Tür öffnest.«
»Später.«
»Nein, sofort!«
Turew schüttelte den Kopf. »Du kannst mir nichts befehlen. Wir sind hier nicht in Moskau. Hier gelten eigene Gesetze, das weißt du selbst. Oder etwa nicht?«
Karina nickte. »Doch, das weiß ich. Das weiß ich sogar verdammt gut, mein Freund, und deshalb mache ich mir meine eigenen Gesetze.« Sie zog ihre Waffe. »Ich will, dass du öffnest.«
Er blieb stur. »Keine gute Idee.«
»Das musst du mir schon überlassen.«
»Okay, ist gut. Du hast es nicht anders gewollt. Ich denke nur, dass es zu früh ist.« Auf der Stirn des Mannes hatte sich ein Schweißfilm ausgebreitet. Er schien unter Druck zu stehen, und das musste mit der Ladung zusammenhängen.
Karina war ein wenig unsicher, ein paar Mal holte sie Luft, dann drehte sie den Kopf und schaute zu mir herüber.
Sie sagte nichts. Das war auch nicht nötig, denn ich verstand ihren Blick und auch die knappe Kopfbewegung. Deshalb löste ich mich vom Fleck und ging auf sie zu.
»Was ist denn?«
»Ich möchte, dass du hier bei mir bleibst, wenn Turew die Tür öffnet.«
»Hast du ein Problem damit?«
»Ich weiß nicht. Jedenfalls kein gutes Gefühl.«
»Alles klar.«
Karina befahl Oleg abermals, die Tür zu öffnen. Er weigerte sich, stöhnte auf und flüsterte: »Es ist noch zu früh.«
»Und warum ist es zu früh?«
»Das kann ich nicht sagen.«
»Doch, raus mit der Sprache!« Die Agentin hob die Waffe an und zielte auf Turews Kopf.
»Alles klar. Ich übernehme aber keine Verantwortung.«
»Das brauchst du auch nicht.«
Die beiden Türen waren abgeschlossen. Oleg musste sich die beiden Schlösser vornehmen. Dazu passte ein Schlüssel, den er hineinschob und ihn jeweils zweimal drehte.
»Es ist offen.«
»Wissen wir«, sagte Karina. »Zieh die Tür auf.«
»Nein!« Oleg trat zurück. »Mach es selbst.«
»Und warum?«
»Ich will es nicht!«
Es war schon eigenartig. Irgendwas stimmte hier nicht, und ich warnte Karina.
»Sei vorsichtig.«
»Schon gut.«
Ich sprach Turew an. »Was hast du geladen?«
Er legte den Kopf zurück und lachte. »Ich habe den Tod geladen, verstehst du? Ja, und der wird die Menschen überfallen. Er wartet nur darauf, das zu können. Dafür habe ich ihn gebracht.« Er fing an zu lachen. »So ist das nun mal.«
Wir waren verunsichert, und Karina fragte: »Was meinst du dazu, John?«
Die Tür war noch geschlossen, und das wollte ich ausnutzen. Als ich auf sie zuging, hatte ich nicht vor, sie zu öffnen, ich tat etwas anderes, senkte ein wenig den Kopf und presste das Ohr gegen das Blech.
Das andere Ohr hielt ich zu, um mich besser auf das konzentrieren zu können, was sich hinter der Tür tat. Zuerst hörte ich nichts, dann war so etwas wie ein dunkler Klang zu vernehmen, als wäre der Boden malträtiert worden.
Ich hatte genug gehört und stellte mich wieder normal hin. Dabei nickte ich Karina zu.
»Da ist jemand auf der Ladefläche.«
»Alles klar.« Sie schaute Oleg an. »Oder nicht?«
Turew war blass geworden. »Ich sage nichts dazu«, flüsterte er »gar nichts mehr.«
»Warum nicht?«
»Sie müssen selbst damit fertig werden.« Er wollte noch etwas hinzufügen, kam aber nicht mehr dazu, denn von innen her erhielt die Tür einen heftigen Schlag.
Beide Hälften sprangen nach außen und uns entgegen. Zum Glück standen wir so weit entfernt, dass wir nicht getroffen wurden, aber der Weg war jetzt frei.
Und den nutzte die Horde aus.
Es waren keine Menschen, die ins Freie drängten, sondern Zombies …
***
Damit hatten wir nicht gerechnet. Dabei hätten wir es müssen, denn letztendlich ging es um diese Wesen.
Sie waren schnell, sie wollten ins Freie.
Karina und ich taten noch nichts. Wir standen nur da und schauten nach vorn und auch mal zu den Seiten hin, wo sich die Brut verteilte.
Alle hatten jetzt die Ladefläche verlassen. Es war uns zudem gelungen, sie zu zählen, und wir kamen dabei auf die stattliche Anzahl von acht Untoten.
Das war kein Spaß. Wenn sie wollten, konnten sie genug Unheil anrichten, und wir waren gespannt darauf, ob sie es auch wollten oder sich zurückhielten.
Eines hatten sie gemeinsam. Sie stammten alle aus dem Sumpf, aus dem Totenland, und
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