1824 - Wenn Satan seinen Henker schickt
liefen einfach los und hofften, dass uns ein weiterer Schrei den Weg wies, was leider nicht der Fall war.
Der Schrei war nicht nur von uns gehört worden. Auch einige Bewohner mussten ihn vernommen haben. Das sagten sie zwar nicht zu uns, aber wir sahen es ihren Gesichtern an. Die Leute befanden sich jetzt auf der Straße und schauten sich um. Karina stellte die Fragen.
»Was haben sie gesagt?«, wollte ich wissen.
»Die Schreie sind aus einer bestimmten Richtung gekommen, das wurde gehört.«
»Und aus welcher?«
Sie wies schräg mit dem rechten Zeigefinger nach vorn. Ich folgte mit meinem Blick, sah aber nichts Konkretes. Deshalb hob ich auch meine Schultern an.
»Da steht eine Kirche«, sagte Karina. »Wir sollten dort nachschauen.«
Zombies in einer Kirche. Normalerweise passte das nicht zusammen, aber ich schloss mittlerweile nichts mehr aus. Und wir beeilten uns jetzt, das Ziel zu erreichen.
Wir liefen vorbei an Menschen mit überraschten Gesichtern, mussten in eine Querstraße einbiegen, die sich zum Ende hin verbreiterte und auf einen kleinen Platz führte.
Da stand die Kirche.
Vor der Kirche hatten sich Menschen versammelt. Sie umstanden etwas, das wir nicht sahen. Ihre Körper deckten es ab, doch wir hörten ihre zischenden Stimmen, als sie sich unterhielten.
Wir waren sehr bald bei ihnen und sorgten mit Handbewegungen für eine Gasse.
Sie war schnell geschaffen, und jetzt sahen wir auch, um was oder um wen die Menschen standen.
Es war ein Mann, der nicht mehr lebte. Man hatte ihn auf eine brutale Art und Weise getötet. Seine Kehle klaffte auf. Blut breitete sich um seinen Kopf herum aus.
Einer der Neugierigen sprach aus, was er dachte. »Dabei hat er noch so geschrien, aber wir haben ihm nicht helfen können. Hier im Ort muss ein Monster sein.«
Da wollten wir nicht widersprechen. Es war Karina, die sich bückte, um sich die Wunde aus der Nähe anzusehen.
Ich gab ihr einige Sekunden und fragte dann, ob sie etwas erreicht hatte.
»Habe ich.«
»Und was?«
Sie richtete sich wieder auf und deutete auf den Hals. »Die Wunde stammt nicht von einem Biss.«
»Sondern?«
»Ich denke da an eine Waffe. Man könnte von einem glatten Schnitt sprechen.«
»Wirklich?«
Sie nickte und hatte dabei die Lippen hart zusammengedrückt. Wahrscheinlich dachte sie das Gleiche wie ich, sprach es nur nicht aus, und auch ich hielt mich zurück.
Dennoch konnte Karina es nicht für sich behalten und schüttelte den Kopf. »Ich will es nicht hoffen. Nein, ich will es nicht hoffen. Es ist furchtbar.«
»Du kannst nichts dagegen tun.«
»Leider. Dann müsste Wladimir hier im Ort sein.«
»Zusammen mit den Zombies. Zeit genug hatten sie, um heimlich die Maschine zu verlassen. Wir waren abgelenkt und …«
Eine Frauenstimme schreckte uns auf. »Da, da ist jemand!«
Als wir uns umdrehten, sahen wir, dass sie einen Arm halb angehoben hatte und schräg nach vorn deutete.
Dort war eine nackte Frau zu sehen, auf deren Oberkörper noch die Reste aus dem Sumpf klebten. Wir hatten gesehen, wie sie aus dem Wasser gekommen war. Es war die Person mit den schweren Brüsten und sie kam auf dem direkten Weg auf uns zu …
***
»Wer ist das?«
»Eine Tote, die nicht tot ist oder so.«
»Die hat im Sumpf gelegen. Das sieht man.«
»Dann ist sie ein Sumpfmonster.«
So lauteten die Kommentare der Umstehenden, und sie hatten nicht mal so unrecht. Das alles traf irgendwie zu, auch wenn die Gestalt menschliche Formen hatte.
Sie ging weiter. Sie schwankte leicht beim Aufsetzen der Füße, aber sie kippte nicht um.
Karina und ich hörten, dass die Zuschauer Angst bekamen. Das machte sich nicht nur durch ihr Flüstern bemerkbar, sie bewegten sich auch und zogen sich zurück.
Karina und ich ließen die Nackte kommen. Schnell ging sie nicht. Sie schaukelte von einer Seite zur anderen. Ihre Arme schwangen mit und das Gesicht blieb eine Fratze.
Dann bewegte sich ruckartig den Kopf. Das tat sie, um ihre Haare zur Seite zu schleudern. Sie wollte nicht, dass sie wie ein Vorhang ihre Augen bedeckten.
Jetzt lag das Gesicht frei.
Es sah schlimm aus. Aufgequollen und mit Augen versehen, die vorstanden. Sie wollte ein Opfer.
»Überlass sie mir!«, sagte Karina. Ihre Stimme klang kalt.
»Gut.« Ich trat zurück und auch zur Seite, damit Karina freie Bahn hatte.
Sie hatte nicht mal eine Waffe gezogen, als sie auf den nackten Zombie zuging. Sie ging auch nicht direkt bis zu ihm, sondern ließ einen kleinen Abstand. Und aus ihm
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