1825 - Kampf um Trieger
die Luft."
Die TRONTTER war mit einer Seitenlänge von 280 Metern und einer 90 Meter im Quadrat messenden Bodenplatte vergleichsweise klein. Sie war als schnelles Kurierschiff gebaut worden - aber das lag 79 Jahre zurück. Eigentlich ein lächerlich kurzer Zeitraum für ein Raumschiff, doch bei den Zentrifaal vermißten wir sowohl die Pflege als auch den technischen Standard. Schlechtes Material und zermürbende Transitionen trugen das ihre dazu bei, daß Schiffe schon nach kurzer Zeit ausgemustert wurden.
Bei der TRONTTER war das vor zwanzig Jahren der Fall gewesen. Das ehemals schnelle Kurierschiff war erst in den Besitz eines industriellen Konsortiums übergegangen und später in den Besitz von Freunden des Regierungschefs. Offiziell war A-Betchaga nie mit diesem Schiff in Verbindung geraten, und wohl nur deshalb stand es ihm als letzte Fluchtmöglichkeit zur Verfügung.
Die Leitzentrale war ein viereckiger, vom allgemeinen Verfall nicht verschont gebliebener Raum mit gut acht Metern Höhe. Es gab keine Wand ohne Bildschirmgalerien, doch wie viele davon wirklich funktionierten, blieb unklar. Einige Schirme offenbarten bereits ihr Innenleben, andere zeigten Sektionen aus dem Schiffsinneren, die in dichtem Schneetreiben zu ersticken schienen. Zumindest in der Wiedergabe.
Zwei der sechs klobigen, auch für uns geeigneten Sessel waren noch frei.
„Schnallt euch an!" drängte A-Betchaga. „Der Alarmstart könnte ruppig werden."
Und eventuelle Verfolger?
Der Weltraum über uns war frei. Wir sahen es, als die Ortungen zu arbeiten begannen. Und die auf dem Raumhafen gelandeten Kriegsschiffe hatten nahezu alle Energieversorgung desaktiviert.
Ein dumpfes Grollen hallte aus der Tiefe der TRONTTER herauf. Von kurzen Augenblicken der Ruhe unterbrochen, steigerte es sich zum ohrenbetäubenden Dröhnen, das rasch die gesamte Schiffszelle in Schwingungen versetzte. Was nicht niet- und nagelfest war, begann unter den unregelmäßigen Erschütterungen ein bedenkliches Eigenleben zu entwickeln.
Es juckte Bully ganz eindeutig in den Fingern, einzugreifen. Sekundenlang schloß er die Augen, dachte wohl zurück an unsere ersten Transitionsraumer. Der Menschheit war die Technik der Arkoniden in den Schoß gefallen, andernfalls hätten wir uns eines Tages vielleicht auch mit solchen Rostlauben in den Weltraum gewagt.
„Reaktorraum!" rief A-Betchaga in die Bordsprechverbindung. „Wann steht die volle Energie zur Verfügung?"
Die Antwort verstanden wir nicht. Aber A-Betchagas Hände krachten über das Schaltpult, daß zartfühlenderen Raumfahrern Hören und Sehen vergangen wäre.
„Reaktionsmasse! Ich brauche die Zufuhr! - Sofort!"
Gleiter näherten sich aus Richtung der Stadt. Auf einigen Schirmen waren sie als zitternde Leuchtpunkte zu sehen. Und drüben bei den Kriegsschiffen stiegen plötzlich die Emissionen an.
„Alarmstart!" A-Betchagas Stimme hatte Mühe, gegen den ohrenbetäubenden Lärm anzukommen.
Die Erschütterungen wurden unerträglich. Das Schiff schien am Boden zerbrechen zu wollen. Aber schon drückte eine Titanenfaust uns tief in die Kontursessel. Eine sich ausdehnende Wolke aus Feuer hüllte das untere Drittel der TRONTTER ein, trieb das Schiff aber gleichzeitig in die Höhe. Die sonnenhellen Gluten brachen sich zwischen den benachbarten Wracks.
Bockend und vibrierend stieg das Schiff in den Nachthimmel. Schätzungsweise fünf, sechs Gravos lasteten auf uns - für trainierte Personen ein durchaus erträglicher Wert.
„Schutzschirm an!"
Ein rotes Leuchten begann die TRONTTER einzuhüllen und vermischte sich mit dem fahler werdenden Lohen des Haupttriebwerks. Später erfuhren wir, daß der Schutzschirm in seiner Leistungskraft durchaus dem eines stolzen 780-Meter-Schlachtschiffs entsprach.
Keine Verfolger. Noch nicht. Quälend langsam fiel Z-Z unter uns zurück. Dann schob sich die blaue Riesensonne Zentriff über das Rund des Horizonts.
A-Betchaga holte alles aus dem Antrieb heraus, was an Beschleunigung zu bekommen war. Trotzdem hatte es den Anschein, als bewegten wir uns kaum von der Stelle. Bully bezeichnete die TRONTTER in einem Anflug von Galgenhumor als „lahme Krücke".
Wir wurden nicht verfolgt. Vielleicht war A-Caliform sogar ganz froh darüber, ein Problem auf diese einfache Weise loszuwerden.
Zehn Minuten vergingen in quälender Eintönigkeit. Aber in dieser Zeit fiel immerhin ein Teil der Anspannung von uns ab.
Der Kurs der TRONTTER führte nahezu senkrecht von der Ekliptik weg.
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