1827 - Flucht durch Bröhnder
Halbwüchsigen so etwas wie Menschlichkeit zu erwarten. Aber so viel Rücksichtslosigkeit überraschte mich doch. Wie aus kleinen Monstern von Orgellocs Sorte einmal erwachsene, gutherzige Raubyner werden sollten, das begriff ich beim besten Willen nicht.
„Wir werden einen Weg finden", sagte ich. „Varquasch bleibt auf keinen Fall hier."
„Ballern wir doch einfach ein Loch in die Hülle!"
„Ein schlauer Gedanke. Aber das geht nicht so einfach, Lanagh. Ich fürchte, daß das Raumschiff sich dagegen wehren würde."
Ich deutete auf Scheep und Kjaiup. „Ihr beiden bleibt hier draußen und paßt auf ihn auf. Sorgt dafür, daß er nicht wegläuft. Wir anderen suchen drinnen nach einer Möglichkeit."
Gemeinsam mit Lanagh, Orgelloc und Filibin rannte ich zurück zum Bug. Die Schleuse befand sich unterhalb des Querbalkens. Auf dem kleinen Schaltfeld an der Unterseite des Schiffes erkannte ich die gelbe und die blaue Taste; ein Druck auf die blaue ließ aus der Wandung der THOREGON VIER eine Treppe fahren, die bis zum Boden reichte.
„Kommt!"
An der Spitze meiner kleinen Truppe betrat ich das Schiff. Drinnen erwartete uns helles Licht. Das bedeutete, Buck hatte mittlerweile an allen Stellen die Beleuchtung instand gesetzt.
„Einheit Vier", wandte ich mich an den Bordcomputer, „wir sind wieder zurück."
„Ich habe es bereits registriert", antwortete die künstliche Stimme auf bröhn.
„Ist die THOREGON VIER mittlerweile startbereit?"
„Wir können starten, aber wir verfügen lediglich über eine beschränkte Geschwindigkeit.
Beschleunigung und Überlichtfaktor sind noch sehr gering."
„Das macht nichts", sagte ich. „Mit solchen Dingen kommen wir klar. Unser Problem ist ein ganz anderes. Ich hoffe, du erinnerst dich an meinen Begleiter vom letzten Besuch, Varquasch. Das letzte Mal hatte er die THOREGON VIER durch das Loch am Heck betreten."
„Buck hat das Loch repariert. Auf diesem Weg ist es nicht mehr möglich."
„Soviel ist uns bereits aufgefallen. Wir benötigen eine andere Möglichkeit. Irgend etwas, wie wir Varquasch ins Schiff bringen."
„Eine solche Möglichkeit existiert nicht", gab Einheit Vier zurück.
„Was, wenn wir das Schiff noch einmal beschädigen? So, daß Varquasch herein kann? Anschließend verschließen wir die Hülle provisorisch wieder und starten."
Einheit Vier erwiderte: „Das verbiete ich. Mein Interesse an Varquasch ist gering ausgeprägt. Eine weitere Beschädigung dieses Schiffes werde ich nicht hinnehmen."
„Wie willst du dich dagegen wehren?" fragte ich interessiert.
„Das übernehmen die automatischen Verteidigungssysteme."
Die Drohung klang so unverhohlen wie glaubhaft. Also versuchte ich es anders.
„Befinden sich an Bord der THOREGON VIER Haltetrosse? Irgend etwas zur magnetischen Befestigung von Körpern an glatten Oberflächen?"
„Selbstverständlich, Alaska Saedelaere. Ich werde den Weg dorthin durch Lichtsignale kennzeichnen."
Im Schleusenraum flackerten rote Lichtpunkte auf, die nach draußen führten. Wir folgten den Punkten in den Hauptkorridor, der durch die Zentrale bis ans Heck führte. Von den ehemaligen Schäden war kaum mehr eine Spur sichtbar.
Back hatte ganze Arbeit geleistet und zwar zum unpassendsten Augenblick, der sich denken ließ.
„Sag mal, Alaska", wollte Lanagh wissen, „was willst du eigentlich mit den Dingern? Damit kriegst du den Alten doch auch nicht hier rein."
„Stimmt, Lanagh. Das ist auch gar nicht mehr das Ziel. Euer Vatermutter ‘trägt doch seinen Raumanzug.
Wir werden ihn mit den Trossen an der Außenhülle befestigen. Und dann starten wir."
„Befestigen?"
„Exakt. Er fliegt erst einmal draußen mit. Wenn uns die Flucht gelungen ist, können wir überlegen, wie wir ihn hereinbekommen."
*
Die Trossen erwiesen sich als vieladrige, metallene Bänder, die mit saugnapfähnlichen Enden an beliebiger Stelle verankert werden konnten. Jeweils ein Kippschalter an jedem Ende löste oder aktivierte die stabile Verankerung.
Wir brachten Varquasch dazu, still zu liegen. Ich aktivierte den Antigrau seines Anzugs. Die nunmehr schwerelose Masse brachte ich in Bewegung, dirigierte sie aufwärts an eine flache Stelle und fixierte den Raubyner mit einem der Bänder.
Er fing wieder zu zappeln an. Vermutlich, weil er nicht begriff, was um ihn vorging.
„Sei ganz ruhig; Varquasch! Wir haben einen Plan. Du schaltest jetzt dein Funkgerät ein. Dann erkläre ich dir den Rest, sobald wir gestartet
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