Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1827 - Flucht durch Bröhnder

Titel: 1827 - Flucht durch Bröhnder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Synchron-Salve zu. Ich hatte nicht die Möglichkeit, mich dem Trauergefühl hinzugeben.
    „Kommt ins Schiff zurück!" brüllte ich nach draußen. „Lanagh! Und ihr anderen! Eurem Vatermutter ist nicht mehr zu helfen!"
    „Wir sind unterwegs, Alaska!"
    Ich erteilte Befehl an Einheit Vier, so schnell wie möglich in den Hyperraum zu wechseln.
    Dreißig Sekunden, dachte ich, eine Kleinigkeit, so gut wie gar nichts.
    Den Maoten reichten dreißig Sekunden aus. Sie feuerten nun im Fünf-Sekunden-Takt.
    Eine der Salven durchbrach den Schutzschirm. Es waren nur wenige Prozent Energie, die durchschlugen, aber es reichte, um die Kameraoptik erblinden zu lassen. Ich besaß von draußen keine Bilder mehr.
    „Einheit Vier! Wie lange noch?"
    „Es ist soweit, Alaska Saedelaere. Drei. Zwei. Eins. Null."
    Die Sterne verblaßten. Das Feuer hörte auf. Wir waren vorerst in Sicherheit.
     
    9.
     
    Dorotas Bericht: Zujandron starb. Seine imponierende Gestalt, Spiegelbild einer einzigartigen Individualität, löste sich auf wie eine Wolke aus Staub, in die ein sachter Windstoß blies.
    Er empfand keine Schmerzen, er kämpfte nicht gegen den sinnlosen Selbsterhaltungstrieb. Zujandron verkörperte das Prinzip der Arterhaltung. Der eigene Tod war für ihn eine Frage der Notwendigkeit.
    „Laß uns nicht allein!" wollte ich rufen. Aber ich schwieg. „Wie sollen wir ohne deine Führung weitermachen?" Doch ich sagte keinen Ton. „Wir kennen nicht einmal den genauen Plan! Ohne deine Hilfe sind wir gar nichts, Zujandron ..."
    Ich sah dem Sterben einer zutiefst bewunderten Persönlichkeit zu, ohne etwas unternehmen zu können.
    Niemals hatte ich mich so hilflos gefühlt.
    Enkendran hielt immer noch meine Schultern fest. Aber er hätte das nicht zu tun brauchen.
    Es war nicht Panik, was ich nach außen hin vermittelte, sondern alle Wärme, die ich besaß.
    Ich hatte nicht das Recht, Zujandrons letzten Momenten einen bitteren Beigeschmack zu verleihen. Der Schöpfer des vegaonischen Plans starb nicht aus Egoismus, sondern für uns alle.
    Als der letzte Hauch verwehte, spürte ich das Prinzip der Arterhaltung in mich übergehen.
    Zujandron existierte nicht mehr.
    Aber da war noch etwas, das ich nicht auf Anhieb definieren konnte. Ich hatte das Gefühl, von unsichtbaren Fäden umgeben zu sein. Jedes einzelne dieser Gespinstfragmente beinhaltete eine riesengroße Kraft.
    Man konnte es nicht sehen, man fühlte es nur. Genauer gesagt: Ich war die einzige, die es fühlte.
    In meinen Händen hielt ich den Schlüssel. Damit war die zweite Komponente, die Zujandron getragen hatte, in mich übergegangen. Der Schlüssel schenkte mir eine ungeheure Macht.
    Was mich bewog, ausgerechnet in diesem Augenblick an Saedelaere zu denken, wußte ich nicht. Ich sandte ihm einen letzten Funkspruch hinterher. Daß ich ihn wiedersehen würde, konnte ich mir nicht vorstellen.
    Enkendran, Golomdeth, Seankara, sie alle starrten ratlos auf die Stelle, an der sich Zujandron verflüchtigt hatte. Keiner von ihnen war handlungsfähig. Nicht einmal der Koordinator - den ich ein Leben lang als die Verkörperung der Souveränität empfunden hatte.
    Irgend etwas würde passieren. Darauf verließen sie sich.
    Und sie hatten recht, denn Zujandron war in der Gewißheit gestorben, daß sein Tod etwas Wertvolles für uns alle bewirkte.
    Ich begriff, daß die Verantwortung für den vegaonischen Plan nun bei mir lag. Zujandron hatte mit Absicht nichts erklärt. Die Dinge wurden in dem Augenblick wahrnehmbar, da sie getan werden mußten.
    „Dorota?" fragte Enkendran nach einer Ewigkeit.
    „Ja?"
    „Ich kann dein Innerstes nicht mehr sehen."
    „Die Trägerin der Seele besitzt nun die meiste Kraft von allen", antwortete ich. „Molladaga ist tot.
    Zujandron ist tot. Die Geometrie ist wiederhergestellt. Bereite dich auf den vegaonischen Sprung vor."
    „Wie meinst du das?"
    Ich ignorierte seine Frage. Der Sahmhorst existierte als schwarze Scheibe von hundert Metern Durchmesser. Lange konnte die Scheibe dem Zufallsfeuer der Maoten nicht mehr widerstehen. Und der Sahmhorst, der auf einer anderen Existenzebene mit der Scheibe identisch war, begann sich unter dem Einfluß des Sonnenwindes aufzulösen.
    Es war höchste Zeit.
    Ich ergriff das Gespinst, das im Sahmhorst alle Orte und alle vegaonischen Komponenten miteinander verband. Einige meiner Artgenossen hatten sich bereits aufgelöst, natürlich die schwächsten Individuen. Das Kollektiv der Ysperay war im Schwinden begriffen, bevor es

Weitere Kostenlose Bücher