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183 - Die Stadt Gottes

183 - Die Stadt Gottes

Titel: 183 - Die Stadt Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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das Gefühl nicht los, dass Crow und Peterson ihre eigenen Pläne verfolgten?
    ***
    Sigur Bosh meldete sich freiwillig. Am Morgen des dritten Tages, nachdem Honeybutt Hardy und die anderen von Bord gegangen waren, zog er lange vor Sonnenaufgang in die Stadt und forschte nach dem Verbleib seiner Geliebten und ihrer Begleiter.
    Schon gegen Mittag kehrte er mit den schlechten Nachrichten zurück und berichtete von der Situation innerhalb der Stadtmauern. Sie warteten, bis die Sonne untergegangen war. Im Schutz der Dunkelheit schlichen sie sich nach Waashton hinein – Sigur Bosh, Ben-Bakr, Hagenau, Horstie von Kotter und Laurenzo, der Heiler aus dem Südland.
    Die Straßen waren menschenleer. Irgendwann kamen sie zu einem alten Stadion. Tausende von Fackeln und Öllampen erleuchteten das Spielfeld und eine Tribüne.
    Auf dem Grund der Arena hatten sich an die tausend Menschen versammelt, auf der Tribüne etwa neunzig.
    Ein Mann mit einem schwarzen Hut und schwarzem Langhaar schrie in einen Blechtrichter. Er beklagte den Tod eines Gefährten und kündigte das Gericht des HERRN – sie nahmen an, er meinte Wudans Gericht – über die Mörder an. Seine Stimme drang Bosh bis ins Mark. Die Männer und Frauen rechts und links des zürnenden Redners schienen gefesselt zu sein. Sigur kniff die Augen zusammen und sah genauer hin. Und dann erkannte er seine geliebte Kareen »Honeybutt« Hardy in der ersten Reihe der Gefangenen.
    Mit ein paar Gesten machte er die anderen darauf aufmerksam. Ben-Bakr griff sofort nach seinem Säbel, von Kotter zog seine langstielige Axt. Hagenau und Laurenzo machten Anstalten, ihre Armbrüste zu spannen. Auf der Tribüne schoss der Mann in Schwarz genau in diesem Moment in die Luft. Die ehemaligen Rudersklaven verharrten und warfen einander verstohlene Blicke zu.
    »Lassen Sie um Himmels willen Ihre Waffen noch stecken!«, zischte jemand zu Boshs Rechten. Der blickte zur Seite – ein hoch gewachsener Mann in dunklem abgewetzten Mantel stand neben ihm. Eine Fellkapuze verhüllte seinen Kopf. »Ein gutes Omen des Schicksals, dass Sie gekommen sind, Mr. Bosh. Die Dinge haben sich leider nicht besonders erfreulich entwickelt.«
    »Mr. Black!«, flüsterte Sigur Bosh. »Sie sind also auf freiem Fuß? Gut zu wissen! Was ist geschehen?« Jetzt erst sah der Britanier, dass sie von mindestens einem Dutzend Gestalten in langen dunklen Mänteln umgeben waren. Einige fielen ihm durch ihre Blässe, andere wegen ihrer Jugend auf. Etwas Gespanntes, Wachsames ging von diesen Männern und Frauen aus. Ein Mann war schwarz und von hünenhafter Statur.
    »Das sind unsere Verbündeten«, flüsterte Black, der Boshs Blicke bemerkte. »Die Präsidentin des Weltrats Dr. Alexandra Cross.« Mit einer Kopfbewegung wies er auf die Frau zu seiner Rechten. »Hier im Stadion sind wir nur zwanzig Bewaffnete. Im Notfall werden wir das Schlimmste dennoch zu verhindern wissen.« Er blickte sich prüfend um und lüftete dann seinen Mantel ein wenig. Sigur Bosh sah, dass Black einen Patronengurt trug und eine Feuerwaffe unter dem Mantel versteckt hatte.
    Mr. Black schloss den Mantel wieder und blickte nach vorn, wo Rev’rend Blood die öffentliche Buße feierlich eröffnete. »Es sind Hinrichtungen angekündigt«, raunte er dem Mann aus Britana zu. »Weitere siebzig Bewaffnete unserer Verbündeten operieren zurzeit an anderen Stellen der Stadt. Wie sind Sie bewaffnet?« Sigur Bosh erklärte es ihm. »Gut«, flüsterte Black. »Schauen Sie nach links. Sehen Sie den Rev’rend auf dem Barackendach?«
    Bosh blickte sich um. Ein krausköpfiger Mann mit Schlapphut und schwarzem Umhang lag fünfzig Schritte vom Eingang entfernt auf dem Dach eines kleinen einstöckigen Flachbaus. Vor ihm war ein Gestell aufgebaut, das irgendwie gefährlich aussah. »Was ist das?«
    »Ein Maschinengewehr«, flüsterte Mr. Black.
    »Informieren Sie die anderen Seeleute. Sie sollen sich alle in unserer Nähe halten.«
    Der Mann aus Britana schob sich an Ben-Bakr heran und gab weiter, was Black ihm gesagt hatte. Ben-Bakr informierte Hagenau, Hagenau dann von Kotter, und so weiter.
    Die Männer von der Eusebia kamen kaum dazu, die Neuigkeiten zu verdauen. Vorn auf der Tribüne ergriff jetzt wieder Rev’rend Rage das Wort und schrie in den Blechtrichter.
    »Preiset den HERRN!«, rief er, und ein vielstimmiger Chor auf dem Spielfeld antwortete: »Amen!« Rev’rend Rage schoss in die Luft. »Hier auf der Tribüne seht ihr die Verstocktesten der Verstockten in

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