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183 - Die Stadt Gottes

183 - Die Stadt Gottes

Titel: 183 - Die Stadt Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Blick entglitt seiner Kontrolle, huschte zu Hardys üppigem Busen hinunter, und danach sogar bis zu ihren Schenkeln. »Ich meine…«
    Ein Ruck ging durch seinen langen dürren Körper, als er seinen Ausrutscher bemerkte. Er schluckte und räusperte sich. »Ich meine… deine Sünden sind das Problem, ja…«
    Er fuchtelte mit der Rechten in der Luft herum. »Du glaubst doch nicht an den HERRN, oder?«
    »Ich kenne den Gentleman nicht, Rev’rend Blood. Wie soll ich dann wissen, ob ich an ihn glaube? Außerdem interessiere ich mich nicht für religiöse Fragen wie gesagt, aber ich denke, das ist einzig und allein meine Privatangelegenheit.«
    »Irrtum!« Rev’rend Rage sprang von seinem Sessel hoch. In langen, lärmenden Schritten stapfte er zu Miss Hardy und seinem Erzbischof. »Das ist auch die Angelegenheit des HERRN! Und es ist die Angelegenheit seiner Diener! Die Stadt Gottes wird nur erblühen, wenn wir auch den kleinsten Keimling der Sünde ausreißen!«
    »Was für einen Keimling, Sir? Was für eine Sünde?«
    Auch Honeybutt wurde jetzt ein wenig lauter. »Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden!« Ein Fausthieb traf sie im Nacken. Sie schrie auf vor Schmerzen.
    »Wirst du wohl Rev’rend Rage nicht so anschreien, du unbußfertiges Miststück?!«, fauchte Rev’rend Torture direkt neben ihrem Ohr.
    »Ich rede davon, dass du mit Schwuchteln, Strauchdieben und Straßenkindern gemeinsame Sache machst!« Die donnernde Stimme Rev’rend Rages hallte durch den Theaterraum. »Ich rede davon, dass ich noch kein Wort der Reue aus deinem Lügenmaul gehört habe, und noch kein Bekenntnis zum Gehorsam uns Rev’rends und dem HERRN gegenüber! Ich rede davon…!«
    Er unterbrach sich, denn am rechten Bühnenrand war ein vierter Rev’rend aufgetaucht, ein fettleibiger Rauschebart von fast zwei Metern Größe. Mit wilden Gesten signalisierte er die Dringlichkeit seines Anliegens.
    »Was gibt es, Rev’rend Rock?«, fragte Blood.
    »Draußen steht ein Mann namens Stock, ein Bußwächter.« Der Mann überraschte Honeybutt durch seine knabenhaft hohe Stimme. Sie wollte so gar nicht zu seiner massigen Erscheinung passen. »Er hat Nachrichten von Rev’rend Flame. Schlimme Nachrichten, wie es scheint.«
    »Nämlich?« Beide Rev’rends schnitten ungeduldige Mienen. Miss Hardy aber spitzte die Ohren.
    »Das will er nur einem der Bischöfe sagen«, erklärte Rev’rend Rock.
    »Na gut.« Blood wandte sich an seinen Vize. »Geh du, Rev’rend Rage. Höre dir an, was Rev’rend Flame uns auszurichten hat.« Der Angesprochene zog eine grimmige Miene, gehorchte aber. Mit großen Schritten lief er über die Bühne und verschwand mit Rev’rend Rock irgendwo in den Gängen, die zum Hinterhof führten.
    Blood wandte sich an den schielenden Rev’rend hinter Miss Hardy. »Und du begleite den Bischof, Rev’rend Torture. Vier Ohren, ähm, hören mehr als zwei, nicht wahr?« Der Rev’rend mit den Schraubstockpranken trollte sich.
    Rev’rend Blood wartete, bis auch seine Schritte in den Gängen hinter der Bühne verhallten. Dann ging er neben Miss Hardys Stuhl in die Hocke. »Rev’rend Rage ist ein Hitzkopf. Er wird rasch heftig und drückt sich manchmal ein wenig ungeschickt aus.« Wie aus Versehen lag seine Rechte plötzlich auf Hardys Oberschenkel. »Ich muss mich für sein Benehmen entschuldigen.« Sein Lächeln war jetzt unerträglich milde, sein Blick irgendwie glasig.
    »Er will immer mit dem Kopf durch die Wand, weißt du? Freilich – ganz Unrecht hat er nicht…«
    Seine rechte Hand fuhr zwischen Miss Hardys Schenkel, seine Linke glitt über ihren Busen bis zu ihrem Kinn. »Aber ich denke, wir finden einen Weg, um das schöne Kind zu retten, doch, das denke ich…«
    Honeybutt sprang so ungestüm auf, dass ihr Stuhl umkippte. »Finger weg, du Lustmolch!«
    Schritte näherten sich, Rev’rend Rage und Rev’rend Torture erschienen wieder auf der Bühne. Rev’rend Torture stürmte sofort los und packte Miss Hardy von hinten.
    »Rev’rend Flame ist tot«, sagte Rev’rend Rage mit hohler Stimme. Er war nicht bleich, er war schneeweiß im Gesicht. »Ermordet.« Sein Blick flog zwischen Hardy und Rev’rend Blood hin und her. »Was ist hier los?«
    »Ich will zurück in meine Zelle«, sagte Honeybutt heiser.
    »Der Mörder muss gefunden werden!« Rev’rend Blood sprang auf. »Die Stadt durchkämmen! Haus für Haus durchsuchen! Rev’rend Flames Blut schreit nach Sühne!«
    ***
    Dr. Alexandra Cross blieb an der Tür stehen und

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