1831 - Der Jenseits-Bann
bist doch gekommen, um dich uns anzuschließen?«
Glenda wusste, dass sie jetzt antworten musste. Und sie wollte diplomatisch vorgehen. Der Typ sollte keinesfalls Verdacht schöpfen. Er sollte nicht merken, wer sie wirklich war.
Erst mal schaffte sie ein Lächeln. Dann folgte die Antwort, die sie leise aussprach. »Ich – ähm – weiß es noch nicht. Ich wollte erst mal schauen. Ist das schlimm?«
»Nein, ist es nicht.«
»Dann bin ich zufrieden.«
Er schaute sie an. Glenda mochte den Blick der hellen Augen nicht, aber das konnte sie ihm nicht sagen, und so hielt sie ihm eisern stand. Sie ließ sich durch seinen Blick testen, auch wenn es ihr schwerfiel, nichts zu tun.
Dann sprach er und sagte mit leiser Stimme: »Ich weiß nicht so recht, aber irgendwie bist du anders.«
»Wie denn?«
»Keine Ahnung«, murmelte er, »aber ich werde es herausfinden.«
Glendas Herz schlug schneller. Sie war froh, dass dieser Typ es nicht sah. Seine Reaktion hatte sie schon geschockt. Es kam ihr vor, als wüsste er Bescheid. Die anderen Frauen interessierten ihn in diesen Momenten nicht. Er konzentrierte sich nur auf die Neue.
»Wie heißt du?«, fragte er sie plötzlich.
»Glenda Perkins …«
Er sagte nichts mehr. Dafür war ihm anzusehen, dass er nachdachte. Er verengte seine Augen. Er musterte sie vom Kopf bis zu den Füßen und schüttelte einige Male den Kopf, als könnte er bestimmte Dinge nicht begreifen.
»Etwas stimmt nicht mit dir.«
»Was denn nicht?«
»Ich weiß es nicht. Aber du bist eine andere Person.«
»Wie soll ich das denn verstehen?«
»Damit meine ich nicht deinen Namen, ich bin sogar davon überzeugt, dass er nicht falsch ist. Aber ich spüre, dass etwas in dir steckt, das mir nicht gefällt.«
Glenda Perkins erwiderte nichts. Aber sie machte sich schon ihre Gedanken, denn tatsächlich steckte etwas in ihr, das sie von den anderen Menschen unterschied. Es war dieses Serum, das sie unfreiwillig zu sich genommen hatte. Dank seiner Hilfe war es ihr in gewissen Situationen möglich, sich von dem Ort zu entfernen, an dem sie gerade stand. Sie konnte dann zu anderen Zielen reisen, was aber kein normales Reisen war, sondern ein Wegbeamen.
Es war eine Eigenschaft, die sie nicht mochte, die ihr aber schon oft geholfen hatte, sich zu retten und auch andere Personen mitzunehmen.
Das musste dieser Gordon gespürt haben. Er schien sehr sensibel zu sein.
Glenda behielt die Nerven. Sie gab sich harmlos und fragte: »Kann ich dir helfen?«
»Vielleicht.«
»Dann bitte.«
Gordon schüttelte den Kopf. »Nein, so nicht. Nicht hier. Wir werden uns allein unterhalten.« Er nickte ihr zu und sagte: »Jetzt bleibst du hier stehen.«
Das tat sie. Und sie war froh, dass der erste Kelch an ihr vorbeigegangen war. So hatte sie Zeit, sich zu erholen.
Arthur Gordon stellte sich neben sie. Er schaute seine anderen Schülerinnen an. Sie richteten ihre Blicke auf ihn, und dann hörten alle seine erste Frage.
»Kennt einer von euch diese Frau, die sich Glenda Perkins nennt?«
»Nein …«
Niemand kannte Glenda und niemand hatte ihren Namen gehört.
Ob Gordon enttäuscht war oder nicht, sah man ihm nicht an. Er sagte zunächst nichts, betrachtete seine Freundinnen und nickte ihnen zu.
»Schon gut. Ich denke, ihr habt mir die Wahrheit gesagt. Wenn möglich, meditiert weiter, denn nur so kann man dem Jenseits nahe kommen. Es ist wichtig, die Reinheit zu erlangen, um völlig unbelastet die neue Sphäre betreten zu können.«
Glenda hatte jedes Wort verstanden. Sie hatte nur ihre Probleme damit, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass das Jenseits die normalen Menschen aufnahm.
»Ich werde bald wieder bei euch sein«, erklärte er, »aber zuvor muss ich unsere neue Freundin testen. Ich lasse euch jetzt allein, und ihr wisst, was ihr zu tun habt.«
Sie nickten.
Gordon wandte sich an Glenda. »Komm mit mir.«
»Wohin denn?«
»Wenn überhaupt, dann stelle ich die Fragen. Ist das klar?«
»Ja.«
»In diesem Fall mache ich eine Ausnahme. Wir werden hier in diesem Haus bleiben. Du musst keine Angst haben, dass ich dich entführe.«
»War auch nur eine Frage.«
»Wenn du bei uns bleiben willst, musst du dir in Zukunft überlegen, ob du weiterhin Fragen stellen willst.«
»Ja, das habe ich verstanden.«
»Dann ist es gut.« Er gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie auf die Tür zugehen sollte, durch die er gekommen war.
Glenda zögerte keinen Moment. Sie wollte den Kerl auf keinen Fall
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