1831 - Der Jenseits-Bann
zu ihnen.«
»Stimmt auch wieder.«
Suko machte mich darauf aufmerksam, dass wir eventuell noch mit unserem Chef sprechen sollten.
»Wenn der hört, dass Glenda sich einen Alleingang vorgenommen hat, ist er mehr als sauer.«
»Aber was wollt ihr denn?«, rief sie. »Ich setze mich in das Zimmer und höre mir an, was da gesagt wird. Mehr mache ich nicht. Das ist alles.«
»Was schon zu viel sein kann.«
»Jetzt hör aber auf, John. Ich habe schon ganz andere Situationen überlebt.«
Das stimmte allerdings. Aber ich war auch der Ansicht, dass man das Glück nicht überstrapazieren sollte. Das konnte auch leicht in die Hose gehen.
Mit Sir James wollten wir trotzdem reden, aber Glenda würden wir in dem Gespräch nicht erwähnen …
***
Glenda Perkins hatte sich mit einem Taxi in die Nähe des Ziels bringen lassen. Sie waren über die Tooley Street gefahren und hatten das London Dungeon an der Nordseite passiert. Es ging noch ein Stück weiter, und in der Nähe der London City Mission gab es eine kleine Straße, in der die Schule lag. Sie grenzte an das Grundstück, das der City Mission gehörte, nur wuchsen zwischen den beiden Gebäuden hohe Bäume, sodass das eine nicht von dem anderen aus zu sehen war.
Der Zaun wurde von einem Tor unterbrochen. Eine Mauer sah Glenda nicht, die von der Arbeit erst noch nach Hause gefahren war, sich aber nicht umgezogen hatte. Nur den Mantel hatte sie abgestreift, ansonsten trug sie die blaue Jeans und eine grüne Cordjacke, die nur bis zur Taille reichte.
Es parkten kaum Autos in der Nähe. Und die Schule sah auch nicht eben freundlich aus. Es war ein Gebäude mit einer glatten Fassade, aber großen Fenstern, die an ihrem oberen Ende einen Bogen zeigten. Eine Tür gab es auch, und als Glenda näher an das Haus herankam, sah sie auch Licht hinter den Fenstern im Erdgeschoss.
Es war also jemand da.
Bei jedem Meter, mit dem Glenda dem Haus näher kam, schlug ihr Herz schneller. Sie war auf sich allein gestellt, aber sie wusste nicht, wie viele Gegner ihr letztendlich gegenüberstehen würden.
Bis zur Tür musste sie drei Stufen einer Treppe überwinden. Dann stand sie vor den beiden geschlossenen Hälften und probierte, ob die Tür sich öffnen ließ.
Das tat sie nicht.
Glenda suchte nach einer Möglichkeit, ins Haus zu gelangen, und die bot ihr die Klingel, die sie nach einem langen Atemzug drückte.
Es wurde ihr geöffnet. Nicht behutsam, sondern mit einem harten Ruck zog jemand die Tür auf, die nach innen glitt und von einer Hand festgehalten wurde.
Es war ein Mann!
Aber es war nicht Arthur Gordon, denn der war ihr von John Sinclair beschrieben worden. Zudem hatte sie von ihm ein Foto auf der Internetseite gesehen.
Der Mann schaute sie aus seinen dunklen Augen an. Er war ganz in Grau gekleidet, und seine Kluft kam ihr vor, als hätte er sich einen Schlafanzug übergezogen. Das Haar hatte er nach hinten gekämmt und mit irgendeinem Gel oder einer Pomade beschmiert, denn es glänzte.
»Bitte?«, fragte er.
Glenda hatte sich vorher die Worte überlegt, aber ausgerechnet jetzt fielen sie ihr nicht mehr ein. Sie wusste zwar, um was es ging, aber sie fing doch an zu stottern.
»Ähm – ich – ähm – habe gelesen, dass es hier …«
»Die Schnupperstunde meinst du?«
»Ja.«
»Dann komm rein.«
Glenda zögerte noch. »Findet sie denn wirklich statt?«
»Klar, sonst hätte ich nicht geöffnet.«
»Ja, schon gut.«
»Dann komm rein.« Das sagte der Typ, nachdem er Glenda kühl gemustert hatte.
Glenda schob sich ins Haus hinein und gelangte in einen Bereich, auf dessen Boden braunrote Fliesen lagen. Es war ein Flur zu sehen und ebenfalls eine breite Treppe, die in die obere Etage führte.
Glenda war stehen geblieben, um sich umzuschauen. Hier gab es nichts Schönes, was einen Menschen hätte erfreuen können. Die hohe Decke zeigte einen gräulichen Anstrich und die Kugelleuchten sahen aus, als hätten sie schon mehrere Generationen überlebt.
»Komm mit!«
Glenda zuckte leicht zusammen, weil sie aus ihren Gedanken gerissen worden war, dann aber folgte sie dem Mann, der an der Treppe vorbei in den Flur ging und dort vor der übernächsten Tür stoppte.
»Du kannst in den Raum hinter der Tür gehen. Der Meister ist noch nicht da, aber seine Schüler haben sich schon eingefunden und sind damit beschäftigt, zu meditieren. Das alles hat seinen Sinn und wird auch für dich einen Sinn haben. Wichtig ist die Stille, die Ruhe, und damit das so bleibt, muss ich
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