1831 - Requiem für den Smiler
ich sie. „Bei der nächsten Beförderung denke ich an dich."
„Ich werde dich daran erinnern." Der Blick, mit dem die Arkonidin das sagte, war mir zu intim. Aber vielleicht war das auch gar nicht ernst gemeint, sondern gehörte zum Spiel.
„Wie sieht es mit der Sendung der Simple Minds aus?" wollte ich wissen.
„Ich habe zwei gute Leute, Elgour und Sirkamus, für die Synchronisation abgestellt", antwortete sie, während sie gleichzeitig die Steuerung der Syntronsonde mit dem Funkadapter überwachte. „Sie sind bereits an der Arbeit."
„Ich bin bei ihnen", sagte ich.
Der Raum, in dem die beiden Arkoniden dabei waren, die Bildton-Signale chronologisch zu ordnen, war eines jener Abteile, die rings um die Kommandozentrale angeordnet waren und direkt an den Funk- und Ortungssektor anschlossen. Als ich dort eintraf, meldete sich Gerine.
„Die Tolkander haben den Trick mit dem Virtualbildner inzwischen durchschaut und uns geortet", berichtete meine Stellvertreterin. „Wir müssen uns zurückziehen."
„Zögere das noch ein paar Minuten hinaus", ordnete ich an und dachte an Sevias Bemühungen, den Adapter an den Funksatelliten zu koppeln. „Die brauchen wir unbedingt noch. Wir können uns erst zurückziehen, wenn Sevia ihre Arbeit getan hat."
Elgour war ein Mann mittleren Alters, so um die siebzig, Sirkamus hatte dagegen bestimmt schon an die hundertsiebzig auf dem Konto. Ich kannte sie dem Namen nach und wußte, daß unser Chefingenieur Kaha von Sceer sie nach Camelot empfohlen hatte. Eine bessere Empfehlung für ihre Qualifikation gab es nicht.
„Wir haben es bald geschafft", sagte der Ältere, Sirkamus, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. Elgour drehte sich kurz um und nickte mir zu, aufmunternd, wie es mir schien.
„Laßt euch durch mich nur nicht stören", sagte ich, konnte mir aber eine Frage doch nicht verkneifen: „Kann man schon etwas über den Inhalt der Sendung sagen?"
Während Sirkamus sich nicht in seiner Tätigkeit stören ließ, drehte sich Elgour wieder zu mir um.
„Es sieht so aus, daß das Material über die nächsten dreieinviertel Stunden der Simple Minds Auskunft gibt", sagte er. „Aber über den Inhalt läßt sich noch nichts sagen. Das Ergebnis sehen wir erst, wenn wir alles per Syntron zusammengeschnitten haben."
„Warum?" fragte ich enttäuscht.
„Weil wir vorher keinen Einblick nehmen", antwortete er. „Wir sortieren die einzelnen Sequenzen nach ihren Kodes und fügen sie in der richtigen Reihenfolge zusammen. Das ist die schnellste Methode. Nur manchmal, wenn die Signale zu schwach oder verzerrt sind, betrachten wir sie, um über ihre Verwendung zu entscheiden. Das ginge natürlich auch allein syntrongesteuert, aber das Ergebnis wäre unbefriedigend."
In der Tat, der Holowürfel blieb die ganze Zeit über dunkel. Das Display zeigte lediglich ständig wechselnde und für mich verwirrende Symbolfolgen an. Es war bewundernswert, wie rasch und präzise die beiden Techniker arbeiteten. Sie entschieden schneller, als mein ungeschultes Auge sehen konnte, was verwendbar und was Makulatur war.
Ich hatte mich seit dem Bau der GILGAMESCH nie um diese Arbeit gekümmert und stets nur fertige Ergebnisse vorgesetzt bekommen. Darum war das alles recht neu für mich.
Bei aller Hochachtung für die Arbeit der beiden war es für mich jedoch ziemlich langweilig, nur Reihen von Symbolfolgen vorgesetzt zu bekommen. Nur einmal wurde es interessant, als Sirkamus eine Sequenz länger auf dem Display stehen ließ.
„Warum zögerst du, Sirkamus?" wollte ich wissen.
„Ziemlich schwaches Signal, wohl kaum der Mühe wert, es einzubauen", sagte er einsilbig. „Ist aber gegen Ende der Sendung angesiedelt und vielleicht inhaltlich von Bedeutung. Sehen wir es uns einmal an ..."
Der Projektionskubus begann zu flimmern. Dann entstand ein flaches, verwaschenes Bild, ohne jede Tiefenwirkung. Es fiel auch schwer, die einzelnen Bildteile dem Vorder- oder dem Hintergrund zuzuordnen, weil das Bild keine Tiefenschärfe besaß.
Aber es war viel Bewegung darin. Damit meine ich, daß bei aller Unschärfe zu erkennen war, daß es sich um eine Anhäufung unzähliger kleinerer Körper handelte, die zuckend übereinanderkrochen, sich krümmten und wieder auseinanderschnellten.
Das konnte nur Vivoc sein. Ein ganzes Meer von Larven. Hunderttausende. Vielleicht Millionen.
Aber dann kam noch etwas ins Bild. Eine Art Leuchterscheinung. Es konnte sich dabei um einen durch Fehlbelichtung oder Lichteinfall
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