1833 - Das Killer-Buch
lachte. »Dorthin, wo du das Buch findest. Du willst es, und du sollst es auch bekommen.«
»Gut.« Boulain stand auf. Es wusste jetzt, wie alles ablaufen sollte, und wollte nun keine Zeit mehr verlieren. Das Buch war wichtig. Es war wunderbar, an das Ziel seiner Wünsche zu gelangen. Wenn es sich dann in seinem Besitz befand, würde sich sein Leben von Grund auf ändern. Davon ging er aus.
Beide Männer standen jetzt vor der Bank. »Ist es weit?«, fragte Boulain.
»Nein. Ein paar Minuten Fußweg. Unser Ziel liegt in einer der Gassen hier in der Umgebung.«
»Was ist es denn?«
»Ein Geschäft.«
»Und was für eines?«
Coppa rieb seine kräftige Nase. »Eine Buchhandlung, in der du nur alte Bücher findest.«
Boulain trat zurück. »Verdammt, da suche ich mich doch tot.«
»Wieso?«
»In einer Buchhandlung …«
Coppa legte einen Finger gegen die Unterlippe. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein nachdenklicher Ausdruck. »Das würde stimmen, wenn ich nicht schon etwas vorbereitet hätte.«
»Und?«
»Du musst zu dem Verkaufstisch gehen. Dort findest du auch die Kasse. Daneben liegt das Buch. Du erkennst es an seinem dunkelroten Lederumschlag.«
»Und darauf kann ich mich verlassen?«
»Ja, ich lüge dich nicht an.«
»Sehr gut.«
»Dann komm endlich mit.« Coppa drehte sich von Pierre weg und ging einfach los.
Nicht weit entfernt lag ihr Ziel. Im Gewirr der Gassen und kleinen Straßen südlich des Seine-Ufers. Dort verlor sich kein Tourist.
Und Coppa kannte sich aus. Er war in Paris geboren. Er ging so zielstrebig, dass Boulain Mühe hatte, ihm zu folgen.
»Wo müssen wir denn hin?«
»In die Rue Christine.«
»Aha.«
»Kennst du sie?«
»Nein«, gab Pierre zu.
»Du bist kein Pariser?«
»Ich lebe schon lange hier. Aber wer kennt diesen Moloch schon so genau? Nicht mal die Taxifahrer, glaube ich.«
»Da kannst du recht haben.«
Schmale Straßen, die von alten Häusern gesäumt wurden. Manche sahen aus, als würden sie jeden Moment zusammenstürzen. Doch wer hier wohnte, der zahlte eine extrem hohe Miete, das stand ebenfalls fest. In dieser Stadt konnte man sogar eine Hundehütte als Wohnung vermieten.
Die beiden Männer gingen nebeneinander her. Der frische Wind streifte sie nicht mehr. In den Gassen war es zu eng, und hier hatte sich noch die Tagesschwüle gehalten. Hinzu kamen die Gerüche, die in ihre Nasen drangen. Sie waren nicht eben die feinsten. Das Wetter würde sich zwar nicht großartig ändern, aber man hatte von Gewittern gesprochen, die im Anmarsch waren.
Ich werde das Buch bald haben! Ich werde es besitzen! Ich werde derjenige sein, der den Inhalt beherrscht. Ich werde reich sein. Ich werde Macht haben, und das alles nur aufgrund des Buchs.
Er freute sich, und er ging davon aus, dass sein Führer nicht wusste, was wirklich in diesem Buch stand. Wäre er informiert gewesen, er hätte es bestimmt behalten, denn der Inhalt war für gewisse Menschen der reinste Sprengstoff.
An einer Ecke blieb Coppa stehen. »So, das hier ist die Rue Christine.«
»Okay, und wo müssen wir hin?«
»Es sind nur noch ein paar Meter.«
»Und du bist sicher, dass uns niemand stört?«
»Verlass dich drauf.«
»Dann ist es gut.«
Coppa sagte: »Ich warte draußen auf dich. Ich stehe gewissermaßen Schmiere. Ist alles im Preis inbegriffen.«
»Super.«
»Dann komm.«
Sie gingen wieder los, und Boulain war froh, es fast geschafft zu haben. Er wollte nicht noch mehr schwitzen. Das Hemd klebte ihm am Körper, und er sehnte sich nach einer Dusche.
Wie aus dem Nichts tauchte die Buchhandlung plötzlich auf. Sie war nicht sehr groß und befand sich auf der unteren Ebene des Hauses. Es gab zwei kleine Schaufenster und eine Tür, die allerdings verschlossen war. »Wie kommen wir da hinein?«
»Du wirst reinkommen.«
»Und wie?«
»Das lass mal meine Sorge sein.« Coppa hatte alles vorbereitet. Er griff in seine Jacke und holte einen Schlüssel hervor.
»Und der passt?«, flüsterte Boulain.
»Probier es aus.«
Das tat Pierre sofort. Butterweich glitt der Schlüssel in das Schloss hinein. Es war kein Problem, ihn zweimal zu drehen.
»Jetzt ist sie offen«, sagte Coppa.
Boulain musste eine Klinke bewegen, dann konnte er eintreten.
Er tat es noch nicht, sondern hielt die Tür fest. Dabei drehte er den Kopf.
»Ist alles so richtig?«
»Klar.«
»Und du bleibst hier?«
»Ja.«
Das war für Boulain okay. Er drückte die Tür noch weiter auf und war froh, dass keine Glocke klingelte und
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