1833 - Das Killer-Buch
Rauch verdichtet hatte. Er war zu einer schwarzen Wolke geworden, die ihm entgegen quoll und ihm die Luft zum Atmen nahm.
Es war für Coppa grauenhaft. Er kam aus dieser tödlichen Klemme nicht mehr heraus. Dass er noch stand, war ein kleines Wunder, denn die Beine waren dabei, nachzugeben. Sie konnten sein Gewicht nicht mehr tragen, und bei Coppa begann das große Zittern. Er musste sich am Tisch festhalten, um überhaupt eine Chance zu haben, aber er sah ein, dass dies nicht mehr lange dauern würde.
Er starrte nach vorn.
Dort stand sein Auftraggeber und lächelte. Es machte ihm nichts aus, Coppa leiden zu sehen. Der Qualm erreichte ihn nicht. Er hatte Coppa nun völlig umgeben. Für Boulain war er nur noch schemenhaft zu erkennen.
Und dann gab er Geräusche von sich, die typisch für einen Menschen waren, der keine Luft mehr bekam. Es war ein hartes Röcheln, ein Würgen und Ächzen. Auch der Körper stand nicht mehr still, er schwankte von einer Seite zur anderen, und sein Gesicht hatte einen Ausdruck angenommen, der kaum zu beschreiben war. Es war eine Mischung aus Angst und Verzweiflung und dem Wissen, dass ihn nichts mehr retten konnte.
Coppa schwankte. Er wollte auf den Beinen bleiben und sich auch weiterhin festhalten, doch das war ihm nicht mehr möglich. Ein leiser Schrei drang über seine Lippen, dann spürte er, dass die Kraft ihn verließ, und er brach zusammen.
Er rutschte nach rechts weg, wollte sich noch abstützen, was er nicht mehr schaffte. Es sah dann aus, als hätte man ihm die Beine unter dem Körper weggetreten.
Hart schlug er auf.
Pierre Boulain hüstelte. Dann schaute er auf das aufgeschlagene Buch.
Der Qualm oder Rauch war dabei, sich wieder zurückzuziehen. Es war in der Tat ein ungewöhnlicher Vorgang, der nicht zu erklären war. Darüber dachte Boulain auch nicht nach. Er ging dorthin, wo Coppa am Boden lag, weil er etwas herausfinden wollte.
Tief zu bücken brauchte er sich nicht, denn er sah schon vorher, was da geschehen war.
Coppa lebte nicht mehr!
***
Pierre richtete sich wieder zur vollen Größe auf. Er fühlte sich nicht als Mörder. Er hatte nichts getan. Er hatte einfach nur daneben gestanden und zugeschaut. Das war alles gewesen, den Rest hatte das Buch gemacht. Einfach irre.
Coppa war erstickt. Sein Gesicht sah schlimm aus. Dort war noch zu sehen, was er in den letzten Sekunden seines Lebens erlitten hatte. Das musste grauenvoll gewesen sein.
Boulain lächelte. Dann kicherte er, wenig später lachte er, und zum Schluss verließ ein lautes Gelächter seinen Mund. Es war ein Ausdruck der Freude und des Triumphs. Lange genug hatte er auf diesen Augenblick warten müssen, und jetzt war er da.
Er warf einen Blick auf das Buch. Es war nicht wieder zusammengeklappt worden, lag noch so, wie der Informant es aufgeschlagen hatte, aber es löste sich kein Qualm mehr, und das war der entscheidende Unterschied. Er musste keine Furcht vor dem Buch haben, das stand für ihn fest. Und noch etwas war eingetroffen.
Er sprach es aus. »Erst lesen, dann sterben …«
Ja, so war es gekommen. Haargenau. Daran gab es nichts zu rütteln. Perfekt.
Aber warum war der Mann gestorben? Das war die große Frage, auf die Boulain noch eine Antwort finden musste. Bisher hatte er noch nicht darüber nachgedacht. Er konnte sich nur vorstellen, dass Coppa nicht würdig gewesen war.
Und so nickte er vor sich hin. Er lächelte zudem, weil er sich über seine Macht freute, die er nun bekommen hatte. Er konnte sagen, dass es für ihn perfekt gelaufen war.
Coppa war tot. Er konnte nichts mehr sagen. Um ihn brauchte er sich nicht mehr zu kümmern.
Dann dachte er darüber nach, was er noch tun musste.
Erst mal die Ruhe bewahren. Das Buch gehörte jetzt ihm. Er würde damit arbeiten können, und er lächelte breit, wenn er daran dachte, welche Macht ihm da in die Hände gegeben worden war.
Und der Verfasser?
Es musste einen geben, aber der war verschwiegen worden. Er stand nirgendwo zu lesen. Boulain hatte sich ja mit dem Buch beschäftigt und zwangsläufig auch mit dem Verfasser, den es zwar gab, der aber unbekannt war.
Es gab wohl Spekulationen, und jemand hatte gemeint, dass der Teufel seine Hände im Spiel gehabt haben musste. Ja, das war durchaus möglich, denn der Teufel war ein sehr variabler Bursche, daran glaubte zumindest Pierre Boulain.
Nun aber besaß er das Buch. Als Inhalt ein Potenzial, das man kaum richtig einschätzen konnte. Ein Buch, das aussah wie ein normales, das aber
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