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1833 - Trokans Tor

Titel: 1833 - Trokans Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gliedmaßen waren verschieden lang und asynchron gelenkig, sie besaßen Hände oder feurige Tentakel. Der Phantasie schienen keine Grenzen gesetzt zu sein.
    Später erfuhren die Zwillingsschwestern den einen oder anderen Namen der größtenteils für menschliche Begriffe schaurigen Gestalten: der augengekrönte Goll, der dorngiftige Seelebrae oder die allumwachsende Mura.
    All diese durchscheinenden, semistofflichen Geschöpfe umschwärmten den Pilzdom und versuchten - weiterhin vergeblich - hineinzugelangen. Sie behinderten sich manchmal dabei gegenseitig, und dann kam es zum lärmenden Kampf, der jedoch stets nur kurz währte - bis die Herreach sie wieder in ihrer Gewalt hatten.
    Schließlich vereinten die visionären Schemen ihre Kräfte und versuchten gemeinsam, in den Pilzdom einzudringen. Das geschah- unter großem Getöse, so daß der Boden sogar leicht vibrierte; gewaltige Mengen Staub wurden dabei aufgewirbelt.
    Als die Herreach ihre Kräfte völlig erschöpft hatten, ließ die Gebetstrance nach. Die Gestalten lösten sich nach und nach auf, verflüchtigten sich wie ein zarter Windhauch, ohne eine Spur zu hinterlassen. Die Betenden sanken erschöpft in sich zusammen; einige Zeit rührte sich niemand.
    „Ich dachte, daß sie auch den Riesen Schimbaa rufen würden", meldete sich Nadja schließlich als erste wieder zu Wort.
    „Nicht mehr", entgegnete Myles. „Das ist ihnen zu gefährlich geworden, sie können den Riesen nicht mehr kontrollieren. Und es würde auch nichts bringen, egal ob sie nun Schimbaa oder die anderen gegen den Dom anrennen lassen. Es ist unmöglich, ihn zu öffnen."
    Sonst wären wir ja wohl auch kaum angefordert worden", bemerkte Mila lakonisch. „Was tun sie jetzt als nächstes?"
    „Sie werden sich erholen. Dieses Kollektivgebet bringt sie stets an den Rand ihrer Kräfte. Danach werdet ihr Vej Ikorad und einige andere kennenlernen, damit wir die weitere Vorgehensweise besprechen können."
     
    *
     
    Sie gingen zu einer der Baracken mit Küche, Speiseraum und Besprechungszimmer, dort ließen sich Myles und die Zwillinge nieder.
    „Nun, was habt ihr für einen Eindruck?" wollte der Wissenschaftler wissen.
    „In jedem Fall sind diese 200 Herreach sehr starke PSIbegabte Persönlichkeiten", lautete Milas Antwort, und Nadja nickte. „Wir konnten es sehr deutlich spüren. Einzeln können sie dieses Talent zwar nicht besonders nutzen, aber in diesem Kollektiv bringen sie eine Menge zustande. Ich möchte lieber nicht darüber nachdenken, was sie bewerkstelligen könnten, wenn sie diese Gabe auf andere Ziele lenken würden - und unter anderen Voraussetzungen."
    „Diese Gefahr besteht nicht", sagte Myles sofort. „Herreach sind in ihrer Denkweise völlig anders. Sie haben völlig andere Werte und Moralvorstellungen. Schon ihre Gesellschaftsstruktur ist ungewöhnlich, da es keinerlei Hierarchie gibt. Presto Go mag zwar als Anführerin und teilweise gar als Tyrannin auftreten, aber das klappt nur, solange die anderen mitmachen. Wenn ein Herreach ihre Befehle nicht ausführen will, tut er es eben nicht."
    „Ohne Bestrafung?"
    „Er wird möglicherweise sogar getötet. Aber das ist allein Angelegenheit zwischen ihm und Presto Go.
    Es gibt keine Gerichtsbarkeit, keine schriftlich fixierten Gesetze. Es gibt nicht einmal Familien. Es bestehen zwischen den Herreach lediglich Sympathiebande. Doch auch unter Freunden kümmert sich keiner um die Angelegenheiten des anderen."
    „Weshalb hören sie dann überhaupt auf andere wie Presto Go?"
    „Wenn sie einen Sinn drin sehen oder es sich mit ihren eigenen Neigungen oder Vorhaben vereinbaren läßt. Ihr dürft natürlich nicht den Glauben vergessen, der bisher bei den Herreach die größte Rolle gespielt hat."
    Nadja runzelte die Stirn und rieb sich den rechten Nasenflügel, wie sie es immer tat, wenn sie sehr aufmerksam zuhörte und nachdachte.
    „Dieser Glaube ist schon seltsam genug", meinte sie. „Er richtet sich nur auf den gefangenen Gott und ein angeblich besseres Leben nach seiner Befreiung. Aber ansonsten scheint er im täglichen Leben keine Rolle zu spielen."
    Myles nickte. „Es gibt keinen Aberglauben, so wie einst auf Terra -"
    „ - und auch heute noch", warf Mila lächelnd ein. „Heute gibt das nur keiner zu, und es fällt auch nicht immer auf."
    „Zum Beispiel?"
    „Glücksbringer, alte und verbeulte Dinge, an denen man hängt ..."
    „Lenkt nicht ab", unterbrach Nadja. „Ihr Handeln ist also nicht von abergläubischen Riten

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