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1833 - Trokans Tor

Titel: 1833 - Trokans Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erneut an die Reanimation; sie wußten, daß es keinen Erfolg mehr bringen konnte. Sie waren erfahrene Ärzte, die dem Tod nicht das erste Mal begegneten. Sie kannten sein Gesicht und wußten, wann noch Hoffnung bestand und wann nicht.
    Aber sie machten weiter, Myles Kantor zuliebe. Schaden konnte es nicht ...
     
    *
     
    ... nein, tot waren ihre Geister noch nicht.
    Nicht in dieser Ewigkeit, wohl aber in der Dimension, in die sie gehörten. Das wußten beide, und sie waren froh über das starke Band, das sie selbst in dieser Endlosschleife zusammenhielt.
    Myles Kantor hatte offenbar recht gehabt mit seiner Befürchtung, daß sie diesen Einsatz nicht überleben würden. Ironie war nur, daß sie ihren eigenen Tod bis in alle Zeiten hinaus miterleben durften, ohne Aussicht auf Erlösung.
    Im vertrauten Standarduniversum waren ihre Körper sicherlich schon gestorben, der letzte Rest von Gehirnaktivitäten versiegt. Sie würden beerdigt werden und vielleicht in einem winzigen Bruchteil einer Millisekunde daran teilnehmen, bevor sie wieder in die Schleife zurückgeschleudert wurden.
    Sie konnten nie wieder an Expeditionen teilhaben, obwohl sie lebendig waren und irgendwo zwischen den Dimensionen herumschwirrten.
    Niemand konnte sie hier finden, niemand sie retten.
    Das Schlimmste war dabei das Gefühl, versagt zu haben. Sie hatten einen Weg gefunden - hinein, aber nicht mehr hinaus.
    Ebenso, wie sie umhergeschleudert wurden, drehten sich ihre Gefühle im Kreis und kamen immer an denselben Punkt zurück.
    Vernünftig nachzudenken hatte keinen Sinn, sie konnten ohnehin nichts unternehmen.
     
    *
     
    Aber jemand anderer konnte etwas unternehmen. Daran hatten Mila und Nadja in ihrer Hoffnungslosigkeit nicht gedacht.
    Deshalb waren sie über alle Maßen erstaunt, als sich vor ihnen plötzlich etwas bildete. Etwas, das in dieser rasenden Schleife stabil blieb und sich sogar noch manifestierte.
    Eine Illusion, aber so lebensecht, daß Mila und Nadja glaubten, einen riesigen, wahrhaftig vier Meter großen Herreach in Fleisch und Blut vor sich zu sehen. Er wirkte sehr würdig, gekleidet in ein weißschimmerndes Gewand.
    „Ekrir ..."
    War auch das eine Illusion, ihren Geistern vorgegaukelt, die doch allmählich dem Wahnsinn anheimfielen?
    Nein, sie hatten es beide deutlich vernommen. Der Greis wiederholte seine Aussage.
    „Ich bin Ekrir, und ich bin gekommen, euch zu retten", hallte die Stimme durch die Ewigkeit.
    Er hielt ihnen seine vierfingrigen Hände entgegen, und Mila und Nadja ergriffen - ohne zu zögern - je eine Hand.
    Ihr rasender Fall stoppte abrupt, und die Sicht wurde klar.
    Endlich konnten sie die Strukturen um sich herum erkennen - wenngleich auch nicht mehr.
    Der weise Ekrir hielt sie fest bei den Händen, während er sie zielsicher aus dem aberwitzigen Labyrinth der Dimensionen führte.
     
    12.
     
    Und noch einmal ...
    „Ein Wunder!" rief Myles Kantor.
    „Die Geräte sind kaputt!" behauptete ein Mediker.
    „Es ist alles in Ordnung", lautete die lakonische Antwort des Medo-Robots.
    Fast gleichzeitig schlugen Mila und Nadja die Augen wieder auf.
    Es waren nur einige wenige Minuten vergangen, aber sie waren Kantor wie eine halbe Ewigkeit erschienen.
    „Wie fühlt ihr euch?" fragte er unendlich erleichtert.
    „Wie durch den Fleischwolf gezwirbelt", seufzte Nadja.
    Gleich darauf schliefen beide ein.
    Am nächsten Tag kamen die beiden Gäa-Geborenen erholt und munter zu sich; der lange Schlaf und der Zellaktivator verhalfen zu einer raschen Regeneration.
    Caljono Yai war ebenfalls anwesend und bestätigte die Vermutung der Schwestern, daß der weise Ekrir keineswegs eine reine Illusion, sondern ein in der Gebetstrance erschaffenes semimaterielles Wesen war.
    Alle 200 Neuen Realisten hatten dazu beigetragen: Caljono Yai hatte schnell und richtig gehandelt, um die beiden Frauen in die Wirklichkeit zurückzuholen.
    Es war gar nicht so einfach, alle Erlebnisse in der richtigen Reihenfolge in Worte zu kleiden.
    Aber sie waren nun von einem überzeugt: „Der Pilzdom ist eine Art Transmitter zu fernen, unbekannten Sternenräumen", berichtete Mila. „Wie eine ... Brücke in die Unendlichkeit! So kam es mir jedenfalls vor, als wir auf dem Rückweg waren; ich glaubte eine Brücke zu sehen, mit Brettern und Bohlen ... Wir stürzten in unendlich viele unbekannte Fernen und wurden wieder zurückgeschleudert, um von neuem transmittiert zu werden. Dadurch, daß nur unsere Bewußtseine hineingelangten und vermutlich auch

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