1833 - Trokans Tor
bestärkte sie in ihren eigenen Ansichten und machte ihr deutlich, daß sie prinzipiell auf dem richtigen Weg war.
Manche Herreach hatten sich nach dem Zusammenbruch des Zeitrafferfeldes in ihrem Wesen sehr verändert: Sie wurden aufgeschlossen, geradezu neugierig und zeigten an den Terranern Interesse. Die Bewegung der Neuen Herrachischen Realisten war entstanden. Keiner der Anhänger dieser Glaubensbewegung war älter als fünfzig Jahre. Man wußte von gut 500 Anhängern, aber vermutlich gab es weitaus mehr, die ähnlich dachten, nur noch nicht offen aufgetreten waren bewußt oder unbewußt. Caljono Yai hatte wohl unbewußt zu ihnen gehört.
In den nächsten Wochen lernte die junge Mahnerin, mit den neuen Gedanken umzugehen. Sie näherte sich scheu den Terranern, suchte von sich aus erste Gespräche und stellte fest, daß diese Kontakte fast wie eine Sucht wirkten: Je mehr sie mit den merkwürdigen Fremden zusammen war, desto neugieriger wurde sie. Der häufige Kontakt machte ihr immer weniger aus, und sie begann allmählich, neue Redensweisen zu übernehmen.
Nur ihre violette Kutte legte sie nicht ab. Und sie wollte sich auch nicht daran gewöhnen, ihre Heimatwelt als Trokan zu bezeichnen.
Nach dem Besuch der fremden Gruppe des sogenannten Forums Raglund, das von einem sehr seltsam aussehenden Geschöpf, dem Blue Tayloz Üpkek angeführt wurde, war Caljono Yai Zeuge eines Gesprächs zwischen einem weißhaarigen Mann namens Atlan und den beiden Sprechern der Neuen Realisten gewesen.
Aufgrund der vielen Vorfälle riet der Fremde den Herreach, sich von den Terranern technisch und wissenschaftlich ausbilden zu lassen. Sie konnten sich nicht vom Rest des Universums abkapseln - nicht in diesem Sonnensystem, in dieser Position.
So schwer es auch fallen mußte, die Herreach hatten keine andere Wahl, als sich völlig zu verändern.
Vej Ikorad und Tandar Sel hatten lange über diesen Vorschlag diskutiert und waren schließlich übereingekommen, dieses Angebot anzunehmen. Wissen zu erhalten konnte nichts Schlechtes sein. Eine bestimmte Anzahl auserwählter Herreach sollte irgendwann nach Terra geschickt und ausgebildet werden.
Zu diesem auserlesenen Kreis sollte auch Caljono Yai gehören. Aber noch war sie nicht soweit. Sie anerkannte zwar das Wissen der Terraner, hielt jedoch manches für unbewiesene Hirngespinste oder unbedeutend für die Sache der Herreach. Sie glaubte nach wie vor an die Macht des herrachischen Geistes, schließlich gab es hierfür genügend handfeste Beweise, die selbst die Terraner nicht von sich weisen konnten.
In dieser Hinsicht waren sie den Herreach sogar weit unterlegen, trotz all ihrer Technik und der Fähigkeit, durch das Weltall zu fliegen. Sie waren nicht in der Lage, in einem kollektiven Gebet den unbezwingbaren Riesen Schimbaa und sein Gefolge, wie den Zwerg Pallomin, den vielgestaltigen Brodik oder die mehrachsige Gretra, herbeizurufen. Alle diese sagenhaften Gestalten waren nicht einfach immaterielle Projektionen, sondern nahezu greifbar, handlungsfähig, fast wirklich lebendig.
Ein Volk, das zu solchen Dingen fähig war, mußte auch in der Lage sein können, die Geheimnisse des Pilzdoms zu lüften. Es brauchte dazu eben nur seine Zeit.
Caljono Yai vertrat ihre Meinung auch den Terranern gegenüber und war erstaunt, auf ihr offenes Gehör zu treffen. Die Fremden erachteten die durch die Gebete hervorgerufenen Geschehnisse keineswegs als geringwertig oder unwichtig; sie beschäftigten sich im Gegenteil sehr ausführlich damit und zeigten sich überaus aufgeschlossen mit immer neuen Fragen. Sie hatten auch Namen für diese - wie sie sagten - übernatürlichen Fähigkeiten (in Raumschiffen herumzufliegen hielten sie dagegen für ganz natürlich): ESP oder PSI.
Das war die erste Gemeinsamkeit, die Caljono Yai mit den Terranern fand. Sie konnte die Bedeutung der Begriffe verstehen und erkannte, daß die Herreach auf einer PSI-Wertungsskala eine deutliche Position weit über den Terranern einnahmen, möglicherweise aber trotzdem nicht mächtig genug waren, in das Innere des Pilzdoms vorzudringen. Es konnte sein, daß alle Versuche, auch über Jahre hinweg, nichts nutzen würden, wenn nicht genügend PSI-Potential zusammenkäme.
Das ging der jungen Mahnerin nahe. Sie hatte sich weiterhin zäh an die Hoffnung geklammert, mit der Zeit den richtigen Weg, das richtige Gebet finden zu können, um in das Innere gelangen zu können. Die Argumente der Terraner leuchteten ihr jedoch
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