1835 - Die Nacht der Killer-Sekte
Er bestand aus einem sehr dünnen Stoff und hatte große Seitentaschen, in die einiges hinein passte. So gekleidet verließ er das Haus.
Es stand am Rand der Altstadt und im Schatten einer mächtigen Kirche. Das Grundstück gehörte der Kirche. Es war ihr nach dem Abschaffen des Kommunismus wieder zurückgegeben worden, und das Haus hatte die Kirche als Gästehaus eingerichtet. Versorgt wurde es von Nonnen, die sehr auf Sauberkeit achteten.
Auch beim Verlassen des Hauses traf Kowalski auf eine Nonne. Sie saß neben der Haustür auf einer Bank und strickte. Als sie den Mönch sah, ließ sie das Strickzeug sinken.
»Ach, einen guten Abend. Sie wollen noch weg?«
»Ja.« Stephan kannte die Neugierde der frommen Frauen. »Ich werde ein wenig laufen und auch noch eine Kirche besuchen. So lasse ich den Tag dann ausklingen.«
»Das ist wunderbar. Gott sei mit Ihnen.«
»Danke, mit Ihnen auch, Schwester.« Er schenkte ihr noch ein Lächeln, dann ging er los. Sein Ziel war der alte Jeep, denn sein Plan stand längst fest.
Er wollte noch mal zurück zum Bunker. Da gab es eine innere Unruhe, die ihn antrieb. Er hatte das Gefühl, etwas Entscheidendes zu verpassen, wenn er nicht hinging.
Der Wagen stand in der Nähe. Auch noch auf dem Kirchengrundstück. Als er den Jeep erreichte, wartete er noch einen Moment und sah in die Runde.
Krakau war eine junge, eine lebendige Stadt. Das lag auch an der Universität. Er mochte das urbane Leben, das diesen Flecken jedoch nicht erreichte. Um die Kirche herum war es ruhig.
Hier gab es keine Vergnügungen, denen junge Leute nachgehen konnten. Den Mönch störte das nicht. Er stieg in seinen Wagen und machte sich auf den Weg nach Osten.
Raus aus der Stadt. Wieder zum Bunker fahren und dort schauen, ob sich etwas verändert hatte. Das konnte durchaus sein, denn der Bunker war für Menschen ein Anziehungspunkt. Den genauen Grund kannte Stephan nicht. Er wollte ihn aber herausfinden, und er würde das auch schaffen. Davon war er überzeugt. Vor allen Dingen, wenn John Sinclair eingetroffen war. An diesem Abend wollte er so etwas wie eine Vorarbeit leisten. Und er hoffte, dass es ihm auch gelang, einen Kontakt zu bestimmten Leuten aufzunehmen.
Er war auf der Hut und achtete auf Verfolger. Obwohl er keine bemerkte, war er dennoch nicht beruhigt. Zudem dachte er über diesen geheimnisvollen Joseph nach. Was er im Bunker zu suchen gehabt hatte, das wusste Stephan nicht. Es konnte sein, dass auch er auf Vampire scharf war, doch so genau stand das nicht fest.
Der Mönch ging einige Möglichkeiten in Gedanken durch, ohne sich jedoch festzulegen. Aber er ging davon aus, dass er diesen Joseph nicht zum letzten Mal gesehen hatte.
Die Innenstadt lag hinter ihm. Stephan fuhr jetzt durch Außenbezirke, in denen es ländlicher aussah. Hier lebten Bauern und auch andere Menschen in kleinen Häusern. Auf den Feldern sah er hin und wieder Sprühanlagen, die ihr Wasser verteilten und dafür sorgten, dass unzählige Tropfen in der Sonne glitzerten.
Kowalski rollte über die Straße hinweg, die zu seinem Ziel führte. Nicht direkt, er würde von der Straße abbiegen müssen und dann über das Feld fahren.
Alles nicht so neu. Er würde es hinkriegen, und er dachte daran, sich einen Platz oder ein Versteck zu suchen, von wo aus er das Haus gut unter Kontrolle hatte.
Von der Straße aus war das schlecht möglich. Also runter davon. Es gab keine normalen Abzweigungen, aber auch keinen Graben oder Hindernisse an den Seiten. Er war nicht der Erste, der dies vorhatte, sodass schon einige Spuren dort zurückgeblieben waren, wo Fahrer vor ihm die normale Straße verlassen hatten.
Er rollte jetzt direkt auf das Haus zu. Wie er erkannte, hatte sich nichts verändert. Es gab noch immer die Zelte, aber keine Bewegungen vor ihnen. Alles war ruhig.
Stephan hatte auf der Fahrt nachgedacht, wo er sich mit seinem Jeep hinstellen wollte. Und zwar an einen Ort, der nicht leicht zu entdecken war. Es gab im Hintergrund auf dem Gelände so etwas wie einen wilden Garten. Da war nichts angepflanzt worden, es war von selbst gewuchert und hatte eine kleine Wildnis gebildet, die ihm sehr entgegen kam.
Kowalski fuhr hin und ließ seinen Wagen in einer guten Deckung stehen.
Jetzt dachte er darüber nach, wie er sich verhalten sollte. Es gab da zwei Alternativen. Zum einen konnte er sich weiterhin im Wagen aufhalten, aber es war auch möglich, sich dem Haus mehr zu nähern. Und zwar zu Fuß.
Darauf wollte er nicht
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