1835 - Die Nacht der Killer-Sekte
Situation. Die Cavallo war dabei, so etwas wie eine kleine Truppe aufzubauen. Das war nichts Neues, wir wussten, dass sie etwas plante, aber wir hatten bisher nicht gewusst, wie weit ihr Plan schon gediehen war. Jetzt wurde es allmählich klar.
»Ich habe mich dann zurückgezogen«, erklärte Stephan, »aber ich weiß, wohin wir müssen.«
»Kann sein«, meinte Suko. »Aber du hast nie daran gedacht, dass sie ihre Pläne und ihr Hauptquartier auch ändern können?«
»Habe ich nicht.« Der Mönch hob sein Glas an und trank es in kleinen Schlucken leer.
»Was macht dich so sicher?«
»Sie haben alles vorbereitet. Da sind die Zelte. Da ist das Haus mit den leer stehenden Zimmern, in denen sie sich verstecken können, das ist alles in ihrem Sinne. Es ist perfekt für sie, auch wenn ich mich ärgere, dies zuzugeben.«
»Gut. Dann können wir jetzt davon ausgehen, dass die Cavallo so etwas wie eine Basis gefunden hat«, fasste Suko zusammen.
»Das können wir.«
»Und wann fahren wir los?«
Stephan Kowalski warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich würde vorschlagen, dass wir nicht zu lange warten.«
»Wollen wir sie im Hellen überraschen?«
»Das ist noch die Frage, John. Erst mal wissen wir nicht, ob sie noch vorhanden sind.«
»Stimmt auch wieder.«
»Dann ab durch die Mitte.«
Nun ja, die Mitte erwies sich als alter Jeep. Ich glaubte, ihn schon mal gesehen zu haben, war mir aber nicht sicher und wollte auch nicht fragen.
»Hier brauchst du auch keine Klimaanlage.«
»Wieso nicht?«
Ich deutete auf den Wagen. »Da zieht ja die Luft durch alle Ritzen.« Mein Lachen fiel laut aus.
»Schäm dich.«
»Warum?«
»Du kannst mir ja einen neuen Wagen besorgen. Vielleicht spendet mir Father Ignatius vom Vatikan einen.«
»Wohl eher nicht«, sagte ich, »da ist jetzt das große Sparen angesagt, bei dem neuen Papst.«
»Gut gefolgert, John.«
Wir kletterten in den Wagen. Suko setzt sich neben den Fahrer, ich stieg hinten ein.
Und dann starteten wir. Der Sitz war hart, ich flog etwas zur Seite und musste erst das Gleichgewicht finden.
»Wir lange haben wir denn zu fahren?«, hörte ich Suko fragen.
»Ach, es geht. Das ist nicht weit. Hauptsache, ihr habt gute Mägen.«
»Warum?«, rief ich.
»Weil die Straßen hier nicht so sind wie eure im Westen. Vor allen Dingen nicht abseits der Landstraßen.«
»Dann werde ich versuchen, das Essen bei mir zu behalten«, erklärte ich.
»Gut.« Stephan lachte und gab Gas, weil er zeigen wollte, was seine Kiste hergab.
Mir war es egal. Ich wollte nur, dass es voranging, denn ich wollte Justine Cavallo keine Chancen einräumen, sich aus dem Staub zu machen …
***
Es wurde nicht besser. Wir mussten ja auch aus der Metropole Stadt raus. Die Straßen wurden schlechter. Aber es gab keinen anderen Weg, und manchmal konnte Stephan die Unebenheiten auch umfahren.
Mehr als einmal warf ich einen Blick zum Himmel. Er zeigte sich in unterschiedlichen Farben. Auf der einen Seite war er ganz hell, auf der anderen sah er aus wie graue Asche. Es war noch nicht die Dämmerung.
Hier oder in der Nähe würde es bald zu einem Gewitter kommen.
Wir sahen die Mücken tanzen, sie hatten sich zu großen Schwärmen zusammengefunden und bildeten über dem Boden regelrechte Wolken.
Weiter.
Unser Freund Stephan kannte kein Pardon. Nicht mit seinem Wagen und auch nicht mit uns, seinen Passagieren. Da prügelte er den Jeep durch das Gelände.
In der Ferne tauchten die Berge auf. Der Dunst umspielte ihre Konturen und weichte sie ein wenig auf. Dort lag auch die Grenze zur Slowakei, aber so weit mussten wir nicht.
Als hätte Stephan meine Gedanken erraten, sprach er mich an. »Du kannst dich schon darauf einstellen, dass wir den Bunker bald erreicht haben.«
»Super.«
»Das Ding steht mitten in der Natur. Was sich die Leute dabei gedacht haben, das weiß ich auch nicht. Aber es ist so. Vielleicht wollten sie auch eine neue Stadt gründen und sind mit dem Bunker angefangen. Möglich ist alles.«
»Wer waren denn die Geldgeber?«
»Keine Ahnung.«
Suko meinte: »Bestimmt keine Vampire.«
Wir lachten alle über diese Bemerkung. Aber es war auch eine gewisse Spannung zu spüren. Zumindest bei mir. Ich achte ja oft auf mein Bauchgefühl, und das sagte mir, dass noch etwas passieren würde. Noch hatten wir nicht gewonnen.
Ich schaute mich immer wieder um.
Es waren keine Verfolger zu sehen. Ich entdeckte auch keine Fallen, die man uns gestellt haben konnte. Wir rollten durch eine
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