1835 - Die Nacht der Killer-Sekte
begangen hatte. Er wollte es ändern, da war es schon zu spät. Die anderen Mitglieder eilten Vera zu Hilfe.
Joseph musste sie loslassen und innerhalb kurzer Zeit eine Entscheidung treffen.
Das heißt, er wollte reden. Er wollte erklären, aber das ließen die anderen nicht zu.
Jemand hatte sich einen Stein geholt. Den hielt er mit der rechten Faust umschlossen und schlug zu.
Er traf die Schläfe des Mannes an der rechten Kopfseite. Joseph kam es vor, als hätte ein Blitz bei ihm eingeschlagen. Er sah die Sterne zerplatzen, dann kam der Schmerz, dem sofort die Dunkelheit folgte, die ihn in die Tiefe riss.
Er sackte zusammen. Niemand fing ihn auf. Die Blicke der anderen galten seiner Tochter.
»War das in deinem Sinne?«
Vera nickte. »Ja, das war es.« Sie holte noch Atem, um weiterhin sprechen zu können. »Ich hasse ihn. Ich hasse ihn bis aufs Blut. Und es ist mir egal, ob er stirbt oder nicht.«
»Eine gute Idee«, sagte jemand.
»Wieso?«
»Das wirst du schon sehen, Vera …«
***
»Na, ob Sie die durch den Zoll bekommen, ist sicherlich fraglich«, sagte der Pilot der Maschine, die uns nach Krakau gebracht hatte, als er mir meine Beretta zurückgab.
»Ja, da lass ich mich auch überraschen. Aber danke für den herrlichen Flug.«
»Das lag nicht an mir, sondern am Wetter.«
Da hatte der Pilot recht. Man konnte wirklich von einem einmaligen Wetter sprechen. Von einem herrlich blauen Himmel, auf dem keine Wolke zu sehen war, aber als ich dann ins Freie trat, erlitt ich den ersten Schock.
Es war die Hitze, die mich wie ein Hammerschlag erwischte, aber nicht nur mich, auch die anderen Fluggäste, zu denen auch mein Freund Suko gehörte.
Er ging hinter mir her. Zwischen uns hatte sich ein kraushaariger schwitzender Mann geklemmt, der es gar nicht erwarten konnte, schnell genug eine Verbindung für sein Handy herzustellen. Schließlich hatte er es geschafft und redete so schnell, wie ein Maschinengewehr schießt.
Das interessierte mich nicht, ich dachte mehr an meine Waffe und erlebte wenig später den Auftritt unseres Freundes Stephan Kowalski. Er kam und breitete seine Arme aus.
»Willkommen in meiner Heimat, John. Und auch du, Suko. Ich – ich freue mich sehr.«
»Na, das freut auch uns. Aber dieses Wetter«, sagte ich, »das ist schon schlimm.«
»Im Moment. Wir haben seit gestern Südwind. Und das ist kein Vergnügen, darunter zu leiden.«
»Kann ich verstehen.«
»Egal, wir müssen da durch.«
»So, dann holen wir mal unser Gepäck. Steht dein Wagen draußen, Stephan?«
»Ja, wir müssen nicht weit laufen. Aber er hat keine Klimaanlage. Wir müssen die Fenster öffnen, dann ist alles okay.«
Ich stöhnte laut auf. »Mir bleibt auch nichts erspart.«
Stephan lachte und führte uns zum Gepäckband. Kontrolliert wurden wir nicht. So war es kein Problem, unsere Waffen mit in dieses Land zu nehmen.
Ich sprach den Mönch auf dieses Thema an. Er lachte nur und winkte ab. »Man muss eben den richtigen Glauben haben und auch die richtigen Leute kennen.«
»Das ist wohl wahr.«
Bevor es losging, führte uns Stephan in ein Lokal, in dem es nicht nur Bier gab, sondern auch Mineralwasser, was bei der Hitze besser war. Wir stellten uns an einen runden Tisch und waren gespannt, was wir zu hören bekamen.
Da Stephan noch nichts sagte, stellte ich die erste Frage.
»Was ist denn los?«
»Es ist gerade noch der rechte Zeitpunkt, John.«
»Was meinst du damit?«
»Dass ihr gekommen seid.«
»Sicher?«
»Ja.«
»Und warum?«, fragte Suko.
Plötzlich funkelten die Augen des Polen. »Die Gruppe ist bereit, zuzuschlagen. So weit hat die Cavallo sie schon.«
»Oh, dann weißt du mehr?«
Er nickte mir zu. »Etwas, John. Ich bin in der vergangenen Nacht nicht untätig gewesen. Ich habe sie erlebt. Ich habe sie auch gesehen, deine Freundin Justine.«
»Und du lebst noch?«
»Wie du siehst. Aber ich habe mich auch zurückgehalten. Und die Blonde war zu sehr abgelenkt, um mich zu entdecken. Sie hat ihren Getreuen die Regeln mit auf den Weg gegeben.«
»Aha. Und wie lauten die?«
»Sie setzt auf den Sieg. Aber sie will ihn nicht sofort, sondern nach und nach. Dabei ist der Plan gar nicht mal so schlecht, wenn man näher darüber nachdenkt.«
Ich sagte nichts, nickte und hörte dann, ebenso wie Suko, gespannt zu, was uns der Mann zu sagen hatte. Was wir da hörten, das konnte er sich nicht ausgedacht haben. Das musste er selbst gehört haben, und je mehr wir erfuhren, umso irrer wurde die gesamte
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