1836 - Fratze des Unheils
Sie senkte sich zu ihm nieder, sie war auf das Gesicht des Liegenden gezielt, und sie verschwand auch nicht mehr, denn jetzt griff sie zu.
Eric Fischer spürte sie auf seinem Gesicht. Er riss den Mund auf, um zu schreien, was er nicht schaffte, denn das fremde Etwas hatte sich schon längst auf sein Gesicht gedrückt.
Er konnte nicht mehr atmen.
Es war vorbei.
Für kurze Zeit hatte er das Gefühl, ersticken zu müssen, doch das war schnell vorbei, und er glaubte, innerlich verbrennen zu müssen, was ebenfalls nicht lange anhielt.
Dann fielen ihm die Augen zu.
Das merkte Eric Fischer schon nicht mehr, denn er war eingeschlafen …
***
Einen Tag hatten wir bereits hinter uns. Jetzt lag der zweite vor uns. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, meinen deutschen Freund Harry Stahl anzurufen. Hätte ich den mal nicht ausgesprochen, denn da war ich bei Jane Collins an der richtigen Stelle. Beinahe wäre sie mir an die Kehle gegangen.
»Untersteh dich, Geisterjäger. Das hier ist ein privater Urlaub. Ich will von Kollegen nichts wissen. Auch nicht von Dämonen und anderem Gezücht.«
»Ich werde es mir merken, Madam.«
»Hoffentlich.«
An dieses Gespräch dachte ich, als ich unter der Dusche stand. Ich hatte die Regendusche angestellt und genoss das, was auf mich nieder fiel.
Es war keine normale Dusche. Wir bewohnten auch kein normales Zimmer, sondern das eines doppelten Upgrades, und da konnte man sich schon wohl fühlen. Nicht nur in der Dusche, in die mehrere Personen passten.
Das dachte wohl auch Jane Collins. Dass die Glastür geöffnet wurde, merkte ich nur an dem Luftzug, der meinen nackten Körper streifte. Ich drehte den Kopf zur Seite, schaute jetzt nach vorn und sah eine nackte Detektivin, die bereits die Dusche betreten hatte.
»Du hast doch nichts dagegen?«, rief sie gegen das Rauschen des Wassers an.
Was sollte ich schon dagegen haben bei einem derartigen Angebot? Wenig später rauschte es für uns beide, und dann vergaß ich wirklich all das, das mit meinem Alltag zusammenhing.
Beide waren wir hungrig. Aber nicht unbedingt auf Essen. Es würde später kommen. Erst ging es um den Spaß, und den hatten wir. Beide kamen wir uns vor, als wären wir völlig ausgehungert, und irgendwann fanden wir uns auf dem Doppelbett liegend wieder, atmeten beide schwer und nahmen den Duft der flauschigen Badetücher wahr, auf denen wir lagen.
»Meine Güte«, sagte ich nur und musste lachen.
»Was ist denn?«
»Das kam ja über uns wie ein Gewitter.«
»Kannst du laut sagen. Aber das zeigt auch, dass wir es beide nötig hatten.«
»Ach ja? Hatten wir das?«
»Ohhh!« Jane schlug auf ein Kissen. »Jetzt tu nicht so, als hätte ich dich erst noch überzeugen müssen.«
»Nun ja, ich …« Beide Hände riss ich hoch, aber Jane ließ sich nicht abschütteln. Sie warf sich auf mich. »Deine Antworten kannst du dir sparen, John, ich werde mir meine schon holen.«
Nach diesem Versprechen spürte ich ihre Lippen auf meinem Mund. Dieser Kuss war so etwas wie der Gong zur zweiten Runde, und ich war froh, da mithalten zu können.
Ein wirklich toller Morgen, den wir erlebten. Da war nur zu hoffen, dass der kurze Urlaub so weitergehen würde …
***
Eric Fischer wachte auf. Hätte man ihn gefragt, wie er sich fühlte, er hätte nur abgewinkt. Kaputt, saumäßig. Kaum in der Lage, einen Gedanken zu fassen. Und das lag an der letzten Nacht, obwohl er da doch gut geschlafen hatte, wie er meinte.
Nun hockte er auf der Bettkante und verspürte keine Lust, sich zu erheben, weil er sich einfach zu schwerfällig fühlte. Er brauchte noch etwas Zeit.
Kopfschmerzen quälten ihn nicht. Dennoch war es nicht so wie an anderen Tagen. Sein Kopf steckte voller Schwere, die er sich nicht erklären konnte. Er kam ihm fremd vor, aber es war sein Kopf, das wusste er genau, denn er umfasste ihn mit beiden Händen.
Schließlich erhob er sich. Er stöhnte dabei auf, zog die Nase hoch und schlurfte in Richtung Dusche, um sich den ersten Frischekick des Tages zu verschaffen.
Er war froh, als das Wasser auf seinen nackten Körper prasselte. Äußerlich fühlte er sich bald wohl, doch im Innern sah es anders aus. Da konnte er seine Gedanken nicht vertreiben, denn sie drehten sich immer um das, was er erlebt hatte.
Nach dem Duschen trocknete er sich ab und blickte dabei in den Spiegel.
Er sah sein noch nasses Gesicht mit dem ebenfalls nassen Haar auf dem Kopf, und er gab sich selbst gegenüber zu, dass er nicht eben gut aussah. Das
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