1836 - Fratze des Unheils
Erlebte hatte schon Spuren hinterlassen.
Etwas irritierte ihn besonders.
Das waren seine Augen.
Zuerst wollte er es nicht glauben, dann aber musste er sich eingestehen, dass er sich nicht geirrt hatte. Da war etwas mit seinen Augen passiert.
Sie sahen anders aus.
Etwas hatte sich in sie hineingestohlen. So kalt und dunkel hatte er sie noch nie wahrgenommen.
Aber er erinnerte sich an etwas anderes. An ein Augenpaar, das er am gestrigen Abend gesehen hatte. Nicht bei sich, sondern bei der Fratze im Wasser. Und dann auch später, als sie in seinem Zimmer gewesen war.
Darüber hätte er gern gelacht, aber er konnte es nicht, denn es entsprach den Tatsachen.
Die Fratze war in seinem Zimmer gewesen. Sie hatte ihn besucht, und das war verrückt gewesen. Und es musste auch etwas passiert sein, das musste einfach so gewesen sein, denn grundlos stattete man einem Menschen keinen Besuch ab.
Er sah sich.
Er bewegte sich nicht.
Es war für Eric Fischer schlimm, in seine eigenen Augen zu schauen. Zumindest in Augen, die ihm nicht mehr gehörten. Sie waren etwas Fremdes in ihm. Sie verursachten ihm keine Schmerzen, aber trotzdem störten sie ihn gewaltig.
Und er wusste auch, dass er nichts dagegen tun konnte. Es war einfach geschehen, und dabei würde es bleiben, denn er rechnete nicht damit, dass er seine normalen Pupillen jemals zurückbekommen würde. Hier war etwas mit ihm geschehen, das er als unbegreiflich ansah und nicht fassen konnte.
Wie ein geprügelter Hund verließ er das Bad und ließ sich aufs Bett nieder. Er blieb dort sitzen, dachte an seinen Urlaub und auch daran, dass er vorbei war.
Ja, vorbei! Oder?
Nein, es gefiel ihm hier. Eric wollte bleiben. Das mit seinen Augen konnte sich unter Umständen wieder einrenken. Darauf setzte er.
Er ging zum Schrank und holte seine Kleidung hervor. Er tat alles wie in Trance. Etwas hatte ihn verändert. Das wusste er. Es steckte in ihm, aber er dachte auch daran, dass es vielleicht irgendwann wieder verschwinden würde.
Bis das eintrat, musste er sich völlig normal verhalten. Nur nicht auffallen. Er wollte so sein wie jeder andere Urlauber und hoffte, dass man es ihm auch abnahm …
***
Da stand sie wieder. Grell und als Kreis am Himmel. Eine schon böse Sonne, die auf die Erde nieder brannte und natürlich auch auf deren Bewohner. Und sie ließ Mitteleuropa nicht aus. Hier gab es viele Menschen, die sich über den Sommer freuten, aber es gab auch welche, denen die gnadenlose Hitze zusetzte, denn Temperaturen bis nahe an die vierzig Grad waren nichts für Menschen dieses Breitengrads.
Jane und ich wollten trotzdem frühstücken. Und das im Freien, denn auf der Hotelterrasse hatte man Sonnenschirme aufgestellt, die für Schatten sorgten.
Jane suchte einen aus. Sein Schirm beschattete einen Tisch für zwei Personen, der nun uns gehörte.
»Du kannst schon mal zum Buffet gehen«, sagte Jane und fragte noch, ob ich Kaffee oder Tee wollte.
Ich entschied mich für Kaffee, und wenig später freute ich mich über das, was da angeboten wurde. Ich war ja öfter in Deutschland gewesen und hatte es immer genossen, hier so toll zu frühstücken. Das setzte ich jetzt fort und beschloss, mir viel Zeit zu nehmen, um alle Köstlichkeiten zu probieren.
Ich kippte mir einen selbst hergestellten Smoothie ins Glas und füllte es zusätzlich mit Orangensaft auf. Diese kleinen Schleckereien mussten einfach sein, ebenso wie die frische Wurst und auch der geschmackvolle Käse.
Die Brötchen waren auch lecker, und Jane Collins gefiel es ebenfalls sehr gut, denn sie strahlte mich des Öfteren an.
»Was ist?«, fragte ich.
»Toll hier – oder?«
»Das kannst du laut sagen.«
Sie klaubte sich einen Krümel von der Unterlippe. »Hast du schon darüber nachgedacht, was wir an diesem Tag unternehmen können?«
Ich schluckte erst mal meinen Mund leer. »Nein, dazu bin ich noch nicht gekommen.«
»Sag lieber, dass du keine Lust gehabt hast.«
»Wie kommst du nur auf so etwas?«
Sie tippte mir gegen die Brust. »Weil ich dich kenne, Geisterjäger, und das schon lange genug.«
»Und weiter?«
»Du bist immer der, der den Weg mit der geringsten Anstrengung geht. Nicht was das Berufliche angeht, da bist du top. Aber einen Tag im Urlaub zu planen …«
»Das ist ein Problem für mich«, fuhr ich fort. »Denn ich habe einfach zu wenig Urlaub in meinem Leben gehabt. Das solltest du doch wissen.«
»Nein, das sind nur Ausreden.«
»Wieso?«
»Weil ich dir nicht glaube. Ehrlich
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