1839 - Schwelle zum Absolutum
ab.
„Anweisung von oben. Du bleibst neben dem roten Kreis stehen, klar?"
„Was soll das? Ich lasse mich doch nicht für dumm verkaufen. Von dir schon gar nicht."
„Sonderanweisung von Gia. Stell dich wieder neben den Kreis! Los, los!"
Als Rebekka nicht reagierte, schob Angela Stoll die Kontrahentin an den roten Kreis, der den Beginn des Transmissionsbereichs markierte.
„Du bleibst da stehen, als seist du festgewachsen. Beim geringsten Anzeichen von Gefahr läßt du dich sofort in die LUNA abstrahlen."
„Damit du nachher erzählen kannst, ich hätte mich feige verdrückt. Nein, danke."
Die Kommandantin des Landeunternehmens schlug sich gegen die Stirn.
„Das hält man im Kopf nicht aus. Gia, sag es ihr selbst!"
Die Stimme der TLD-Chefin klang auf. „Tu, was dir gesagt wird, Rebekka!’ Ich hätte dich gebeten, die Befehle von Angela Stoll zu akzeptieren. Sollten die Tolkander das Tanglefeld reaktivieren oder eine andere Waffe einsetzen, dann gehst du sofort durch den Transmitter."
„Tut mir leid. Nicht ohne die Männer und Frauen."
„Das hast du nicht zu entscheiden. Nicht in diesem Fall. Es ist nicht deine Mission." Gia de Moleon klang ausgesprochen ungnädig. „Ist das klar?"
„Ja, es ist klar."
Achselzuckend blieb sie am roten Kreis stehen und beobachtete Erlkönig, der einen Sicherheitsabstand von fünf Metern zum Transmitterfeld einhielt und mit lautem Maunzen versuchte, sie von dort wegzulocken.
Als das nichts nützte, verkroch er sich zwischen den Kontursesseln.
Inzwischen hatte die fünfköpfige Einsatzgruppe den Ring der Tolkander erreicht. Mit Ausnahme von ein paar Gazkar, die noch immer die Umgebung absuchten, richtete sich ihre Aufmerksamkeit vollständig auf den Eloundar.
Das nackte Wesen sprach zu ihnen. Laut und volltönend vermittelte es in der Einheitssprache aller Tolkander seine Botschaft.
„... ihr es spürt, wie ich es spüre. Sie sind da. Unsere Hoffnung erfüllt sich. Die Erhabenen sind gekommen. Trauert nicht, die ihr von dieser auserwählten Welt Abschied genommen habt. Wir fühlen mit euch.
Ihr seid ein Teil von uns, und wir werden immer ein Teil von euch sein. Tröstet euch, denn auch eure Stunde wird eines Tages kommen. Verstummt in euren Schiffen und lauscht der Zeit entgegen! Das Absolutum wird eintreten. Ihr aber, die hier bei mir seid, in dieser Stunde des Triumphes, jubelt. Denn ihr alle werdet euren Beitrag zur Entstehung des Absolutums leisten. Und mit euch der ganze Bund."
„Der Bund", stieß Rebekka hervor. „Die Hanseaten."
Angela Stoll gab keine Antwort. Sie hantierte bereits an den Kontrollen der Space-Jet und brachte sie hinüber über das Tal.
„Beeilung", sagte sie, an die Einsatzgruppe gerichtet. „In welchem Zustand befinden sich die Hanseaten? Versucht auch, die Tolkander nach dem Absolutum zu fragen. Vielleicht reagieren sie auf Geisterstimmen aus dem Nichts."
Es war zwecklos. Die Angehörigen .der vier verschiedenen Völker reagierten nicht. Ihre Körper wirkten steif, regelrecht totenstarr.
Und dennoch lebten sie. Sie atmeten, und ab und zu bewegten sie ihre Arme nach vorn, als wollten sie etwas fassen. Aber da war nichts.
Endlich erreichten die fünf Männer und Frauen den Bereich dicht am Felsen, auf dem der Eloundar predigte. Sie ließen sich zwischen die Menschen sinken und begannen auf sie einzureden.
Die Verzückung auf den Gesichtern der Männer und Frauen war unverkennbar. Sie achteten allein auf den Eloundar.
Berührungen und leichte Schläge ins Gesicht beachteten sie nicht. Ihre Blicke gingen durch den Felsen hindurch in die Ferne.
„Es hat keinen Zweck. Sie reagieren wie die Tolkander", traf die Meldung in der Space-Jet ein. „Sollen wir das Risiko eingehen?"
Angela Stoll stierte auf die Bilder, die die Kameras in die Jet übertrugen. Die Pupillen der Hanseaten weiteten sich immer mehr. Sie öffneten den Mund zu einem lautlosen, gemeinsamen Schrei.
„Nein. Sofort zurück in die Jet! Alarmstart! Ich bin schräg über euch."
In einer Situation wie dieser reagierten die Mitarbeiter des TLD wie Maschinen. Die SERUNS starteten blitzartig durch und rasten hinauf Richtung Diskus.
Rebekka spürte plötzlich leichte Übelkeit, gefolgt von einem merkwürdigen Gefühl. Ihr Augendruck sank rapide abwärts wie beim Schwerelosigkeitstraining. Ihr Blickfeld verengte sich, und dann zerrte etwas in ihrem Kopf.
Der Tangle-Scan! durchzuckte es sie. Gleichzeitig spürte sie ein Gefühl, als sauge ihr jemand Energie aus dem
Weitere Kostenlose Bücher