184 - Das Kreuz der blinden Göttin
als er die Tür öffnete und den Gnom erblickte. Er beugte sich zu ihm hinunter und umarmte ihn herzlich.
So sehr hatte sich der Industrielle noch nie hinreißen lassen. Trotz seiner körperlichen Schwäche fühlte sich der Gnom in diesem Augenblick großartig, sah er doch, wie sehr ihn Peckinpah in sein Herz geschlossen hatte.
Der Industrielle bestürmte ihn mit Fragen. »Wo haben Sie gesteckt? Wieso haben Sie so lange nichts von sich hören lassen? Wir machten uns die größten Sorgen um Sie.«
Cruv lächelte matt. »Darf ich erst mal eintreten Mr. Peckinpah?«
»Aber natürlich. Sie müssen entschuldigen, ich bin so durcheinander…« Jetzt fielen Tucker Peckinpah die beiden Bettler auf.
Cruv sagte ihm, wer die zerlumpten Typen waren, und Peckinpah hieß sie herzlich willkommen in seinem Haus, hatten sie doch dem Gnom das Leben gerettet.
Cruv stillte Hunger und Durst, duschte und zog sich um. Währenddessen unterhielt sich Tucker Peckinpah mit Bobby Cranner und Slim Liston.
Obwohl sie gesellschaftlich Welten trennten, ließ der reiche Industrielle die Bettler das nicht spüren. Er verwöhnte sie mit teurem Cognac und handgerollten kubanischen Zigarren und war sehr freundlich.
»Sie können sich nicht vorstellen, was ich alles unternommen habe, um Sie zu finden«, sagte Tucker Peckinpah, als sich Cruv erschöpft, aber glücklich darüber, wieder zu Hause zu sein, in einen Sessel fallen ließ.
Tucker Peckinpah wollte, daß ihm der Kleine alles haarklein erzählte. Da die Geschichte nicht für jedermanns Ohr bestimmt war, schlug Cruv vor, seine Lebensretter zuerst zu belohnen und zu entlassen.
Der Industrielle zückte sein Scheckheft und klatschte es auf den Tisch. Großzügig schrieb er einen Betrag auf das Papier, der Bobby Cranner und Slim Liston glauben ließ, sie würden träumen.
»Ist das genug?« fragte Peckinpah die beiden.
Cranner zitterte, und Liston leckte sich aufgeregt die Lippen. »Ob das genug ist?« stieß Liston krächzend hervor. »Liebe Güte, mein Freund und ich haben im Leben noch nie so viel Geld besessen, Mr. Peckinpah.«
»Der Betrag ist dem angemessen, was Sie für Cruv und mich getan haben«, sagte der Industrielle und überließ ihnen den Barscheck.
»Slim, kneif mich«, bat Bobby Cranner, »damit ich weiß, daß das alles auch wirklich wahr ist.«
»Es ist wahr!« erwiderte Liston fröhlich. Er küßte den Scheck. »Wir müssen das unbedingt begießen.«
»In Dizzie’s Bar, da waren wir seit einer Ewigkeit nicht mehr.«
Nachdem die Bettler abgezogen waren, kehrte Tucker Peckinpah zu Cruv zurück. Im Augenblick war der Gnom als Leibwächter unbrauchbar, er mußte erst wieder zu Kräften kommen.
»Wohin fuhren Sie, als Sie das Haus verließen?« wollte der Industrielle wissen.
»Ich bekam einen Anruf von einer gewissen Vera Grey«, sagte der Gnom. »Sie tischte mir eine Lügengeschichte auf, sprach von Terroristen, die es auf Sie abgesehen hätten, und schlug mir ein Treffen in einer aufgelassenen Eisengießerei vor. Dort würde ich mehr erfahren, kündigte sie an…«
»Warum haben Sie mich nicht informiert?«
»Ich wollte Sie nicht beunruhigen«, antwortete Cruv. »Ich erfuhr in der Eisengießerei dann tatsächlich sehr viel mehr: Zum Beispiel, daß Vera Grey kein Mensch, sondern eine Dämonin war und mit richtigem Namen Amphibia hieß.« Tucker Peckinpah erschrak. »Um Himmels willen…«
Cruv berichtete, wie Amphibia mit ihm verfuhr.
Peckinpahs Hände ballten sich, als er hörte, was der Gnom mitgemacht hatte. Um Cruv seelisch wieder aufzurichten, sagte der Industrielle: »Inzwischen gibt es Amphibia und Sobbar nicht mehr. Tony Ballard und Mr. Silver haben sie vernichtet.«
»Amphibia wollte mich aus dem Weg haben, deshalb lockte sie mich in die Falle«, sagte Cruv. »Ist sie anschließend nicht bei Ihnen aufgetaucht?«
»Glücklicherweise nein.«
»Das wundert mich.«
»Ich bin froh, daß mir eine Begegnung mit ihr erspart blieb«, sagte Tucker Peckinpah, und erleichtert fügte er hinzu: »Und ich danke dem Schicksal für Ihre Kettung, mein Freund.«
Nach einer Weile zog der Gnom sich zurück… und von Tucker Peckinpahs Gesicht verschwand der freundliche Ausdruck. Der Industrielle begab sich ans Telefon und wählte eine sechsstellige Nummer.
»Sie müssen mir einen Gefallen tun«, sagte er zu dem Mann, der sich am anderen Ende gemeldet hatte.
»Was haben Sie auf dem Herzen?«
»Man hat meinen Wagen gestohlen.«
»Ich lasse ihn suchen«, versprach der
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