184 - Das Kreuz der blinden Göttin
gesagt, es gebe auf Teneriffa keine Schlangen - und in dieser Wanne befand sich so ein Riesenexemplar!
Sie wollte schreien, doch die Angst schnürte ihr die Kehle zu.
Glynis ekelte sich vor Schlangen. Dieses Reptil war besonders widerwärtig; wahrscheinlich wegen seiner furchterregenden Größe. Dick wie ihr Unterschenkel war der wendige, geschuppte Leib. Böse starrten die kleinen schwarzen Augep, von denen eine hypnotische Kraft ausging, sie an.
Asmodis bannte sein Opfer mit seinem stechenden Blick.
Er lähmte Glynis Elcar.
Es war ihr unmöglich, irgend etwas zu tun. Nicht einmal die Augen konnte sie schließen oder den Kopf zur Seite drehen.
Asmodis öffnete ihren Geist.
»Glynis, mach auf!« schrie Martin Elcar zornig.
»Hör nicht auf ihn!« zischelte die Schlange.
Glynis traute ihren Ohren nicht. Das Reptil hatte gesprochen! War sie denn verrückt geworden?
»Glynis, mach sofort die Tür auf!« brüllte ihr Mann. Wie gern hätte sie es getan.
»Du öffnest die Tür erst, wenn ich es dir gestatte!« zischelte die Schlange, während sie ihren Kopf zum Wannenrand hochschob.
»Laß mich rein, Glynis!« verlangte Martin. Immer wilder trommelte er mit den Fäusten. »Hörst du nicht? Ich befehle es dir! Glynis, wenn du nicht tust, was ich will, breche ich die Tür auf! Glaub ja nicht, daß ich das nicht kann!«
Ja, dachte Glynis bebend. Brich sie auf! Hilf mir, Martin! Rette mich!
»Zum letztenmal, Glynis!« schrie Martin Elcar. Seine Stimme überschlug sich.
Die Schlange richtete sich auf, ihr Kopf näherte sich der entsetzten Frau. Große Schweißperlen glänzten auf Glynis’ Stirn. Todesangst peinigte sie. Warum sie den Mund öffnete, wußte sie nicht.
Sie spürte die flatternde Zunge des Reptils in ihrem Mund. Die Schlange küßte sie.
Sie empfing den Kuß des Teufels!
Martin Elcar riß endgültig die Geduld. »Na schön, wenn du es nicht anders willst!« schrie er und warf sich kraftvoll gegen die Tür.
Die Schlangenzunge zog sich zurück. Glynis wurde ganz kurz schwarz vor den Augen, und als sie ihre Umgebung wieder wahrnahm, war die Schlange verschwunden.
Wieder wummerte Martin gegen die Tür.
Sie drehte sich um und öffnete den Riegel.
»Na endlich!« keuchte Martin mit zornsprühenden Augen. »Man kann ein Problem nicht bewältigen, indem man sich hinter einer Tür verschanzt! Das gehört ausdiskutiert.« Er atmete heftig. »Ich will versuchen, ohne Emotionen mit dir zu sprechen, Glynis. Wir sind seit zwölf Jahren verheiratet. Es war bisher eine glückliche Ehe, wie ich meine. Wie du dich jetzt benimmst, ist deiner nicht würdig. Sieh mal, wir haben nur diese drei Wochen Urlaub. Laß sie uns genießen.«
Glynis lächelte. »Nichts anderes habe ich vor.«
Martin verstand sie falsch. »Freut mich, daß du zur Einsicht kommst.« Er atmete erleichtert auf. »Ich liebe dich, Glynis. Ich möchte dich nicht verlieren.« Er breitete die Arme aus. »Vertragen wir uns wieder?«
Sie ließ sich von ihm umarmen. »Küß mich«, bat sie leise.
Er kam ihrer Aufforderung mit halb offenem Mund nach. Ihre Zunge schob sich zwischen seine Zähne. Sie küßte ihn selten auf diese Weise.
Ihre Zunge war anders als sonst, dünner, gespalten !
Er erschrak, griff nach Glynis’ Schultern und drückte sie verwirrt von sich.
Aus ihrem Mund hing eine Schlangen - zunge!
Sie lachte schrill. »Was ist, Martin? Liebst du dein kleines Frauchen auf einmal nicht mehr?«
»Was ist mit deiner Zunge passiert, Glynis?« fragte er fassungslos.
Sie wölbte ihm lasziv ihren Schoß entgegen. »Begehrst du dein geiles Frauchen nicht mehr? Genießen soll ich diese drei Wochen. Mal sehen, vielleicht tue ich es, aber bestimmt nicht mit dir, sondern mit Rock Cassavetes!«
Nacktes Entsetzen verzerrte sein Gesicht. »Halt den Mund, du niederträchtige Schlampe, sonst vergesse ich mich!«
»Willst du mich schlagen?« höhnte Glynis. »Na los, versuch es, du feige Kreatur!«
»Mein Gott, was ist in dich gefahren?«
»Das hat mit Gott nichts zu tun, sondern mit dem Teufel, mein Bester!« Sie lachte grell.
Er glaubte, Glynis hätte einen hysterischen Anfall. Mit einer Ohrfeige wollte er sie wieder zu sich bringen. Es schmerzte ihn, sie zu schlagen, aber er sagte sich, es müsse sein, er würde ihr damit helfen.
Doch jetzt verlor Glynis vollends den Verstand. Sie krallte ihre Finger in sein Hemd, drehte sich mit ihm und stieß ihn gegen die Wand.
»Du wagst es, die Hand gegen mich zu erheben, du kleiner Scheißer?«
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