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184 - Das Kreuz der blinden Göttin

184 - Das Kreuz der blinden Göttin

Titel: 184 - Das Kreuz der blinden Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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nicht.«
    »Ich könnte Rock jederzeit haben, wenn ich wollte«, behauptete Glynis und schaltete den Fön wieder ein.
    Sally glaubte, sich verhört zu haben. Sprach so eine Frau, die um ihren Mann trauerte?
    »Wie kannst du in dieser Situation so etwas sagen, Glynis? Der Schmerz muß deinen Geist verwirrt haben. Martin ist erst vor ein paar Stunden vom Balkon gesprungen…«
    »Er ist nicht gesprungen«, sagte Glynis. »Ich habe ihn geworfen !« Sie kam näher.
    »Du weißt wirklich nicht, was du redest!« sagte Sally ärgerlich.
    »Ich-habe Martin umgebracht!« wiederholte Glynis. »Warum glaubst du mir nicht? Was für einen Grund sollte ich haben, so etwas zu behaupten, wenn es nicht wahr ist?«
    »Was für einen Grund hättest du gehabt, Martin vom Balkon zu werfen?« Glynis zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ich hatte genug von ihm, wollte ihn loswerden.« Ihre Augen verengten sich. Sie starrte Sally Cassavetes durchdringend an.
    Sie ist wahnsinnig, dachte Sally erschüttert.
    »Du bist die nächste!« kündigte Glynis an. »Ein bedauerlicher Unfall. Wie kann man aber auch so dumm und unvorsichtig sein, den Haarfön in die Wanne mitzunehmen, wo doch immer wieder davor gewarnt wird. Die Menschen werden einfach nicht klüger.«
    Sally Cassavetes riß entsetzt die Augen auf. »Mein Gott, Glynis…«
    »Teneriffa sehen - und sterben!« Glynis hob den Fön.
    »Um Himmels willen, komm zu dir!« stieß Sally krächzend hervor. Sie legte die Hände auf den Wannenrand und wollte sich hochstemmen, kam etwa 20 Zentimeter aus dem Wasser, dann rutschte ihre linke Hand aus, und sie plumpste wieder auf den Wannenboden. »Tu den Fön weg, Glynis! Ich beschwöre dich!«
    Der Tod ihres Mannes mußte Glynis den Verstand geraubt haben. Es kam relativ häufig vor, daß ein solcher Schock den Geist eines Menschen für kurze Zeit verwirrte.
    Sally wollte Glynis’ vorübergehendem Wahnsinn nicht zum Opfer fallen, deshalb schrie sie um Hilfe, so laut sie konnte. In diesem Augenblick kam die Höllenkraft zum Tragen, die bei all dem Regie führte.
    Sie verhinderte, daß der Hilfeschrei außerhalb des Badezimmers zu hören war.
    Sally Cassavetes konnte sich Glynis’ Aggressivität nicht erklären, und schon gar nicht konnte sie begreifen, warum sich diese Wut gegen sie richtete.
    Sie hatte Glynis noch nie etwas in den Weg gelegt.
    Nicht einmal Glynis’ Annäherungsversuche an Rock hatte sie verhindert. Glynis hatte keinen Grund, ihr nach dem Leben zu trachten.
    Schreiend unternahm sie einen zweiten Versuch, aus der Wanne zu kommen, da öffneten sich Glynis Finger, und der Haarfön klatschte in den weißen Schaum und versank.
    In Gedankenschnelle schlug der Stromtod zu!
    ***
    Wir verabschiedeten uns von Paco Fuegas.
    »Morgen, neun Uhr?« fragte ich ihn, während ich ihm die Hand reichte.
    »Ich werde pünktlich zur Stelle sein, Tony.« Er freute sich sichtlich, in mir einen Mann gefunden zu haben, der in jenen Dingen, die ihn zur Zeit beschäftigten, dieselbe Wellenlänge hatte.
    Bei Numas »Wiedergeburt« zu helfen lag mir sehr am Herzen. Wenn die blinde Guanchengöttin die Vormachtstellung des Guten in Las Canadas ausbaute, lag das im Interesse dessen, wofür ich seit Jahren mit ganzer Kraft kämpfte.
    Ich rechnete mit dem Eingreifen eines schwarzen Feindes.
    Irgend etwas würde die Hölle gegen Numa unternehmen, darauf wäre ich jede Wette eingegangen. Aus diesem Grund war es mir lieber, wenn Vicky morgen nicht mitkam, aber so direkt wollte ich ihr das nicht sagen, weil ich damit ihren Widerspruchsgeist geweckt hätte.
    Wir verließen die Hotelbar.
    Von den beiden Fahrstühlen war einer außer Betrieb. Wir mußten warten, bis die Kabine frei war. Während wir nach oben gondelten, versuchte ich Vicky mit äußerster Vorsicht zu präparieren, doch sie durchschaute mich trotzdem, lächelte mich maliziös an und sagte: »Gib dir keine Mühe, Tony, ich komme mit.«
    Jetzt brauchte ich nicht mehr um den heißen Brei herumzureden. Ich wurde direkt: »Ich rechne mit Schwierigkeiten.«
    Ihre veilchenblauen Augen sahen mich prüfend an. »Welcher Art?«
    Ich hob die Schultern. »Wenn ich das wüßte, würde ich rechtzeitig etwas dagegen unternehmen. Numas Rückkehr wäre ein Segen für die Menschheit. Denkst du, da sieht die Hölle tatenlos zu? Vielleicht hat sie bereits geheime Maßnahmen dagegen ergriffen.«
    Der Lift hielt an, wir stiegen aus.
    In unserer Suite setzten wir die Unterhaltung fort. Vicky sagte, ich solle sie nicht immer

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