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184 - Die Herren von Sydney

184 - Die Herren von Sydney

Titel: 184 - Die Herren von Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn und Stephanie Seidel
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nach dem Bad im Meer nach einer Zygar zumute. Als die Abendsonne ihn getrocknet und er sich angezogen hatte, saß er paffend an der alten Hafenmauer und schaute zum Himmel hinauf, wo die Flieger ihre Kreise zogen.
    Wieso war er den Herren von Sidnee nur so wichtig?
    Na schön, er hatte einen Vorgesetzten angegriffen. Aber dergleichen war schon öfter passiert. Wenn der Angreifer geflohen war und sich in der Stadt versteckt hatte, hatte die Sicherheit ein Rollkommando in Marsch gesetzt und sie durchkämmt. Niemand wagte es, eine dicke Lippe zu riskieren, wenn der Panzer mit dem Lasergeschütz Schneisen durch den Großstadtdschungel schlug.
    Doch nun ging man anders vor: Man schickte kein Rollkommando, sondern überwachte die Stadt Tag und Nacht aus der Luft.
    Der Aufwand ist verdammt groß, dachte Roney, als er im Halbdunkel auf dem Feldbett saß und die Truhe mit seinen Siebensachen öffnete. Ich bin doch nur ein kleines Rädchen im Getriebe!
    Vielleicht war es angesichts der Lage besser, wenn er eine Schusswaffe in der Tasche hatte. Roney schaute sich um. Die Kollegen schliefen längst und atmeten tief und regelmäßig. Er nahm den Koffer aus der Truhe, legte ihn auf seine Knie und machte ihn auf.
    Er beugte sich wie ein Verschwörer über seine Beute, nahm eine Waffe nach der anderen in die Hand und legte sie neben sich. Es waren zwölf Fabrikate. Zu jedem gehörte ein volles Ersatzmagazin.
    Die Waffe, die man am bestem am Körper verstecken konnte, war die Letzte: ein kurzläufiger Revolver. Als Roney die Trommel auswarf, um das Innenleben zu studieren, fiel eine gut geölte Patrone heraus und rollte am unteren Rand des Koffers in eine Rille. Roney wollte sie packen, kam aber nicht an sie heran. Er legte den Revolver zu den anderen, nahm sein Messer, schob es in die Rille und schnippte die Patrone hoch. Dass sie ihm nicht ins Auge flog, war Glück, denn im gleichen Moment machte es Klick, als hätte die Messerspitze einen Mechanismus umgelegt.
    Der Boden des kleinen Koffers klappte hoch.
    Holla, dachte Roney und schaute in ein Geheimfach.
    Was um alles in der Welt… ? Irgendwie verstand er nun, warum all die Flieger ständig in der Luft waren. Das Oberkommando hatte sie nicht losgeschickt, weil er Captain Archer verdroschen hatte und mit dem Waffensortiment durchgegangen war, sondern…
    Roney nahm die Papiere in die Hand und blätterte sie durch. Es waren zehn Seiten voller kleiner Buchstaben.
    Das Problem war, dass er sie nicht entziffern konnte.
    Nun rächte sich, dass er sich durch alle Schulungen gepfuscht hatte – und dass seine Ausbilder immer die Augen zugekniffen hatten, denn der kleine Harry hatte sein mangelndes Lesetalent immer durch Kaltblütigkeit und Spürnase wettgemacht. »Seht her«, hatten sie zu seinen Klassenkameraden gesagt, »nehmt euch ein Beispiel an Harry Roney… Bei dem geht alles Ruckzuck; der denkt nicht erst lange nach, wenn Not am Mann ist! Der haut drauf!«
    »Ja, nehmt euch ein Beispiel an Harry«,murmelte er vor sich hin. »Der Blödmann hat immer geglaubt, ein mutiger Mensch bringt es auch zu was, wenn er nicht lesen kann.« Er klopfte sich mit der Hand gegen die Stirn.
    Wenn diese Papiere kein Vermögen wert wären, dachte er, hätte Archer sie nicht hier versteckt. Er stand mit einem Seufzer auf. Und hätte der kleine Harry sich nicht immer durchgepfuscht, wüsste er jetzt, was auf diesen Blättern steht und könnte sein Wissen zu seinem Fortkommen nutzen.
    Der Schlüssel zu der Frage, wieso er für die Herren von Sidnee plötzlich so wichtig war, befand sich seit Tagen in seinem Besitz.
    Plötzlich fiel ihm ein, an wen er sich wenden konnte, um den Inhalt der Papiere zu entschlüsseln…
    ***
    Die Umrisse hoher Gebäude ragten vor ihnen auf. Auf dem gegen die Hafenmauer schwappenden Wasser spiegelte sich ein silberner Mond.
    Eigentlich war es Quart’ols Plan gewesen, von der Transportröhre, die vom Indischen Ozean durch die Arafura-See bis zur Nordostküste Australiens führte, in jene umzusteigen, die an den Philippinen vorbei nach Norden bis nach Japan reichte, um diese auf halber Strecke durch eine Wartungsschleuse zu verlassen. Doch da hatte er die Rechnung ohne die beiden Marsianer gemacht. Als sie den Verteilerknoten in der Korallensee erreichten, an dem die Röhren sich verzweigten, hatten ihn Vogler und Clarice Braxton so lange bekniet, bis er nachgegeben hatte.
    Sie wollten unbedingt Sydney einen Besuch abstatten; der Stadt, die er beim Rat von Orbargol nur

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