1840 - Schattenreich Atlantis
Regierst du hier in deinem Dorf?«
Der Mann schaute Raffi an, und der stellte fest, dass der Alte Wasseraugen hatte. Sie schimmerten zumindest so wie Wasser. Und in ihnen befand sich auch eine gewisse Unruhe oder Bewegung.
»Was willst du hier?«
Raffi lachte. »He, Alter. Ich habe dich zuerst etwas gefragt. Also gib mir eine Antwort.«
Der Mann hatte ihn gehört, doch er reagierte nicht so, wie es sich der Sprecher gedacht hatte. Er wandte sich ab und ging zu dem Thron, auf dem er sich niederließ.
Raffi ärgerte sich. Er hätte schon weiter sein können, wenn der Typ ihm eine Antwort gegeben hätte. So aber sagte er nichts und streckte seine Beine unter dem Kuttenstoff aus.
Raffi blieb nichts anderes übrig, als sich vor den Mann zu stellen. Das gefiel ihm gar nicht, denn der andere saß erhöht, und so musste Raffi zum ihm hoch schauen.
»Bitte, ich möchte eine Antwort haben.«
»Ja, das weiß ich.«
Endlich hatte der Mann geantwortet. Und er hatte mit einer sehr knarzigen Stimme gesprochen, sodass Raffi sich fragte, ob die Stimme einem Menschen gehörte.
»Sag sie …«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Woher kommst du? Wer bist du?«
Raffi hatte schon gedacht, dass man ihm Fragen stellen würde, und er nickte dem Alten zu.
»Ich komme aus einem anderen Teil des Landes. Aus einem sehr fruchtbaren, und ich habe auch nichts mit den Dämonen um den Schwarzen Tod zu tun. Ich möchte nur eines …«
»Ja?«
»Ich möchte meine Frau zurückhaben, die man mir raubte. Deshalb bin ich hier. Ich will sie finden. Ich bin auf der Suche nach ihr.«
»Aha. Und du glaubst, dass du sie hier finden wirst?«
»Ich glaube vieles, aber ich möchte auch etwas wissen und frage dich deshalb. Weißt du Bescheid über Lavinia? So heißt sie.«
Der Alte ließ sich Zeit mit der Antwort. »Und wenn? Was würde das ändern?«
»Dann würde ich dich bitten, diese Frau freizulassen, damit ich sie wieder mit in meine Heimat nehmen kann.«
»Und du glaubst, dass wir so einfach zustimmen und dir die Frau mitgeben?«
Raffi hatte genau zugehört. Bei dieser Antwort war ihm klar geworden, dass Lavinia hier sein musste. Er riss sich allerdings zusammen und zeigte mit keiner Geste an, was er wirklich dachte.
»Was wollt ihr denn mit ihr?«
Der Alte lachte. Dann rieb er sein Kinn. »Es kommen nicht oft Menschen zu uns und …«
»Seid ihr denn keine Menschen?«
Jetzt kicherte der Alte. Danach legte er eine kurze Pause ein und fragte: »Hast du dich denn nicht erkundigt, wer wir sind?«
»Ich habe etwas gehört.«
»Das ist schon mal gut. Und was?«
»Dass es auf dieser großen Insel auch einen Bereich gibt, in dem sich Mutanten aufhalten.«
Der Alte beugte sich leicht vor. »Und was willst du noch wissen?«
»Das ist doch klar. Ich will wissen, warum Lavinia hier bei euch festgehalten wird. Sie hat euch nichts getan. Sie ist keine Kriegerin, sondern eine harmlose Person. Ich kann es einfach nicht fassen, dass man sie gefangen hält.«
»Meinst du, dass sie gefangen ist?«
»Ja.«
»Wir haben sie nicht geholt.«
»Ha, und wie ist sie dann zu euch gekommen?«
»Vielleicht auf die gleiche Art und Weise wie du. Das ist schon möglich, denke ich.«
»Das hätte ich gewusst«, hielt er dagegen. »Ja, sie hätte mir bestimmt was gesagt, denn wir waren sehr vertraut miteinander, das kann ich beschwören.«
»Sicher.«
»Und deshalb gehört sie zu mir. Wir hatten nämlich vor, für immer zusammenzubleiben.«
»Aha, so ist das.«
»Genau so. Und deshalb bin ich fest entschlossen, sie zurückzuholen.«
»Das habe ich mir gedacht.«
Raffi lächelte breit. »Dann kann ich also davon ausgehen, dass sie hier bei euch ist.«
»Du bist nicht umsonst gekommen.«
»Danke.« Er fand, dass er genug geredet hatte, und nickte dem Alten zu. Es war ihm auch egal, ob er es mit einem Mutanten zu tun hatte oder mit einem Menschen. Für ihn zählte nur der Erfolg, und so sagte er dem anderen seine Wünsche frech ins Gesicht.
»Dann lass sie herkommen. Ich will sie sehen, und ich will sie in meine Arme schließen.«
Der Alte bewegte sich nicht. Er sagte auch nichts, sondern schüttelte nur den Kopf.
Und das gefiel Raffi ganz und gar nicht. Er schickte zunächst einen Fluch auf die Reise, bevor er zu seiner Waffe griff und den Säbel mit einer glatten und schwungvollen Bewegung zog. Er hielt ihn so, dass die Spitze auf den Alten zeigte.
Und er hörte dessen Reaktion. »Willst du mich bedrohen?«
»Nein. Aber ich möchte hier nur
Weitere Kostenlose Bücher