Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1842 - Ein kleiner Freund

Titel: 1842 - Ein kleiner Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Puppen aus. Nach einer halben Stunde glich der Boden in ihrem Zimmer einem Schlachtfeldverbogene, zerbrochene Gliedmaßen vermischten sich mit Chips, Steckverbindungen und Stoffetzen. Ilara trampelte auf den Trümmern herum und schluchzte heftig.
    „Nehmt mir Jack nicht weg! Das dürft ihr nicht tun. Niemand darf das!"
    Der Abend verlief wieder weitaus harmonischer. Ronald hatte zwanzig Freunde und Arbeitskollegen eingeladen, und bis auf zwei waren alle gekommen. Lediglich Sybil Moltrans und ihr Mann wußten schon von Jack, die anderen waren überaus gespannt und neugierig.
    „Ron hat wahnsinnig geheimnisvoll getan und von einer riesigen Überraschung gesprochen", wandte sich eine der Frauen an Dindra. „Was ist los bei euch? Bist du am Ende doch wieder schwanger? Ich würde es dir wünschen, Dinnie."
    Dindra schüttelte den Kopf.
    In dem Moment brachte Ronald Jack herein. Schlagartig verstummte jede Unterhaltung. Die nachfolgende Stille war keineswegs bedrückend, vielmehr hatte jeder der Anwesenden das schwer zu beschreibende Empfinden einer erhebenden Begegnung.
    Sybil war die erste, die ihren Gefühlen in einer herzlichen Gratulation Luft verschaffte.
    „Ron, Dinnie, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Nachdem Anne von eurem Adoptivsohn so geschwärmt hat, war ich auf einiges vorbereitet, aber mir fehlen fast die Worte. So ein schönes Kind habe ich nie gesehen."
    Von allen Seiten wurden die Clandors bestürmt. Es war wie eine Flutwelle, die jäh über ihnen zusammenschlug und ihnen kaum noch Raum zum Atmen ließ. Nur Ilara stand dabei abseits und wurde kaum beachtet. Aber das machte ihr im Augenblick wenig aus. Sie war stolz auf ihr Brüderchen.
    Die Gäste brachten einen Toast aus. Und dann ging die Knutscherei los, die Illie so verabscheute. Doch diesmal war nicht sie das Opfer, sondern Jack. Jeder wollte ihn im Arm halten, ihn herumwirbeln und sein Lachen hören.
    „Halt!" erklang es plötzlich. „Sag doch mal einer, wem der Junge ähnlich sieht. Ich finde, er ist Dinnie wie aus dem Gesicht geschnitten."
    „Sie ist nicht seine leibliche Mutter", erinnerte Sybil.
    „Trotzdem. Diese ausdrucksvollen blauen Augen und das helle Haar ..."
    „Bist du farbenblind? Die Augen sind eindeutig grün."
    „Sie schimmern rötlich", platzte ein dritter heraus. „Ich sage euch, das Kind hat arkonidisches Blut in den Adern."
    „Also, mir ist die Augenfarbe egal. Ich finde den Jungen allerliebst. Und auf jeden Fall kommt neues Leben ins Haus."
    Das konnte man wohl sagen. Jeder fand auf seine Weise etwas anderes, was ihm an Jack besonders gefiel.
    Als zu fortgeschrittener Stunde und nach etlichen Glas Vurguzz Ted Moltrans unvermittelt ausfällig wurde, war es mit der guten Stimmung jäh vorbei.
    „Soll ich euch die Wahrheit sagen?" ächzte er. „Ja? Der Junge gehört nicht hierher. Und auf mich wirkt er abstoßend. Schaut euch doch die Schuppenhaut an und diese dürren Knochenärmchen. Das ist kein Mensch.
    Oder seit wann hat ein Mensch an jedem Arm zwei Ellenbogen?"
    Endlich war es heraus. Nach Beifall heischend, blickte Ted um sich. Doch er sah nur abweisende Gesichter.
    „Du bist betrunken", sagte Ron. „Ich denke, es reicht für heute."
    „Ja? Glaubst du?" Ted kippte noch ein Glas in sich hinein. „Ich denke, es ist Zeit, daß euch einer sagt, was los ist. Für mich ist das kein Kind, sondern ein ..."
    Er verdrehte die Augen, begann zu keuchen. Zeitlupenhaft langsam sackte er in sich zusammen und krümmte sich auf dem Boden, ein Häufchen Elend.
    „Ich muß mich für ihn entschuldigen." Sybil war fassungslos. „Dinnie, Ron, das tut mir leid. So kenne ich meinen Mann nicht."
    „Er hat ein Glas zuviel getrunken", stellte Dindra sachlich fest.
    Zwei Männer faßten Ted unter den Achseln und wuchteten ihn hoch.
    „Bringt ihn nach Hause!" ordnete Sybil an. „Damit er seinen Rausch ausschlafen kann."
    Ilara nutzte die vorübergehende Konfusion und zog Jack einfach mit sich. „Hier ist es nicht mehr schön", wisperte sie.
    Jacks Arme, fand sie, waren überhaupt nicht knochig. Im Gegenteil. Eher wirkte ihr Brüderchen inzwischen pummelig. Der Kleine hatte, seit sie ihn im Untergeschoß gefunden hatte, merklich zugelegt. Aber kein Wunder, er mußte halb verhungert gewesen sein.
    Jack schlief ein, kaum daß er, angezogen wie er war, im Bett lag. Ilara kuschelte sich an ihn, legte schützend ihren Arm um ihn. Sie schlief noch nicht, als kurz darauf die Tür aufgestoßen wurde, aber sie kniff instinktiv die

Weitere Kostenlose Bücher