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1842 - Ein kleiner Freund

Titel: 1842 - Ein kleiner Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Augen zu.
    „Lassen wir die beiden schlafen", vernahm sie Dinnies Stimme. „Morgen ist auch noch ein Tag."
     
    *
     
    Über Nacht war Jack wieder ein Stück gewachsen. Ilara akzeptierte diese Feststellung, ohne darüber nachzudenken. Immerhin war Jack, wenn er noch etwas größer wurde, der ideale Spielgefährte.
    Dindra schien nichts davon zu bemerken. An diesem Morgen blieb ihr aber ohnehin kaum Zeit für sich selbst.
    Zuerst wurde sie über Interkom angerufen. Die beiden Gäste, die am vergangenen Abend nicht erschienen waren, schienen alles recht ausgiebig nachholen zu wollen. Mindestens eine halbe Stunde lang redeten sie, bis Dindra endlich auf die Idee kam, Jack vor die Aufnahmeoptik zu holen. Doch der dachte nicht daran, sich stören zu lassen. Und als Illie es endlich schaffte, ihn in den Nebenraum zu bugsieren, brach die Verbindung ab. Irgendeine Störung im Übertragungsmodul.
    Den ganzen Tag über herrschte ein Kommen und Gehen. Fast der gesamte Freundes- und Bekanntenkreis wollte Jack sehen. Die Neuigkeit sprach sich schnell herum.
    Alle fanden Jack süß. Jeder bemutterte ihn.
    Zuerst empfand Ilara Stolz. Aber als sie überhaupt nicht mehr mit Jack allein sein konnte, reagierte sie allmählich ungehalten und schließlich eifersüchtig. Vor allem schien Jack zunehmend Gefallen daran zu finden, daß jeder ihn verhätschelte.
    Achtundsechzig Familien oder Einzelpersonen gehörten zur Clandors Family, dem engsten Bekanntenkreis. Fast alle kamen sie an diesem Tag, und der eine oder andere brachte weitere Nachbarn mit, die Jack gebührend bewunderten. Jeder freute sich mit den Clandors.
    „lack ist mein Bruder", schimpfte Ilara. „Ich habe ihn gefunden, nicht die alle!"
    Der Tag wurde zur Qual.
    Die Nacht auch. Ilara war viel zu aufgewühlt, um wirklich schlafen zu können. Und Jack saß auf der Bettkante und schaute ihr aus seinen großen Augen zu, wie sie aus ihrer Unruhe heraus eine Schreibfolie nach der anderen mit wirren Linien bernalte.
    „Irgend etwas muß ich doch tun", jammerte sie. „Sonst platze ich. Ich muß hier raus aus dieser Enge, war schon lange nicht mehr im Silo unterwegs."
    Wir gehen. Morgen!
    Zuerst war sie sprachlos und starrte Jack entgeistert an. Dann verstand sie, daß er nicht wirklich zu ihr gesprochen hatte. Vielleicht hatte er auch die üblichen Laute ausgestoßen, doch die Worte, die sie eben vernommen hatte, waren in ihrem Kopf entstanden. Einfach so.
    „Mann oMann!" raunte sie. „Das glaubt mir keiner. Aber ich sag’s auch keinem. Ist das richtig, Jack?"
    Vergeblich wartete sie darauf, die Stimme wieder zu hören. Der Kleine war eingeschlafen.
    Auch Ilara fand ebenfalls bald Ruhe. Sie träumte von seltsamen Mustern, sah sich selbst vor einer Schreibfolie knien und mit weit ausholenden Bewegungen schwungvolle Linien ziehen.
     
    *
     
    „Jack und ich sehen uns ein wenig im Silo um."
    Ilara hatte zwar gehofft, daß ihre Mutter keine Einwände haben würde, daß Dinnie so spontan nickte, überraschte sie dennoch.
    „Kommt nicht wieder so spät."
    Das pulsierende Leben im Silo war Freiheit. Eingeengt zwischen den Wänden der Wohnung verkümmerte Illie wie eine Blume ohne Wasser.
    „Das warst du, oder?" wandte sie sich an Jack. „Du hast Mum beeinflußt, damit sie uns gehen läßt?"
    Sie erhielt keine Antwort. Aber das war auch nicht wichtig.
    „Hallo, Illie! Du gehst mit deinem Brüderchen spazieren? Ihr seid ein schönes Paar."
    Warum liefen ihr ständig Bekannte über den Weg? Illie sprang mit Jack in den nächsten Antigravlift und verließ ihn erst zehn Etagen tiefer.
    Wildfremde Personen blieben unvermittelt stehen und lachten sie an.
    „Ist das dein Bruder, Mädchen? Darf ich ihn streicheln? Er ist süß, so ein nettes Kind sieht man selten."
    „Eure Eltern sind zu beneiden. Wo wohnt ihr beide?"
    „Dein Bruder ist älter als du, nicht wahr? Aber ihr seid euch so ähnlich ..."
    Früher hatte sie noch Spaß gehabt, den Silo zu erkunden; heute war das anders. Alle gafften, starrten sie an wie ein Weltwunder. Ilara atmete erleichtert auf, als sie endlichden Hauptkorridor verließen. Die Straße war zwar nicht mehr so belebt, dafür aber prunkvoll angelegt. Die Schaufenster spiegelten Eleganz, überwiegend Schmuck und kostbare Kleidung wurden präsentiert.
    Ilara hatte schon oft ihre Nase an den Formenergiescheiben plattgedrückt. Das Funkeln in den Vitrinen erinnerte sie an das Sternengewimmel bei klarem Nachthimmel.
    Ein Raumschiffsmodell war ausgestellt. Es sah

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