1844 - Die Pentrische Wolke
Aktionen! Die Gefahr war viel zu groß, im Übereifer, von Angst genährt, auf den ersten verhängnisvollen Fehler weitere Fehler folgen zu lassen, die aus einer Notlage dann eine Katastrophe machen konnten, weil sie sich lawinenartig addierten.
Rhodan spitzte die Ohren und schaltete sein Funkgerät auf größere Reichweite, nicht, um den Zentrifaal anzufunken, sondern um ihn auf weitere Entfernung hören zu können. Aber kein Funkimpuls kam bei Perry Rhodan an.
Der Terraner holte tief Luft.
Hatte er den Vektor falsch eingeschätzt? Mit jeder Minute, die verstrich, konnte ein fehlerhafter Kurs weiter vom Ziel wegführen und das Problem vergrößern. Fast wünschte sich Rhodan, der Zentrifaal würde zur Besinnung kommen und das eigene Rückstoßaggregat einsetzen selbst auf die Gefahr hin, entdeckt zu werden.
Aber nichts dergleichen geschah.
Stille umgab den Terraner und die alles verschluckende Schwärze des Weltraumes. In weiter Ferne war die Baustelle zu sehen, umkränzt von grell strahlenden Kunstsonnen, unkalkulierbar weit entfernt.
Ganz zu Beginn seiner Karriere hatte Perry Rhodan von solchen Augenblicken geträumt, mal sehnend, mal bangend, als er sich auf seinen ersten Vorstoß in den Weltraum vorbereitet hatte. Wenn er auch nicht das fotografische Gedächtnis eines Atlan besaß, so erinnerte er sich in diesem Augenblick noch sehr genau daran, obwohl diese Tage Jahrtausende zurücklagen.
Einmal frei im Weltraum zu schweben und - ironischerweise - zu wissen, daß er der einzige war, der dies tat ...
Ein schwaches Geräusch riß Rhodan aus seinen Erinnerungen, bei denen er das Lauschen nicht vergessen hatte.
Er schloß unwillkürlich die Augen, um sich besser auf das Hören konzentrieren zu können; zu sehen gab es im Augenblick ohnehin nicht das geringste.
Halberstickte Laute, ein Schluchzen oder etwas, das einem Schluchzen sehr nahe kam.
„Hier ist Perry Rhodan, kannst du mich hören?" Rhodan ging das Risiko ein, abgehört zu werden; um jeden Preis wollte er den Zentrifaal retten. Das Selbstverständnis und der innere Ehrenkodex eines Raumfahrers ließ da kaum eine Wahl offen.
„Ja, ich bin hier!"
Wieder ein Schlucken und Schluchzen. Die Funkverbindung machte es unmöglich, die Richtung zu bestimmen, aus der die Laute kamen. Aber es gab vielleicht ein anderes Hilfsmittel.
„Sprich weiter, egal, was es ist! Nur sprechen, immer weitersprechen..."
Rhodan verringerte die Reichweite seines Funkgerätes, bis er den Zentrifaal nicht mehr hören konnte, dann wieder zurück. Er konnte nur knapp einen Kilometer entfernt sein.
„Immer weiter ..."
„Ich danke dir, Perry Rhodan, daß du mir helfen willst."
„Wirst, mein Freund, wirst!" verbesserte ihn Rhodan.
Die Stimme in seinem Helm wurde langsam lauter, ohne daß Rhodan etwas reguliert hätte. Er näherte sich dem Zentrifaal - und entfernte sich gleichzeitig immer weiter von der Gruppe und dem ursprünglichen Kurs.
„Ich werde sterben, Perry Rhodan. Ich will sterben. Ich habe keine Kraft mehr und keinen Mut. Es ist vorbei."
Rhodan stieß ein Schnauben aus. Es war grausam, aber hoffentlich hilfreich.
„Sicher wirst du sterben, wenn ich dich nicht finde, aber ganz bestimmt nicht bald. Deine Vorräte reichen für eine kleine Ewigkeit, es wird also sehr lange dauern. Es sei denn, du öffnest deinen Helm und wartest darauf, daß das Blut in deinen Adern zu kochen beginnt. Ich habe es gesehen, es ist ein scheußlicher Tod, aber er kommt dafür wenigstens schnell. Anderenfalls kann es Wochen dauern, bis du stirbst, und auch das wird sehr schmerzhaft sein."
„Warum quälst du mich, Perry Rhodan? Was habe ich dir getan, daß du so zu mir redest?"
Die Stimme wurde immer lauter, wenngleich sehr langsam. Rhodan wußte jetzt, daß er sich dem Angetriebenen näherte. Alles in ihm schrie danach, etwas zu unternehmen, um die Frist abzukürzen.
Aber der Terraner wußte, er war auf dem richtigen Kurs. Jede Aktion, die er unternahm, konnte das ändern. Also mußte er weitermachen, so schwer es ihm auch fiel.
Auf Hilfe von dem Zentrifaal konnte Rhodan nicht rechnen.
Inzwischen hatte er erkannt, mit wem er sprach: B-Terestan, 45 Jahre alt, drei Kinder, die als Clanlose würden leben müssen. Von Beruf Traumdesignerin, ein Beruf, mit dem sich an Bord der TRONTTER wenig hatte anfangen lassen. Nach dem Shifting hatte sie fast alles Interesse am wirklichen Leben verloren.
A-Caliform war sie nur aus traditioneller Clanzugehörigkeit gefolgt. Eigentlich
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