1847 - Im Bann des Philosophen
ATG-Technikerin ungeduldig. „Dieses Ungeheuer macht alle verrückt!"
Atlan antwortete nicht. Er forderte eine weitere Vergrößerung von der Syntronik, wobei er sich ganz auf das Zentrum der Menschenmassen konzentrierte.
Er wollte wissen, wer oder was der Philosoph war.
Doch vergeblich. Auch mit erheblicher Vergrößerung konnte die Syntronik keine klaren und aussagekräftigen Bilder von dem paramentalen Wesen liefern.
Was sich im Zentrum der Menschenmassen befand, war ein gestaltloser Schemen, eine Art flirrender Energiewirbel ohne klare Umrisse.
„Ist es nun wirklich der Philosoph?" fragte Anata. „Oder täuscht man uns etwas vor?"
„Ich denke, es ist der Philosoph", erwiderte der Arkonide.
„Und was machen wir jetzt? Greifen wir an?"
„Noch nicht."
Anata blickte auf die Monitoren, dabei glitten ihre Finger über die Armlehnen ihres Sessels.
Sie bewegten sich unruhig, so als habe sie die Kontrolle über sie verloren.
Die ATG-Technikerin bemerkte nicht, daß Atlan ihre Finger beobachtete, wie sie wirre Muster auf die Lehnen zeichneten.
„Ich habe genug gesehen", sagte er, zog das Beiboot herum und ließ es steil ansteigen.
Rasch versanken Mombasa und die weiten Ebenen am Fuße des Kilimandscharo unter ihnen.
Anata Katcoraexe erhob sich schwerfällig aus ihrem Sessel. Sie massierte sich die Finger.
„Was war los?" fragte sie. „Bin ich eingeschlafen?"
„Weißt du es wirklich nicht?"
Sie blickte ihn verwirrt an.
„Nein", erwiderte sie. „Ich habe das Gefühl, als hätte ich für einige Zeit neben mir gestanden."
Sie schlug sich leicht mit dem Handballen gegen die Schläfe, als könne sie so ihre Gedanken in Ordnung bringen.
„Nein, ich habe nicht geschlafen", erklärte sie danach. „Es war etwas anderes. Wurde ich von dem Philosophen beeinflußt?"
„Du hast mit deinen Fingern gekritzelt."
Sie erschrak so sehr, daß jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich.
Plötzlich war die Wut auf den Philosophen wieder da.
Sie fühlte sich von ihm berührt, und ihr war, als habe er sie durch diese Berührung beschmutzt.
„Das kann doch nicht sein", stammelte sie. „Ich habe nichts davon bemerkt. Mir fehlt lediglich die Erinnerung an die letzten Minuten."
Niemand hatte das Recht, mit geistigen Mitteln in sie einzudringen, ihr das eigene ICH zu nehmen, sie gegen ihren Willen zu beeinflussen und sie zu irgend etwas zu zwingen - und sei es nur, Kreise mit den Fingern zu malen.
Sie blickte auf ihr Chronometer und atmete hörbar auf.
„Es waren nur Minuten. Nicht mehr. Dennoch gefällt es mir nicht. Ganz und gar nicht. Ich bin keine Marionette, die an seinen geistigen Fäden hängt und tanzt, wie er es will."
Sie war bleich bis an die Lippen. Die Begegnung mit dem Philosophen hatte sie aufgewühlt.
„Es ist ja vorbei", tröstete er sie. „Du stehst nicht mehr unter dem Einfluß des Fremden."
Sie hätte gern noch ein wenig ausführlicher mit ihm gesprochen, doch nun meldete sich Homer G. Adams. Atlan wandte sich den Monitoren zu.
Sie fühlte sich allein gelassen. Einsam.
Weil sie zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war, hörte sie kaum hin, was die beiden Männer zu besprechen hatten.
Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, denn nun wurde ihr noch etwas anderes klar.
Sie erfaßte, weshalb Atlan sie mitgenommen hatte.
Ihm war es nicht darum gegangen, ihr einen Verweis zu erteilen. Wahrscheinlich war ihm gar nicht einmal so wichtig, daß sie von Bord gegangen war, zumal sie die Genehmigung dazu gehabt hatte.
Er hatte mit ihr experimentiert!
Er wollte herausfinden, wie schnell und wie tiefgreifend der Einfluß des Philosophen auf sie - eine ganz normale Terranerin - war.
Anata sah ein, daß derartige Experimente notwendig waren. Es gefiel ihr dennoch nicht, daß Atlan gerade sie dafür ausgesucht hatte.
*
„Der Philosoph ist aus der Ebene verschwunden", meldete Homer G. Adams und übermittelte zugleich Aufnahmen aus dem Gebiet, in dem sich die paramentale Macht bis dahin aufgehalten hatte.
Sie wurden von der GILGAMESCH aus dem Orbit aufgenommen, zeichneten sich aber durch einen großen Detailreichtum aus.
Die Menge der Abhängigen war zum Stillstand gekommen; die Menschen bewegten sich nicht mehr im Kreis. Die meisten von ihnen standen unschlüssig herum, wußten offenbar nicht, wohin sie sich wenden sollten.
Einige aber machten sich bereits auf den Weg zurück nach Mombasa.
„Und noch etwas", fuhr Adams fort. „Wir machen eine Beobachtung, die uns ganz und
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