1847 - Im Bann des Philosophen
diese Macht zu vernichten und von der Erdoberfläche zu vertilgen?
Von ihr ging eine Bedrohung für die ganze Menschheit aus.
Anata war überrascht, als Atlan der Syntronik befahl, das Beiboot etwas außerhalb der Peripherie der menschlichen Spirale zu landen.
Sie hatte nicht damit gerechnet, daß er sich dem Feind so weit nähern wollte.
Gleich darauf schien es, als stürze das Beiboot ab. Es schoß steil in die Tiefe, verzögerte dann jedoch stark und setzte etwa hundert Meter von einigen kleinen Häusern auf.
„Wir steigen aus", sagte der Arkonide, als die Technikerin ihn fragend anblickte. „Komm schon! Wir haben nichts von denen da draußen zu befürchten. Sie sind mit dem Philosophen beschäftigt und werden sich nicht um uns kümmern."
Es war sehr warm, als sie das Beiboot verließen.
Anata begann sogleich zu schwitzen. Ebenso wie der Arkonide trug auch sie eine leichte Bordkombination, jedoch keinen SERUN, so daß ihr Anzug sie nicht klimatisieren konnte.
Die Menschen in ihrer Umgebung beachteten sie nicht.
Mit maskenhaften und unbewegten Gesichtern zogen sie an ihnen vorbei. Ihre Blicke waren in die Ferne gerichtet, als ob dort etwas vorhanden sei, was ihnen vorgab, wohin sie sich bewegen sollten.
„Bleib doch mal stehen!" forderte Anata eine junge Frau auf und hielt sie am Arm fest. „Ich möchte mit dir reden."
Die Frau gehorchte. Sie hatte eine dunkle, samtartige Haut und einen schön geformten Schädel. Das tiefschwarze Haar reichte ihr glatt und weich bis auf die Schultern herab.
„Wer bist du?" fragte die ATG-Technikerin.
Die Frau lächelte.
„Ich weiß nicht", antwortete sie, ohne Anata anzusehen. „Vielleicht bin ich die Tochter des Philosophen.
Ich fühle mich so."
„Und was machst du hier?"
„Ich lebe die Lehren des Philosophen."
„Das mußt du mir erklären."
Die dunkelhäutige Frau schüttelte den Kopf.
„Nein. Ich will nicht", lehnte sie ab.
Mit leichter Hand löste sie sich aus dem Griff von Anata, lächelte freundlich und ging weiter.
Die Technikerin wollte ihr folgen, doch dann überlegte sie es sich anders und wandte sich den Häusern zu. Sie hatten weiße Wände, die im Licht der Sonne hell leuchteten. Fenster und Türen standen offen.
Verblüfft beobachtete Anata, daß die Menschen, die unter dem Einfluß des Philosophen im Kreis herum liefen, sich nicht von ihrem Kurs abbringen ließen.
Als die Häuser ihnen den Weg versperrten, hätten sie eigentlich ausweichen müssen.
Doch das ließen nur einige von ihnen zu.
Die meisten schritten quer durch die Häuser hindurch, stiegen auf der einen Seite durch die Fenster hinein und kletterten auf der anderen Seite durch Fenster wieder heraus.
Einigen war selbst das zu ungenau. Sie krochen an den Wänden der Häuser hoch und über die Dächer hinweg.
Anata ging zu einem Mann hin, der sich vom Dach hatte fallen lassen und seinen Weg nun fortsetzte.
„Moment mal!" rief sie und baute sich provozierend vor ihm auf. Sie wollte ihn nicht vorbei lassen.
Doch er war kräftig.
Ohne sie anzusehen oder sich irritieren zu lassen, stieß er sie zur Seite, so daß sie das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte.
Ärgerlich sprang sie wieder auf.
„So nicht, mein Freund", sagte sie. „Du sollst mir erklären, warum du über das Dach geklettert bist. Was veranlaßt dich zu solchem Unsinn?"
Erschrocken bemerkte sie, daß eine Puffotter im Gras lag. Der Mann ging genau auf sie zu, und er war barfuß.
Doch als es schon so aussah, als komme es zu einer tödlichen Begegnung mit der überaus giftigen Schlange, flüchtete diese plötzlich vor ihm in ein Erdloch und verschwand.
Unbeirrbar setzte er seinen Weg fort.
Anata wandte sich noch einigen anderen Männern und Frauen zu und versuchte, mit ihnen zu reden, doch vergeblich.
Wer sich innerhalb der Einflußsphäre des Philosophen bewegte, war nicht in der Lage, frei mit ihr zu sprechen.
Wer außerhalb des kreisförmigen Gebietes war, erklärte, er habe die Lehren des Philosophen gelebt, ohne sich äußern zu können, was damit gemeint war.
„Es ist sinnlos", resignierte Anata. „Das bringt überhaupt nichts. Sie wissen nicht, was sie tun."
„Du hast recht", versetzte Atlan. „Komm!"
Sie kehrten in das Beiboot zurück und starteten, um ihre Untersuchungen aus der Vogelperspektive fortzusetzen.
Als sie etwa fünf Kilometer hoch gestiegen waren, verankerte der Arkonide das Beiboot auf einer stationären Position.
„Wie lange wollen wir noch warten?" fragte die
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