1848 - Wir jagten die rote Hexe
mich?«
»Das weiß ich nicht.«
»Ich würde dich gern besuchen.«
Jane lachte. »Und dann?«
»Gern mit dir reden.«
»Hm.« Jane Collins tat, als müsste sie nachdenken. »Was willst du denn mit mir reden? Ich kenne dich nicht. Du kennst mich auch nicht, nehme ich mal an.«
»Das ist ein Irrtum.«
»Ach, dann kläre mich auf.«
»Wir haben uns schon gesehen, und dabei ist mir aufgefallen, dass wir doch nicht so völlig verschieden sind.«
Jane spielte die Überraschte. »Oh, das ist mir neu.«
»Wusste ich. Und deshalb möchte ich unsere Bekanntschaft intensivieren, sage ich mal.«
»Und wie?«
»Ganz einfach, ich werde zu dir kommen.«
»Gut. Und wann?«
»Bist du allein?«
»Klar.«
»Dann werde ich in ein paar Minuten bei dir sein.«
»Wie schön«, erklärte Jane sarkastisch. »Und was soll das genau werden? Wie geht es dann weiter?«
»Das werden wir sehen. Stimmst du zu oder nicht?«
»Ja, du kannst kommen.«
»Danke, Schwester.«
Mehr hörte Jane Collins nicht. Das brauchte sie auch nicht, denn sie hatte sehr gut zugehört. Besonders der letzte Satz hatte ihr einiges mitgegeben. Wer so redete, der hatte genau gewusst, was dahintersteckte. Als Schwester war sie bezeichnet worden. Deshalb konnte es gut sein, dass die andere Seite die latente Hexenkraft in ihr gespürt hatte.
Sie wollte kommen.
Und sie würde recht schnell bei ihr sein, daran glaubte die Detektivin sicher.
Jane wollte die Rothaarige nicht abwimmeln, sondern weiterhin mitmischen, aber sie wollte etwas anderes tun. Sich eine gewisse Sicherheit verschaffen, und deshalb rief sie ihren Freund John Sinclair an, den sie im Büro vermutete, und sie hoffte stark, dass er sich meldete …
***
Ich war wieder im Büro. Von Jane hatte ich mich nicht bis vor die Tür fahren lassen, sondern war noch drei Stationen mit der U-Bahn gefahren und freute mich auf einen guten Kaffee. Von der U-Bahn aus hatte ich angerufen, und da ich auch etwas Hunger hatte, nahm ich mir ein Fast-Food-Essen mit. Es war ein Baguette belegt mit Lachs, Ei und Salat. Es würde als Lunch reichen.
Der Kaffee war frisch, aber Glenda befand sich nicht im Büro. Sie war mit einer Kollegin shoppen, wie mir Suko erzählte, der die Stellung hielt und mir zunickte, als ich mein Sandwich auspackte.
»Hast du auch an einen armen Hungrigen wie mich gedacht?«
»In diesem Fall nicht, aber ich kann dir die Hälfte des Baguette geben, lang genug ist es ja.«
»Nein, das ist nicht nötig.«
Ich kannte Suko und fragte: »Willst du ein Stück?«
Er drehte sich auf dem Stuhl um. »Na ja, wenn du es so siehst und bevor ich mich schlagen lasse …«
»Ich weiß, dann hilfst du mir.«
»So ist es.«
Suko bekam fast die Hälfte und beschwerte sich auch nicht. Ich trank noch Kaffee dazu, und es hätte mir richtig gut gehen können, wären nicht die Probleme des Morgens gewesen.
»Wie ist es euch ergangen?«, wollte Suko wissen.
Ich winkte ab. »Wir haben keine Probleme gehabt, aber es ist auch nichts dabei herausgekommen.«
»Das ist schlecht.«
»Nun ja, wir haben noch Zeit.«
»Dann meinst du, dass es weitergeht?«
Ich nickte und schluckte dabei. »Ja, das meine ich. Das meine ich sogar sehr deutlich.«
»Und wer sorgt dafür?«
»Die andere Seite. Das muss sie einfach.«
»Wieso?«
»Weil zu viel schiefgegangen ist. Es muss wieder etwas gerade gebogen werden.«
»Weißt du schon, was?«
Ich kaute und schüttelte den Kopf. Erst als ich geschluckt hatte, bekam Suko von mir eine Antwort. »Ich denke, dass ich noch heute weitermachen kann.«
»Ehrlich?«
»Ja.« Endlich war auch das letzte Stück in meinem Mund verschwunden. Und ich trank auch den letzten Schluck Kaffee. Jetzt ging es mir besser. Dann sagte ich: »Wir sollten nicht alles auf uns beide beziehen, Suko. Es kann durchaus noch ein Joker mitmischen.«
»Wen meinst du?«
»Jane Collins.«
»Okay, dann bin ich gespannt.«
Das konnten wir beide sein, denn jetzt meldete sich das Telefon. »Ist für dich«, sagte Suko.
»Woher weißt du das?«
»Intuition.«
»Aha.« Ich nahm den Hörer und musste mich nicht melden, denn ich hörte Janes Stimme.
»John, es ist gut, dass ich dich habe.«
»Okay, was gibt es?«
»Ich hatte einen Anruf.«
»Und?«
»Es war die Rothaarige. Diejenige, die mich umbringen wollte. Davon hat sie nichts mehr gesagt. Ganz im Gegenteil. Sie war überaus freundlich.«
»Das ist stark. Hat sie einen Grund gesagt?«
»Nicht direkt, John. Ich nehme aber an, dass sie etwas
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