1849 - Der Unheilbringer
gab. »Sie hat sich einen Schluck von ihrem Blut gegönnt. Angebissen, kann man auch dazu sagen.«
Suko schnaufte. »Dann ist er ja zu …«
»Nein, noch nicht. Es war praktisch ein Anbeißen und nicht mehr. Eine Vorspeise.«
Suko nickte. »Dann sollten wir ihr das Hauptgericht verderben.«
»Wir werden es zumindest versuchen. Dazu gehört, dass wir getrennt marschieren. Ich fahre mit meinem Wagen vor. Sie muss den BMW nicht sehen.«
»Alles klar.«
Wir klatschten uns noch ab und fuhren los. Suko blieb hinter mir, aber nur für einen Moment. Dann sah ich ihn nicht mehr …
***
Timmy Burke lag auf dem Boden und spürte, dass nichts mehr so war wie sonst. Er sah zwar noch normal aus, aber da gab es die Wunde an seinem Hals, die ihm zu schaffen machte. Dort war er gebissen worden. Zwei Vampirzähne hatten in sein Fleisch gehackt, und dann hatte die Blonde sein Blut getrunken.
Das war es, was er nicht verkraften konnte. Denn hier war etwas geschehen, das nicht in sein Leben passte. Gerade er, der Sohn eines Pastors, wusste sehr gut, dass es viel Gutes im Leben gab, aber auch jede Menge Schlechtes.
Er sagte nichts. Kein Fluch, keine Verwünschung, wohl mal ein leises Stöhnen war von ihm zu hören. Und dort, wo die Blonde ihn gebissen hatte, waren zwei rote Punkte zurückgeblieben.
Gebissen! Und nicht nur einfach gebissen, sondern auch angesaugt. Diese weibliche Person hatte sein Blut getrunken, und es hatte ihr sogar gemundet. Das war nicht nur mit ihm passiert, auch Lilly hatte es erwischt. Er wusste nicht, was mit ihr geschehen war, und er hoffte nur, dass sie noch lebte.
Er war schwach. Er glaubte nicht, dass er viel Blut verloren hatte. Und doch fühlte er sich anders. Das wenige verlorene Blut hatte für eine Schwäche gesorgt, unter der er zu leiden hatte. Er ging davon aus, dass es seiner Freundin Lilly nicht anders ergangen war.
Aber darauf wollte er sich nicht verlassen. Es gab noch eine andere Alternative, die ihm zwar nicht passte, die ihm aber nicht aus dem Kopf gehen wollte.
Was war, wenn es Lilly voll erwischt hatte?
Das war gar nicht so abwegig. Er fühlte sich schlecht, aber noch immer als Mensch und nicht als Vampir. Wie das bei Lilly aussah, das wusste er nicht.
Dabei hatte er immer gedacht, Vampire gehörten in die Bücher oder in die TV-Serien. Aber das war nicht so. Es gab sie auch in der Realität, denn er war von einem Vampir angefallen worden. Nein, nicht von einem männlichen, sondern von einem weiblichen Vampir. Von einer regelrechten Schönheit, auf die fast jeder Mann hereinfiel.
Sie hatte von seinem Blut getrunken. Sie hatte ihn nicht geleert, aber es hatte ihr sehr gemundet, und das sicherlich nicht nur bei ihm, sondern auch bei Lilly.
Ja, da waren seine Gedanken wieder bei ihr. Gemeinsam waren sie losgegangen, und gemeinsam hatte es sie erwischt. Aber wie ging es weiter? Klar war nur, dass die Blonde zurückkehren würde, um den Rest ihres Blutes zu trinken.
Aber wo steckte sie?
Er sah sie nicht. Er hörte sie nicht. Also hielt sie sich nicht in seiner Nähe auf. Das sah er schon mal als einen Vorteil an.
Timmy Burke gab sich einen Ruck. Er war jung, er wollte keine Schwäche zeigen, denn so schlimm war der Blutverlust nicht. Er wollte hoch und sehen, was sich tat.
Wo war Lilly?
Noch saß er und hatte sich auch nicht umgedreht, sodass er nur in eine Richtung schaute. Aber dann traf sein Blick die Couch, und er sah auch die Beine, die an der Seite darüber hinweg ragten.
Zugleich zuckte der Schreck durch seinen Körper, denn er sah, dass sich die Beine nicht bewegten. Sie lagen einfach nur starr da, als wäre überhaupt kein Leben mehr in ihnen. Das machte dem Jungen eine wahnsinnige Angst.
Wenn Lilly zu einem Vampir gemacht worden war, was würde passieren, wenn sie erwachte?
Daran wollte er lieber nicht denken, aber er wollte eine Antwort haben, und die konnte ihm nur Lilly geben. Egal, auf welche Art und Weise.
Timmy Burke erreichte auf allen vieren die Couch, auf der seine Freundin lag. An der Sitzfläche stützte er sich ab, kam aber nicht hoch, sondern rutschte so weit vor, bis er sich mit dem Gesicht des Mädchens auf gleicher Höhe befand.
Er sah den Hals. Auch das Blut dort, das an der Haut klebte und eine dünne Kruste gebildet hatte. Die Bisswunde selbst bekam er nicht zu sehen, sie befand sich an der anderen Halsseite.
Lillys Gesicht sah recht friedlich aus. Da war nichts verzerrt, da standen auch keine Augen offen. Was den Jungen irritierte, war,
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