185 - Die drei Gesichter des Todes
Mr. Silver würde als Verstärkung reichen, doch Mago hatte ihnen die weiße Hexe im Handumdrehen abgejagt.
Sie hatten nicht einmal den Versuch unternehmen können, ihn daran zu hindern. Was nun? Wohin hatte der Schwarzmagier das Mädchen verschleppt.
Auch der Parapsychologe dachte an Yuums Auge, auch seine ganze Hoffnung klammerte sich an diese einmalige Einrichtung. Außerdem mußte er Daryl Crenna informieren.
Die Freunde machten sich wahrscheinlich schon Sorgen, weil er und Chrysa so lange auf sich warten ließen. Er rief den »Weißen Kreis« an und erfuhr, daß Mr. Silver bereits dagewesen war.
Daryl Crenna alias Pakka-dee wußte schon, was passiert war, und Lance Selby erfuhr von ihm, daß diesmal von Yuums Auge nichts zu erfahren war.
Niedergeschlagen legte Professor Selby auf.
Er trat vor den großen Wandspiegel und betrachtete sein Spiegelbild. »Du hast versagt. Sie hat bei dir Schutz gesucht, doch den konntest du ihr nicht bieten.«
Mit dem Spiegel geschah etwas!
Das Glas wurde »unruhig«, es bewegte sich wie Wasser, in den man einen Stein geworfen hat. Lances Gesicht begann sich mit einemmal zu verändern.
Seine Haut verfärbte sich, wurde granitgrau, die Ohren wurden länger und liefen oben spitz zu. Aus dem Spiegel schaute ihm nicht mehr Lance Selby, sondern Mago entgegen!
Er starrte diese graue Fratze verhaßt an. Ihm war klar, daß er dem Schwarzmagier jetzt nichts anhaben konnte. Mago befand sich nicht wirklich vor ihm.
Aber der Jäger der abtrünnigen Hexen konte zu ihm sprechen!
»Ihr habt euch nicht besonders geschickt angestellt!« höhnte Mago.
Wut funkelte in Lance Selbys Augen. »Sag mir, wo du bist! Ich will dir deinen verdammten Hals umdrehen!«
»Wofür hältst du dich?« lispelte der Schwarzmagier. »Denkst du im Ernst, mir das Wasser reichen zu können?«
»Ich würde dir nur zu gern beweisen, daß du nicht zu stark für mich bist!« knurrte der Parapsychologe.
Mago grinste. »Ich habe nichts dagegen.«
»Wo ist Chrysa?«
»Sie ist bei mir.«
»Was hast du ihr angetan? Lebt sie noch?« wollte Lance Selby wissen.
»Sie lebt, aber sie leidet.«
»Du Bastard!«
»Sie ist eine abtrünnige Hexe. Es ist meine Aufgabe, sie zu bestrafen.«
»Laß uns um sie kämpfen!« verlangte der Parapsychologe leidenschaftlich. »Gewinne ich, ist sie frei, verliere ich, hast du uns beide.«
Mago lachte. »Du scheinst Gedanken lesen zu können. Genau das wollte ich dir vorschlagen.«
»Wohin soll ich kommen?« fragte Lance Selby sofort.
Der Schwarzmagier sagte es ihm, und einen Augenblick später sah der Parapsychologe wieder sich selbst im Spiegel. Die Kraft, über die Mago ihm seine Botschaft zukommen ließ, hatte sich zurückgezogen.
***
John Fairchild wohnte in Maida Vale. Er war Bankangestellter und Hobby-Fotograf. Mit zwei Kameras war er in seiner Freizeit ständig auf Motivsuche.
Er sah die Welt nach Dienstschluß und an den Wochenenden nur durch den Sucher, befaßte sich mit Blendeneinstellungen, Brennweiten, Tiefenschärfen und Belichtungszeiten. Er machte Schnappschüsse, hielt das tägliche Leben um sich herum im Bild fest, fotografierte Käfer, zerbeulte Bierdosen, den Inhalt eines Mistkübels… Seinem fotografischen Treiben waren so gut wie keine Grenzen gesetzt.
Als er auf seinem Spaziergang an jenem Schrottplatz vorbeikam, den Mago für seine Zwecke ausgewählt hatte, überlegte Fairchild - ein rothaariger junger Mann mit vielen lustigen Sommersprossen auf der Nase -, wie sich wohl Aufnahmen von den aufgeschichteten Autowracks machen würden.
Damit ließ sich die Vergänglichkeit alles dessen, was von Menschenhand geschaffen wurde, deutlich zum Ausdruck bringen. Gestern noch der chromblitzende Stolz einer ganzen Familie -gekauft um sehr viel schwer verdientes Geld -, heute verbeult, rostig, schäbig und wertlos auf diesem Haufen, Er schoß die ersten Fotos durch den Maschendrahtzaun, der das Areal einfriedete, wollte dann aber näher an die rostige »Pracht« heran und überkletterte deshalb kurzerhand den Zaun.
Die Sonne stand günstig, warf scharf konturierte Schatten in die Knitter der Karosserien, Licht-Schatten-Kontraste waren dem Hobby-Fotografen sehr wichtig.
Um sie optimal in die Linse zu bekommen, stieg er auf einen alten, liegenden Kühlschrank und hob die Spiegelreflexkamera mit dem Teleobjektiv vors Auge.
Er stellte die Schärfe ein und drückte auf den Auslöser. Die Kamera blieb vor seinem Auge. Er verwendete das lange Objektiv wie ein Fernrohr,
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