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185 - Ein Albtraum erwacht

185 - Ein Albtraum erwacht

Titel: 185 - Ein Albtraum erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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fragte Aluur verwundert.
    »Du bist ein anständiger Kerl, und du magst mich. Ich vertraue dir«, sagte sie leichthin, als wäre damit alles erklärt.
    Kurz darauf verkündete leises Schnarchen, dass Aruula eingeschlafen war.
    Sie hatte Recht. Er war ein anständiger Kerl.
    Leider.
    5.
    Trotz der unbequemen Liegestätte erwachte Aruula am nächsten Morgen ausgeruht und gestärkt.
    Die Instinkte waren wieder da. Sie hatte dem Jungen blindlings vertraut, weil sie wusste, dass er sie nicht verraten würde.
    Auch ihr Verstand war wiedererwacht. Sie sah ihre Umgebung mit ganz anderen Augen als noch gestern. Alles erschien der Barbarin deutlicher und schärfer. Dinge, über die sie während der letzten Tage schwerfällig gegrübelt hatte, erschienen ihr plötzlich selbstverständlich.
    Der Junge starrte sie an. Er sah so aus, als hätte er die ganze Nacht kein Auge zugetan.
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte Aruula, während sie sich streckte.
    »Aluur.«
    Mühsam erhob sie sich. Erst jetzt fühlte sie das Rütteln und Ruckeln des Gefährts. Letzte Nacht hatte sie sich nicht weiter um den Wagenzug gekümmert, auf den sie aufgesprungen war.
    Er musste lang sein; länger als jedes Fahrzeug, das sie bislang gesehen hatte.
    »Gut. Aluur also. Bevor wir deinen Vater suchen, möchte ich, dass du mir ein wenig über OZZ erzählst.« Sie setzte ein freundliches Lächeln auf. Der Bursche, dessen Gesicht bislang mürrisch und verschlossen gewirkt hatte, taute augenblicklich auf und grinste zurück.
    Er stand an der Grenze zum Erwachsenwerden.
    Bewundernde, verwirrte, aber auch gierige Blicke wanderten über ihren Körper. Der Junge wusste wohl nicht so recht, wie er die Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte, einordnen sollte.
    »Du hast tatsächlich noch nie etwas über Roodtrens gehört?«, fragte Aluur kopfschüttelnd.
    Sie verneinte. »Ich komme aus einem Land, das sich jenseits des Großen Wassers befindet«, sagte sie.
    »Jenseits des Großen Wassers?« Er riss die Augen weit auf.
    »Ich hörte in der letzten Zeit öfters, dass Menschen aus anderen Weltkreisen nach Ausala gekommen wären. Sie seien auf einer Suche, so sagte man mir…«
    »Stimmt.« Aruula dachte an all die anderen Geistleser, denen sie während ihrer langen Reise hierher begegnet war.
    Der brennende Felsen rief sie alle. Dieser gewaltige Riese, der sich deutlich in ihr Gedächtnis geprägt hatte…
    »Es gibt viele wie mich«, sagte sie leise. »Ich werde dir bei Gelegenheit davon erzählen. Zuerst aber bist du dran, meine Fragen zu beantworten.« Aluur nickte. Ihr Versprechen schien ihm zu reichen.
    Er deutete durch einen Spalt im Holzverschlag aufs umliegende Land. »Ausala ist so groß, dass man sagt, sogar die Götter hätten Angst, sich hier zu verlaufen.« Stolz klang in seiner Stimme durch. »Meine Vorväter allerdings ließen sich von derlei Aberglauben nicht entmutigen. Schon bald, nachdem die Welt in Dunkelheit versunken war, suchten sie Wege, um die großen Distanzen zwischen den bewohnten Küstengebieten im Norden und Süden so rasch wie möglich zu überbrücken. Schließlich sind große Teile des Landesinneren nicht oder kaum bewohnbar. Selbst die Anangu fürchten die Gluthitze der zentralen Wüsten.«
    Aruula betrachtete den jungen Mann eingehend. Er besaß bronzefarbene Haut. Aluurs Erbe war eine Mischung aus Anangu und Weißen…
    »Du bist weder hell- noch dunkelhäutig« , sagte sie schließlich vorsichtig. »Sind alle Menschen hier an Bord von OZZ wie du?«
    »Nein.« Missmutig schleuderte Aluur einen Fetzen in die Ecke des mit Holz voll gepackten Wagens. »Ich bin… anders.«
    »Und deswegen gibt’s diese Probleme mit dem Rabbadaag?«
    »So ist es.« Verblüfft sah er sie an. Es wunderte ihn sichtlich, dass sie so rasch die richtigen Schlüsse gezogen hatte. Zögernd fuhr er dann fort: »Meine Mutter war eine Anangu. Man erzählt, dass er sie gewaltsam genommen hätte. Bereits wenige Monate nach ihrer Niederkunft ließ er sie fortjagen.«
    Aluur hatte sich vollkommen unter Kontrolle. Er wirkte so, als schilderte er das Schicksal eines Fremden und nicht sein eigenes. Vielleicht versuchte er sich so von seinem Erbe zu distanzieren. Hätte Aruula gewusst, dass Mischlinge in Ausala nicht gern gesehen waren, hätte ihr Aluurs Reserviertheit mehr als eingeleuchtet.
    »Rabbadaag herrscht seit zwanzig Jahren über OZZ«, fuhr er fort. »Er ist weder intelligent, noch kann er mit Menschen umgehen, und er trifft immer wieder falsche

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