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1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

Titel: 1851 - Dreizehn Seelen für den Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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unserer misslichen Lage änderte das zwar nichts, aber es beruhigte mich ein wenig, dass es ihr besser zu gehen schien.
    Immer noch hatte sie sich in meine Armbeuge gekuschelt. Sie lag so ruhig, dass ich dachte, sie sei eingeschlafen. Ich bemühte mich deshalb, möglichst ruhig sitzenzubleiben, um sie nicht wieder aufzuwecken.
    Die Zeit nutzte ich, um über eventuelle Fluchtmöglichkeiten nachzudenken. Noch war mir kein Geistesblitz gekommen, aber ich hoffte, dass sich dies schleunigst ändern würde.
    »Wer bist du, John?«, hörte ich eine neugierige Stimme und stellte gleich darauf fest, dass Susan mitnichten schlief. Aus großen, dunklen Augen sah sie zu mir hoch. Ein unergründlicher Ausdruck stand in ihrem Blick zu lesen.
    »Das weißt du doch schon«, antwortete ich freundlich. »Oberinspektor bei Scotland Yard. Ich komme aus London.«
    Die trockene Antwort schien Susan nicht eben zufriedenzustellen, aber was hätte ich ihr schon anderes sagen sollen? Etwa dass ich der Sohn des Lichts war und die Berufung hatte, die Mächte der Finsternis zu bekämpfen? Das wäre wahrscheinlich etwas zuviel des Guten gewesen.
    »Dein Kreuz«, lispelte Susan. »Die Hexe hat sich die Hand daran verbrannt.«
    Ich nickte langsam. Susan hatte mir bereits erzählt, was während meiner Bewusstlosigkeit geschehen war. »Natürlich hat sie das«, gab ich zurück. »Sie ist eine Kreatur des Bösen. Das Kreuz stößt sie ab.«
    Die Blondine runzelte die Stirn. Auch diese Antwort schien sie nicht gerade zu befriedigen. Ich verspürte jedoch nicht das Bedürfnis, zu einem längeren Monolog über die Geheimnisse meines Kreuzes auszuholen. Dass es sich bei dem Schmuckstück um die ultimate Waffe gegen Dämonen und Höllenkreaturen handelte, machte es zu einem unglaublich wertvollen Artefakt für mich.
    Plötzlich presste Susan ihren bebenden, warmen Körper enger an mich.
    »Du willst nicht über dich reden«, stellte sie fest. Der Schmelz in ihrer Stimme sollte wohl romantisch klingen, aber nach derlei Dingen stand mir gerade nicht der Sinn.
    »Es gibt interessantere Themen«, antwortete ich trocken und versuchte etwas auf Abstand zu gehen.
    »Nicht für mich«, ließ Susan wissen. Sofort rückte sie wieder an mich. »Du könntest alles von mir haben, wenn du mir verrätst, wer du bist. Wirklich alles …«
    Die Art, wie sie das letzte Wort betonte, gab mir eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie weit sie zu gehen bereit war.
    Tatsächlich beugte sie sich blitzschnell vor, um mich zu küssen. Ihre Bewegung kam zu schnell und ließ mir keine Möglichkeit, angemessen darauf zu reagieren. Schon presste sie ihre heißen, roten Lippen auf die meinen. Ihre Zunge drang in meinen Mund ein. Plötzlich waren Susans Hände überall auf mir.
    Sanft aber bestimmt ergriff ich ihre Oberarme und drückte sie vorsichtig von mir weg.
    Ungläubig blickte sie mich an.
    »Du willst mich nicht?«, fragte Susan. Offenbar konnte sie es kaum fassen.
    »Nicht jetzt, nicht hier«, antwortete ich. Ich wollte sie nicht kränken, aber irgendetwas an ihrem überdrehten Verhalten kam mir merkwürdig vor.
    »Ich muss alles von dir wissen«, erklärte Susan. »Egal zu welchem Preis!«
    Ich holte tief Luft und rückte abermals ein Stück von ihr weg. Dabei musterte ich sie eingehend. Die blauen Augen der Blondine schienen mir eine Spur dunkler geworden zu sein. Plötzlich hatte ich eine vage Ahnung, was hier gerade vorging.
    »Das bist nicht du, die dort spricht«, erklärte ich mit fester Stimme. Ich fasste die junge Frau an den Schultern und schüttelte sie ordentlich. Das nutzte nicht viel, wie sich zeigte. Im Gegenteil, es schien sie nur noch mehr aufzubringen.
    »Ich dachte, ich könnte dich auf eine für uns beide angenehme Weise dazu bringen, dein Wissen preiszugeben«, sagte Susan. Es klang fast betrübt. Dennoch schwang ein bösartiger Unterton in den Worten mit.
    Langsam stand ich auf. »Mein Wissen ist da, wo es gerade ist, ganz gut aufgehoben«, antwortete ich trocken.
    Allmählich wurde mir klar, wie gefährlich meine Gegnerin eigentlich war. Schließlich hatte sie offenbar es im Alleingang geschafft, das ganze Dorf unter ihre Kontrolle zu bringen.
    Und jetzt auch noch Susan.
    Ich zweifelte keine Minute daran, dass sie auf magische Weise vom Körper der Frau Besitz ergriffen hatte oder sich ihrer in irgendeiner Form bediente.
    Das machte Susan gefährlich. Wenn die Hexe entschied, mich anzugreifen, würde sie das tun. Und zwar ohne Rücksicht auf das eigene

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