1851 - In die TraumsphÀre
ließ die Zellaktivatorträger sofort zu sich bringen - in einen kleinen Besprechungsraum, in dem sie die Besucher zunächst allein empfing.
Den Wissenschaftler Myles Kantor kannte sie bereits persönlich, Mila und Nadja Vandemar sowieso, Atlan hatte sie als Holo gesehen - aber Dao-Lin-H’ay erregte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie musterte die Kartanin unverhohlen neugierig mit deutlich aufgeblähtem Nas-Organ.
Nach den Blues war dieses Katzenwesen ein zweites interessantes Beispiel für die Vielfalt an Lebensformen, die dort draußen lebten, weit von Trokan entfernt. Außerdem spürte sie bei Dao-Lin-H’ay etwas Ungewöhnliches, so etwas Ähnliches wie eine Psi-Gabe, allerdings nicht so stark ausgeprägt wie bei den Zwillingen.
„Ich besitze stark verkümmerte Reste von telepathischen Fähigkeiten", gab die Kartanin auf Caljono Yais Frage hinzu. „Das ist aber kaum mehr der Rede wert und mir allein selten dienlich, außer in extremen Situationen oder bei einer gewissen Affinität. Oder wenn der Impuls von einer anderen Psi-Macht sehr stark ist."
„Dann gibt es also bei jedem Volk Psi oder Esper?" fragte Caljono Yai.
„Nahezu", antwortete Nadja. „Bei manchen ist es natürlich, wie bei euch, und bei anderen eine Mutation. Dao-Lin wird euch aber bei den Gebeten keine Unterstützung geben können."
Das brachte die junge Mahnerin wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
„Ihr müßt entschuldigen, daß ich allein mit euch spreche, aber die anderen haben viel zu tun, und dann müssen wir wieder ruhen und Kräfte schöpfen. Es ist schon sehr spät, und wir haben den ganzen Tag mit Schimbaa gearbeitet."
Sie berichtete ausführlich, was in den Tagen zwischen dem ersten und dem zweiten Funkgespräch geschehen war.
„Nach dem ersten Erfolg, das Fenster zu öffnen", faßte sie schließlich zusammen, „haben wir weitergemacht, aber es ist immer wieder in sich zusammengestürzt. Unsere Kräfte reichen einfach nicht aus, um Schimbaa auf Dauer zu manifestieren und das Fenster offenzuhalten. Es ist sehr anstrengend für uns, und es wird allmählich auch zu gefährlich. Selbst die Stärkeren unter uns spüren die Kraft des Soges, und es gibt jedesmal mehr Tote und viele hundert Bewußtlose. Ohne euch können wir nicht mehr weitermachen."
Caljono Yai erhob sich plötzlich.
„Ich bitte euch jetzt, auch mich zu entschuldigen", sagte sie. „Ich habe euch alles berichtet, und ich kann mir denken, daß es für euch viel zu bereden gibt. Eure Überlegungen könnt ihr mir dann morgen mitteilen. Aber ich bin jetzt sehr müde, und ich brauche Schlaf. Ich bin sehr froh, daß ihr gekommen seid. Wenn ihr etwas braucht, eine Schlafgelegenheit oder etwas zu essen, dann wendet euch bitte an die beiden Herreach im Raum nebenan, sie werden für euch sorgen. Gute Nacht."
*
Die fünf Zellaktivatorträger blieben zurück.
„Eines scheint festzustehen", sagte Atlan. „Wir haben bisher angenommen, daß die Herreach auf eine gewisse Weise den Einfloß des Philosophen zu spüren bekommen haben, wenngleich nicht mit so katastrophalen Folgen wie unsere Leute. Tatsächlich aber haben sie den Zugang zur Traumblase gefunden. Sie haben die Existenz dieser Sphäre gespürt und als Bedrohung erkannt, die sich sogar bis in ihr Unterbewußtsein auswirkte."
„Die Schaffung des Strukturrisses läßt darauf schließen", stimmte Mila Vandemar zu.
„Das von den Philosophen initiierte Bauwerk ist also wirklich eine Sphäre in einer anderen, höher gelagerten Dimension", fuhr Nadja fort. „Damit werden die Lehren des Philosophen klar verständlich und die verschlüsselten Aussagen damals von Anita und George. Wir haben ja festgestellt, daß der Philosoph sich gleichzeitig in zwei Räumen aufhält - halbstofflich in unserem Einsteinuniversum und zum anderen Teil in der Traumblase, wie du sie nennst, die wahrscheinlich alle 52 Philosophen gemeinsam erschaffen haben."
„Damit ist wahrscheinlich ein weiteres Rätsel gelöst", setzte Atlan die Vermutungen fort. „Durch eine für uns unzugängliche Passage ist seinerzeit wohl das riesige Gliederschiff der Tolkander, das uns beinahe auf den Kopf gefallen wäre, dort hineingeflogen und damit aus unserer Dimension so abrupt und spurlos verschwunden."
„Dann gibt es also im Grunde nur noch eines", meldete sich Dao-Lin-H’ay zu Wort. „Wir müssen hinein. Nur dort können wir herausfinden, was dieses Dimensionsbauwerk tatsächlich darstellt. Und ich denke auch, daß wir nur dort
Weitere Kostenlose Bücher