1851 - In die TraumsphÀre
haben. Wenn ich da nur an Gucky denke ..."
Homer runzelte leicht die Stirn. „Ich kann dich also nicht umstimmen?"
„Auf gar keinen Fall."
„Dann, um Himmels willen, gebt auch auf euch acht! Ich habe wirklich keine Lust, der letzte verbliebene Unsterbliche zu sein, auf einem Schiff voller malbesessener Kinder eingesperrt."
„Ganz so schlimm ist es doch nicht, denke ich. Immerhin befindet sich die GILGAMESCH außerhalb des Einflusses, und deine sogenannten Kinder dürften derzeit als geheilt gelten."
„Nun, im Moment, das ist wahr. Aber wenn ich mal zu einem Noteinsatz gezwungen sein sollte, wird aus dieser Vorstellung schnell Realität."
Der Arkonide schmunzelte. „Alles Gute, alter Freund."
*
„Wollen wir wirklich gleich schlafen?" fragte Mila ihre Schwester, nachdem sie in ein Zimmer mit zwei Betten gebracht worden waren. Mißtrauisch betrachtete die Mutantin die schmalen, unbequemen Liegen.
„Ja", sagte Nadja und gähnte herzhaft. „Ich weiß ganz genau, daß du mich am liebsten jetzt noch stundenlang mit Konzentrationsübungen quälen würdest. Aber dazu habe ich absolut keine Lust, und ich sehe auch die Notwendigkeit nicht ein."
„Na schön." Mila durchforstete ihre mitgeführte Ausrüstung und kontrollierte den SERUN. „Diesmal wird es ja wohl nicht so schlimm werden. Zum einen werden wir keine fürchterlichen Visionen zu sehen bekommen, zum anderen ist unsere Aufgabe klar definiert. Wir begeben uns nicht ins Blaue hinein, sondern verstärken lediglich die Trance der Herreach. Wir müssen das Fenster offenhalten, damit unsere Freunde hindurchkönnen."
„Tja, aber unsere Freunde erwarten doch sicherlich von uns, daß wir zuerst einen Blick auf die andere Seite werfen, bevor sie hindurchgehen."
„Da werden wir sie eben enttäuschen müssen, wenn unsere Kraft dafür nicht reichen sollte", sagte Mila entschieden. „Ich werde mich keineswegs noch einmal derart verausgaben, daß ich umfalle. Der Schreck vom letzten Mal hier auf Trokan sitzt mir noch in den Knochen. Sie werden das Risiko eingehen müssen, es ist nicht zu ändern. Für alles können wir nicht vorsorgen."
Nadja lachte leise. „Außer, wenn uns die Neugier packt, nicht wahr?"
„Man ist nicht über jede Schwäche erhaben." Mila schmunzelte zurück. Sie streckte sich auf der Liege aus. „Wir sollten jetzt trotzdem schlafen, Nadja, wenn du schon keine Vorbereitungen mehr treffen willst." Sie seufzte. „Auch wenn uns morgen der Rücken abbrechen mag."
„Zu Befehl. Ich schlafe schon."
Kurz darauf zeigte Nadjas tiefer, regelmäßiger Atem an, daß sie tatsächlich eingeschlummert war. Mila brauchte noch ein bißchen länger; sie bereitete sich in Gedanken allein auf die Aufgabe vor.
Im Vergleich zu dem Marathon am Fuß des Kilimandscharo sollte dies wirklich ein Spaziergang werden. Allein aus diesem Grund war sie schon froh und sehr zuversichtlich.
Caljono Yai persönlich weckte die Schwestern am nächsten Morgen.
„Ich wollte noch ein wenig mit euch allein sprechen, bevor wir zu den anderen gehen", begann sie.
Die Gäa-Geborenen hatten nichts dagegen; sie waren selbst neugierig über die Entwicklung der letzten Monate.
„Ja, euch ist vielleicht beim Anflug aufgefallen, daß unsere Welt langsam grün wird", sagte die junge Mahnerin während des gemeinsamen Frühstücks. „Dank der anpassungsfähigen Pflanzen, die uns die Terraner gebracht haben, konnten wir schon die erste Ernte einholen, und so sind wir nicht mehr ganz von der Liga Freier Terraner abhängig. Wir gewöhnen uns zusehends an den Wechsel von Hell und Dunkel."
„Herreach gewöhnen sich außerordentlich schnell an Umstellungen", bemerkte Mila.
„Das ist richtig, und manchmal wundert es mich sehr. Allerdings verändern wir uns auch. Unsere Empfindungen gehen nun tiefer, und es liegt uns etwas daran, unsere Welt lebenswert zu gestalten. Selbst Presto Go hat das eingesehen - und es sofort aktiv umgewandelt, indem sie die technischen Errungenschaften der Terraner ausnutzt."
„Wie hat sie sich eigentlich dazu gestellt, daß du uns um Hilfe gebeten hast?" wollte Nadja wissen.
„Sie hat es mir nicht verwehrt." Caljono Yai sah Nadja offen in die Augen. Ihre lang geschlitzten, leuchtendgrünen Augen wirkten immer noch fremd auf die Menschen. „Presto Go hatte schon immer ein klares Gespür für die wirklich wichtigen Dinge. Sie läßt ihre persönlichen Gefühle nicht überwiegen, wenn das ganze Volk bedroht ist. Das Volk ist ihr wichtiger als
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