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1854 - Ein Bote Thoregons

Titel: 1854 - Ein Bote Thoregons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Galornen.
    Bully hatte eine unruhige Wanderung begonnen. Drei Schritte hin, drei Schritte zurück. Er massierte nervös seine Finger.
    Unvermittelt blieb er stehen.
    „Schön", sagte er erstaunlich ruhig. „Der Pilzdom auf Gaalo ist also vermutlich weit mehr als achtunddreißigtausend Jahre alt und damit auch die Brücke in die Unendlichkeit. Wie alt ist dann die Station auf Trokan? Gab es sie schon im Arresum, bevor dieses Kuckucksei gegen unseren guten alten Mars ausgetauscht wurde? Mann, Mann, Mann, wir haben uns da einen Brocken aufgeladen, der uns hoffentlich nicht im Hals steckenbleibt."
    Das „liebte" ich so an Bully: seine gelegentlich etwas derbe Ausdrucksweise. Als wäre es erst gestern gewesen, erinnerte ich mich an seine Verwünschungen, als wir beide zum erstenmal miteinander in der Zentrifuge für den noch in weiter Ferne liegenden Mondflug trainiert hatten.
    Ich für meinen Teil hatte beim Betreten der Brücke in die Unendlichkeit das Empfinden gehabt, mich an einem durchaus angenehmen Ort zu befinden. Auf Reginald und Alaska - was war wohl mit dem ehemaligen Maskenträger geschehen? - hatte dagegen ein eiskalter, bedrohlicher Sog eingewirkt. Sie hatten sich unerwünscht gefühlt und ebenso wie ich gespürt, daß sie ihre ungehinderte Passage lediglich der Tatsache meiner Begleitung verdankten.
    War ich zudem wieder einmal gezwungen, nach Jahrtausenden zu rechnen? Der Computer im Arsenal der BaolinNda hatte mich als den Herrn des Arsenals bezeichnet. Wirklich nur der Zufall einer Funktionsstörung, oder verbarg sich weit mehr dahinter, als ich momentan erahnen konnte? Ich war vor der Zeit gekommen, aber zugleich viel zu spät.
    „Ich denke, die Stationen der Brücke entstehen nach Bedarf", widersprach ich. „Das Tor auf Trokan war keineswegs schon immer vorhanden."
    „Eine spezielle Einladung für uns? Schön. - Und wo, bei allen lausigen Geistern dieser >friedlichen< Galaxis, bleibt der nächste Pilzdom? Wir haben Bedarf!"
    Den letzten Satz sprach er überdeutlich aus, und er schaute sich so aufmerksam um, als fühlte er sich von Unsichtbaren beobachtet. Seine Wangen röteten sich, bis die Farbe in etwa der seiner Haare entsprach.
    Die Zentrifaal zeigten sich unbeeindruckt. Sie hatten von uns gehört, daß wir über die Brücke nach Plantagoo verschlagen worden waren, aber vorstellen konnten sie sich offenbar herzlich wenig darunter.
    Bullys Aufforderung blieb unbeantwortet. Doch er blickte plötzlich überrascht an mir vorbei.
    „Wir bekommen hohen Besuch", murmelte er.
     
    *
     
    Kaif Chiriatha war erschienen. Ich erkannte sie an den wulstigen Hautfalten im Schulterbereich.
    Diesmal war kein Roboter bei ihr. Allem Anschein nach vertraute sie der Aura des Friedens, die ich deutlicher als bei unserem ersten Zusammentreffen wahrnahm.
    „Ob sie sich nach unserem Befinden erkundigen will?" flüsterte Bully sarkastisch und ohne Translator.
    Die Galornin war eine stattliche Erscheinung. Ihr Alter zu schätzen fiel mir schwer; ich wußte nur, daß Galornen etliche Jahrhunderte unserer Zeitrechnung alt wurden. Nichts schien den tief in den Höhlen liegenden schwarzen Augen zu entgehen.
    „Ich hoffe, der Aufenthalt in diesen Räumen wird von euch nicht als unangenehm empfunden", begann Kaif Chiriatha. „Leider gestattet mir die Sachlage keine andere Handlungsweise."
    „Sieh dir die Zentrifaal an!" forderte ich. „Dann weißt du, daß sie über die Gefangennahme nicht eben erfreut sind."
    „Für Zentris Kinder werde ich eine Lösung finden, die ihren Gemütszustand hinreichend berücksichtigt."
    „Und für uns ...?" platzte Bully heraus.
    Natürlich hatte Kaif Chiriatha bemerkt, daß die Schaltkreise freigelegt waren. Daß sie mit keiner Miene darauf reagierte, bedeutete wohl, daß sie uns dennoch in sicherem Gewahrsam wähnte.
    „Warum habt ihr den Weg zum verbotenen Planeten Tribath gesucht?"
    „Zufall", bemerkte Bull.
    „Es ist leider so", pflichtete ich bei.
    Kaif Chiriatha glaubte uns nicht. Natürlich nicht. Wenn ich ehrlich sein soll, ich verstand ihre Zweifel.
    „Du trägst ein Passantum", fuhr die Galornin ungerührt fort. „Aber du bist kein Bote von Thoregon.
    Woher hast du das Armband?"
    Ihr Interesse galt in der Tat weniger mir selbst als dem sechs Zentimeter breiten schwarzen Armband, das ich am Handgelenk trug. Als ich es im Nebelfeld der Brücke gefunden hatte, war es noch eiförmig gewesen, aber bei dem Versuch, es eingehender zu untersuchen, hatte es sich entfaltet. Und

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