1854 - Ein Bote Thoregons
einen Sinn!" forderte ich unsere Begleiter auf. „Sucht nach neuen Träumen!
Und wenn ihr es schon nicht für euch selbst tut, dann wenigstens für eure Nachkommen."
„Ich habe neue Träume", murmelte BTerestan. „Aber sie sind nicht gut."
„Als wäre das wichtig ..." Bully ließ ein abgrundtiefes Seufzen vernehmen. „Einzig und allein die Ablenkung zählt, alles andere wird sich finden."
Die Traumdesignerin setzte sich die nadelspitzen Krallen auf die Brust. So plötzlich, daß weder Bully noch ich reagieren konnten. Falls B-Terestan zustieß, bereitete sie ihrem Leben ein häßliches Ende.
„Tu’s nicht!" rief Reginald betroffen.
B-Terestan antwortete mit einer Reihe heiserer Laute.
„Selbst dafür fehlt mir bereits der Mut. Ich bin zu feige, mich selbst zu töten", stieß sie abgehackt hervor. „Aber das werden die Galornen für mich tun. Ich träume, daß ihre Flotte über Zentrifaal-Zentrum erscheint und das Feuer eröffnet. Ein Feuersturm verbrennt die Atmosphäre, verwandelt unsere Städte in glühendes Magma. Unsere Welt wird aus der Bahn geworfen, sie zerbricht ..."
Gebannt hörten die Zentrifaal zu. Ich sah den Gesichtern an, daß die Erzählung ihnen den letzten Lebensmut raubte. Vor dem Shifting hätten sie den Faden begierig aufgenommen und weitergesponnen, heute widerte sie das alles an.
„Seit wann hast du diesen Traum?" unterbrach ich B-Terestan.
Sie schaute mich verwirrt an. „Das ist unwichtig", murmelte sie endlich. „Völlig unwichtig - wie alles andere ebenfalls."
„Ich will es dennoch wissen! B-Terestan, es könnte bedeutungsvoll sein."
Sie schwieg.
„B-Terestan", begann nun auch Bully, „gib Perry wenigstens eine Antwort!"
Gedankenverloren betrachtete die Frau ihre Nägel. Ihre Haut erschien mir eine Nuance bleicher als sonst.
„Es begann auf der Nebelwelt", sagte sie endlich, als ich schon nicht daran glaubte, daß sie überhaupt noch mit uns reden würde, „kurz vor unserem Rückzug durch den Transmitter. Ich muß verrückt geworden sein: Galornen, die einen Planeten zerstören, gibt es nicht."
„Vielleicht doch", stellte ich fest.
Selbst Bully starrte mich ungläubig an.
„Ich sollte besser sagen, es hat sie gegeben", fuhr ich fort. „B-Terestan, du hast auf der verbotenen Welt etwas gespürt, was nur dir zugänglich war. Weil du dafür empfänglich bist."
Bully verschränkte die Arme vor der Brust. Auffordernd schaute er mich an.
„Nun aber heraus mit der Sprache, Freund Rhodan!" forderte er mich auf. „Glaubst du, ich merke nicht, daß du Ballast mit dir herumschleppst? Was ist auf der Nebelwelt geschehen?"
„Sie ist ein riesiger Raumschiffsfriedhof."
„Wracks?" Der alte Freund war überrascht. Obwohl er diese Möglichkeit zweifellos in Erwägung gezogen hatte.
„Funktionstüchtige Schiffe, Bully", erklärte ich. „Die schwarzen Raumer sind seit Tausenden von Jahren stillgelegt und dienen den Galornen als eine Art Mahnmal. Ein verbotenes Museum mit den Waffen ihrer blutigen Vergangenheit."
„Die Galornen sind also nicht die Friedensengel, als die sie sich ausgeben; sie sind es nie gewesen."
Ich unterbrach Reginald mit einer schroffen Handbewegung. Für einen Moment schien er protestieren zu wollen.
„Was noch, Perry?" stieß er dann hervor.
„Menschen können sich ändern, das solltest du am besten wissen."
Nein, er verfiel nicht in den Fehler, die Betonung nur auf Menschen zu legen, dafür war er viel zu sehr galaktopolitisch engagiert. Was für Menschen galt, galt in gleicher Weise für Nichthumanoide, für Wesen, die nach unserem Selbstverständnis Insekten waren oder Echsenabkömmlinge oder ... Es gab unzählige Beispiele dafür. Nicht das Aussehen zählte - das war eine Fabel, die zum Glück Ende des 20. Jahrhunderts alter Zeitrechnung auf der Strecke geblieben war, damals, als wir Crest und Thora in ihrem havarierten Raumschiff auf dem Mond gefunden hatten und in der Folge gezwungen gewesen waren, mit vielen überholten Ansichten zu brechen.
Bully verschränkte die Arme vor der Brust. Nachdenklich begann er auf seiner Unterlippe zu kauen.
Schließlich stützte er das Kinn auf die angewinkelten Finger der linken Hand.
„Es ist verdammt an der Zeit, daß wir alles erfahren, Perry" Er blickte mich durchdringend an. „Ich wäre ebenfalls liebend gerne einer schönen Fee begegnet, die mir so allerhand flüstert ..."
*
Ob mir die Zentrifaal nur gelangweilt zuhörten oder sich wirklich für meine Geschichte
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